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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 136<br />

Wie Jean-Marc Ela im Anschluß an das Schlußdokument der Konferenz von Accra<br />

betont, ist die Geschichte des afrikanischen Kontinents jedoch<br />

nicht nur eine Geschichte der Knechtschaft und Beherrschung [...], sondern<br />

auch eine Geschichte des Kampfes und des Widerstandes gegen die Unterdrükkung,<br />

wie es die Protestbewegungen bezeugen, die über Generationen hinweg<br />

zum lebendigen Gedächtnis unseres Volkes gehören. 38<br />

Es geht hierbei zum einen um die Kenntnis und Erforschung der Widerstands- und<br />

Befreiungsgeschichte der AfrikanerInnen, wie sie z.B. in den traditionellen Überlieferungen<br />

bzw. im „Gedächtnis des Volkes“ („la mémoire du peuple“) zum Ausdruck<br />

kommt, zum anderen aber auch um die Analyse der gegenwärtigen - und insbesondere<br />

der verborgenen - Formen des Widerstandes, des „Anti-Diskurses“ (un anti-discours)<br />

des Volkes 39 und des aktiven Widerstandspotentials der afrikanischen Kultur. - Um die<br />

afrikanische Kultur und ihre Aktualität zu verstehen, genügt es von daher eben nicht,<br />

sich ausschließlich mit den traditionellen Glaubensformen, Riten, Gebräuchen und<br />

Institutionen zu beschäftigen.<br />

Zur Kontext-Analyse gehört darüber hinaus die schonungslose Analyse der Strukturen<br />

der „Kolonialkirchen“, die ebenfalls durch Dominanzverhältnisse gekennzeichnet sind;<br />

in diesem Fall ist dies die Dominanz der ehemaligen „Mutterkirchen“ aus dem Norden<br />

über die „Jungen Kirchen“ im Süden - sowohl in ökonomischer als auch in theologischer<br />

Hinsicht. Die Kirchen in der Dritten Welt und insbesondere in Afrika sind „unter<br />

Vormundschaft stehende Kirchen“ 40 , eine „abhängige Kirche unter unterdrückten Völkern“<br />

41 bzw. „Dritte Kirchen“ 42 , die - analog zur „Unterentwicklung“ der Dritten Welt<br />

im ganzen - in einer „theologischen Unterwicklung“ 43 gehalten werden.<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

„[...] l’histoire de ce continent n’est pas seulement une histoire de la servitude et de la domination mais<br />

aussi une histoire des luttes et des résistances à l’oppression comme en témoignent les mouvements de<br />

protestation qui, à travers les générations, appartiennent à la mémoire de notre peuple“; Ma foi<br />

d’Africain, S. 159 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 140).<br />

A.a.O., S. 17, spricht Jean-Marc Ela von „un anti-discours qui tend à se développer en marge du verbe<br />

officiel en s’opposant radicalement à lui. La production de ce discours est l’œuvre d’une culture qui<br />

s’intègre parfaitement dans les luttes du peuple“ („ein Anti-Diskurs, der sich vorwiegend am Rande des<br />

offiziellen Wortes entwickelt und sich diesem radikal entgegenstellt. Die Produktion dieses Diskurses ist<br />

das Werk einer Kultur, die sich völlig in die Kämpfe des Volkes integriert“; Mein Glaube als Afrikaner,<br />

S. 11). Dieser „Anti-Diskurs“ kommt z.B. in allerlei Formen des Spotts gegenüber den Herrschenden<br />

oder in symbolischen Aktionen zum Ausdruck.<br />

Vgl. ACHILLE MBEMBE, Un entretien avec Jean-Marc Ela, théologien camerounais, Spiritus 27, Nr. 104<br />

(1986), 253-261, S. 255: „La théologie africaine naît dans le contexte d’une ,Eglise sous tutelle‘.“ Jean-<br />

Marc Ela übernimmt diesen Begriff von dem kamerunischen Jesuiten MEINRAD HEBGA, Emancipation<br />

d’Eglises sous tutelle. Essai sur l’ère post-missionnaire, Paris (Présence Africaine), 1976. Jean-Marc Ela<br />

bemerkt zur allgemeinen Situation der Kirchen in Afrika: „Heute noch, nach <strong>einem</strong> Jahrhundert der<br />

Evangelisierung, bleiben die jungen afrikanischen Kirchen unter der kulturellen Vormundschaft der<br />

westlichen Mutterkirchen.“ Mein Glaube als Afrikaner, S. 7 („Aujourd’hui encore, les jeunes chrétientés<br />

restent soumises, après cent ans d’évangélisation, à la tutelle culturelle des Églises-mères“).<br />

„Eglise dépendante parmi les peuples opprimés“; Le Cri de l’homme Africain, S. 15 (African Cry, S. 6).<br />

Vgl. a.a.O., S. 129 (African Cry, S. 106): „les Eglises du ,tiers monde‘ [...] ne sont-elles pas en définitive<br />

des ,tierce-Eglises‘?“; der Begriff geht zurück <strong>auf</strong> ANSELME TITIANMA SANON, Tierce Église, ma mère, ou la<br />

conversion d’une communauté païenne au Christ, Paris, 1972.<br />

Vgl. Le Cri de l’homme Africain, S. 129 (African Cry, S. 106): „les Eglises d’Afrique souffrent d’un<br />

véritable sous-développement de la théologie“ und GIUSEPPE CAVALLINI, The Synod, a step to the council.<br />

„Nigrizia“ interviews Jean-Marc Ela, Idoc Internazionale 25, Nr. 1 (1994), 20-24, S. 23: „it would seem

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