Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 143<br />
AfrikanerInnen, sondern ebenso von der Notwendigkeit einer „Relektüre der afrikanischen<br />
Kultur“. Hier erweisen sich auch die Grenzen eines primär kulturellen 66 Ansatzes<br />
der afrikanischen Theologie. 67<br />
Die Bibel muß <strong>auf</strong> dem Hintergrund ihres eigenen sozio-historischen Kontextes<br />
als Reflexion bestimmter (historischer) Erfahrungen verstanden werden. Ihre<br />
implizite Hermeneutik hat dabei für ein heutiges Glaubens- und Theologieverständnis<br />
einen paradigmatischen Charakter.<br />
Die hermeneutische Funktion der Theologie setzt einen methodischen Ansatz voraus,<br />
der „der gleiche ist wie derjenige der Bibel. Diese ist - im Leben des Volkes Gottes -<br />
eine un<strong>auf</strong>hörliche Reflexion, ein immer neues Wieder<strong>auf</strong>greifen des fundamentales<br />
Sinns der biblischen Botschaft und der Verheißung des Heils inmitten der vom Volk<br />
Gottes erlebten Ereignisse und Geschichte.“ 68 <strong>Das</strong> Paradigma par excellence für diesen<br />
„fundamentalen Sinn“ und seine (Re-)Interpretation im Rahmen der Geschichte stellt<br />
ohne Zweifel der Exodus dar - das zentrale Ereignis der „Heilsgeschichte“, durch das<br />
66<br />
67<br />
68<br />
A.a.O., S. 209, spricht Jean-Marc Ela im Hinblick <strong>auf</strong> den vorherrschenden - „kulturellen“ - Ansatz der<br />
afrikanischen Theologie, der sich primär um die Begegnung zwischen dem christlichen Glauben und<br />
den afrikanischen Kulturen bemüht, von <strong>einem</strong> „primat de l’approche anthropologique“ („Primat des<br />
anthropologischen Ansatzes“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 188). Diese Terminologie darf jedoch keinesfalls<br />
mit derjenigen verwechselt werden, die Manas Buthelezi z.B. in seiner Heidelberger Vorlesung<br />
von 1972 gebraucht; vgl. MANAS BUTHELEZI, Ansätze afrikanischer Theologie im Kontext von Kirche in<br />
Südafrika, in: ILSE TÖDT (Hg.), Theologie im Konfliktfeld Südafrika. Dialog mit Manas Buthelezi (Studien<br />
zur Fiedensforschung; Bd. 15), Stuttgart (Ernst Klett) und München (Kösel), 1976, 33-132. Manas Buthelezi<br />
unterscheidet hier zwischen <strong>einem</strong> „ethnographischen“ (S. 111-121) und <strong>einem</strong> „anthropologischen“<br />
Ansatz (S. 121-129) afrikanischer Theologie, wobei er mit „ethnographischem Ansatz“ den von<br />
Jean-Marc Ela als „kulturell“ bzw. „anthropologisch“ charakterisierten Ansatz meint, insofern dieser<br />
„von Elementen der traditionellen afrikanischen Weltanschauung ausgeht, die literarisch als ethnographische<br />
Rekonstruktion vorliegt“ (S. 115). Der von Manas Buthelezi so genannte und für sich reklamierte<br />
„anthropologische Ansatz“ ist eher demjenigen von Jean-Marc Ela vergleichbar, insofern sein<br />
Ausgangspunkt „nicht eine ethnographisch rekonstruierte Weltanschauung, sondern der afrikanische<br />
Mensch selber“ ist (S. 121). Dieser Ansatz setzt ein „mit der Initiative des afrikanischen Menschen im<br />
Kontext seiner gegenwärtigen existentiellen Situation“ (S. 124). Manas Buthelezi sieht das „Grundproblem<br />
einheimischer Theologie in Afrika“ weniger darin, „welchen Inhalt eine solche Theologie haben<br />
müsse (ethnographischer Ansatz), sondern wer sie macht: das Problem ihrer causa efficiens, des afrikanischen<br />
Menschen selbst (anthropologischer Ansatz)“ (S. 129 [kursiv im Orig.]). In dieser Hinsicht besteht<br />
zwischen beiden Theologen eine große Verwandtschaft; mir ist aber nicht bekannt, daß sie sich<br />
<strong>auf</strong>einander beziehen würden. In Le rôle des Eglises dans la libération du continent africain, Bulletin de<br />
Théologie Africaine 6, Nr. 12 (1984), 281-302, S. 298, deutet Jean-Marc Ela an, daß es eigentlich unnötig<br />
sei, die „convergences profondes“ mit der theologischen Reflexion in Südafrika extra hervorzuheben.<br />
Als Beispiel „unter anderen“ nennt er jedoch ausschließlich „les travaux d’Albert Nolan et son<br />
équipe“.<br />
Der kulturelle Ansatz antwortet <strong>auf</strong> eine fundamentale Sorge afrikanischer ChristInnen: „Wie Christ<br />
sein ohne <strong>auf</strong>zuhören Afrikaner zu sein?“ („être chrétien sans cesser d’être africain“ ); ACHILLE MBEMBE,<br />
Un entretien avec Jean-Marc Ela, théologien camerounais, Spiritus 27, Nr. 104 (1986), 253-261; S.<br />
254. „Aber es müssen sehr wohl auch die Grenzen eines kulturellen Ansatzes für die Fragen des Glaubens<br />
gesehen werden, insofern dieser nicht die Herausforderungen eines Afrikas <strong>auf</strong>nimmt, das sich im<br />
Wandel befindet und durch Konflikte hindurchgeht, die zu einer Relektüre der afrikanischen Kultur<br />
selbst zwingen“; („Mais il faut bien tenir compte des limites d’une approche culturelle des questions de<br />
la foi qui n’assume pas les défis d’une Afrique en mutation et traversée par des conflits qui obligent à relire<br />
la culture africaine elle-même“); a.a.O., S. 255.<br />
„[...] que la démarche qu’elle présuppose est celle-là même de la Bible. Celle-ci n’a cessé d’être, dans la<br />
vie du peuple de Dieu, une réflexion, une reprise du sens fondamental du message biblique et de la<br />
Promesse de salut au sein des événements et de l’histoire vécu par le peuple de Dieu“; Le Cri de l’homme<br />
Africain, S. 41 (African Cry, S. 29).