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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 88<br />

die weiß ist - zu gehören, wohingegen schwarz sein bedeutete, der - schwarzen - „Barbarei“<br />

verfallen zu sein.<br />

Jean-Marc Ela betont die Tatsache, daß der europäische Imperialismus das Christentum<br />

für seine Zwecke maßgeblich vereinnahmt hatte:<br />

<strong>Das</strong> Eindringen des Westens in die überseeischen Länder ist das Ereignis, das<br />

die „Gefangenschaft“ des Evangeliums klar ans Licht bringt; dieses Eindringen<br />

stützte sich ideologisch <strong>auf</strong> die Christianisierung der beherrschten Völker, indem<br />

es sich durch diese a priori und a posteriori legitimierte. 114<br />

<strong>Das</strong> Christentum <strong>wurde</strong> instrumentalisiert für die „Zivilisierung“ der Kolonisierten,<br />

was insbesondere den Kampf gegen die traditionellen religiösen und sozialen Praktiken<br />

implizierte. Um Zugang zum Glauben haben zu können, mußte Afrika „sterben“, d.h.,<br />

alles ablegen, was auch nur irgendwie afrikanisch war. So ergaben sich für die missionierende<br />

Kirche zwei unabdingbare Aufgaben: der Kampf gegen den afrikanischen<br />

„Aberglauben“ und die Öffnung Afrikas für die europäische Kultur.<br />

Die zentrale Erkenntnis Jean-Marc Elas aus der afrikanischen Missionsgeschichte,<br />

insbesondere aus der Ergebenheit der Missionare den kolonialen Regierungen gegenüber,<br />

ist die, „daß das Evangelium, wie es in der Geschichte gelebt und erlebt wird,<br />

nicht neutral ist. In dieser Hinsicht ist das heimliche Einverständnis zwischen Glaube<br />

und Kapital(e) 115 das Unglück Afrikas in der Neuzeit.“ 116<br />

Die Bemühungen im Kampf gegen die traditionellen Praktiken konnten jedoch nicht<br />

deren Abschaffung bewirken:<br />

In dieser Hinsicht ist für den Westen und die Kirchen das Weiterbestehen der<br />

afrikanischen Religionen und ihre Vitalität besonders erstaunlich. Dieses Phänomen<br />

ist nicht nur <strong>auf</strong> die ländliche Welt begrenzt, wo religiöse Faktoren ein<br />

gewohnheitsmäßiger Bezugspunkt sind; es bestätigt sich auch durch die Invasion<br />

der religiösen Traditionen in die Städte, welche die Zentren der Ausbreitung<br />

des „Modernismus“ sind. Wenn das Verschwinden dieser Religionen abgewartet<br />

werden muß, um die afrikanischen Völker dem Elend und der Unterdrükkung<br />

entrinnen zu sehen, dann scheint es wohl so, daß diese Zeit noch nicht gekommen<br />

ist. 117<br />

114 „La pénétration occidentale dans les pays d’outre-mer est l’événement qui met en lumière cette<br />

,captivité‘ de l’Evangile; cette pénétration s’appuie idéologiquement sur la christianisation des peuples<br />

dominés, en se justifiant a priori comme a posteriori, par elle“; ebd. (African Cry, S. 43).<br />

115 Die englische Übersetzung (African Cry, S. 43) interpretiert „capital“ im Sinne von „Hauptstadt“ (wörtlich:<br />

„regime of the colonizing country“), was durch den unmittelbaren inhaltlichen Kontext näher zu<br />

liegen scheint. Damit ist dann die nationalistische Gefangenschaft und letztlich Selbst<strong>auf</strong>gabe des Glaubens<br />

angesprochen. Da sich aber im Rahmen des gesamten Denkens von Jean-Marc Ela auch die Bedeutung<br />

von „Kapital“ <strong>auf</strong>drängt, und da für Jean-Marc Ela beide Bedeutungen gleichermaßen Gewicht<br />

haben, gehe ich davon aus, daß die Doppeldeutigkeit bewußt so gewollt ist. Deshalb lasse auch ich es in<br />

der Übersetzung offen.<br />

116 „[...] que l’Evangile vécu dans l’histoire n’est pas neutre. Sur le terrain, la collusion de la foi avec le<br />

capital a constitué le malheur de l’Afrique dans le temps modernes“; a.a.O., S. 57 (African Cry, S. 43).<br />

117 „A cet égard, la grande surprise pour l’Occident et les Eglises c’est la persistance des religions africaines<br />

et leur vitalité. Ce phénomène n’est pas limité au monde rural où les facteurs religieux demeurent une<br />

référence coutumière; il se vérifie aussi par l’invasion des traditions religieuses dans les villes elles-

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