Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 152<br />
eigenen Beinen gehen und selbst ihr eigenes Leben leben. Die Funktion von Intellektuellen,<br />
die sich organisch in das Leben der Gemeinschaft einfügen, läßt sich am ehesten<br />
als eine „mäeutische“ charakterisieren. Des weiteren kann ihr Beitrag darin bestehen,<br />
bei der Analyse der Ursachen der Armut und des Elends und bei der Demaskierung<br />
ihrer ideologischen Verschleierung behilflich zu sein. Außerdem können sie Informationen<br />
über Erfahrungen aus anderen Kontexten einbringen.<br />
3.4 „Konkretionen“ - Praxisebenen<br />
Im folgenden versuche ich, verschiedene Ebenen der theologischen Praxis Jean-Marc Elas zu<br />
differenzieren. Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Jean-Marc Elas theologische Methode<br />
von seiner missionarischen und pastoralen zu trennen. Zum einen vereinigt er in seiner Person<br />
sowohl den Theologen als auch den Missionar wie auch den Pastoralarbeiter, zum anderen sind<br />
seine theologischen Texte stark biographisch geprägte Reflexionen seiner pastoralen und missionarischen<br />
Praxis und der sich daraus ergebenden Einsichten und Problemstellungen. Wenn auch<br />
nicht zu trennen, so versuche ich dennoch folgende Differenzierung: Jean-Marc Ela als Missionar,<br />
als Pastoralarbeiter und als theologischer Schriftsteller.<br />
3.4.1 Jean-Marc Ela als Missionar<br />
Nicht Bekehrung der „Heiden“ ist das missionarische Anliegen von Jean-Marc Ela,<br />
sondern die Vermittlung des befreienden Impulses des Evangeliums, d.h. Verkündigung<br />
des Evangeliums als wirkliche gute Nachricht für die ganz konkreten Menschen,<br />
unter denen er wirkt. Dies impliziert, sich zuerst einmal völlig <strong>auf</strong> die Menschen vor<br />
Ort einzulassen, um sie, ihre Lebensweise, ihre Wertvorstellungen, ihre Weltanschauung,<br />
ihre Lebensbedingungen und ihre Probleme wirklich kennenzulernen - oder theologisch<br />
ausgedrückt: sich in ihre Welt zu inkarnieren.<br />
Missionarisches, aber auch pastorales, Ziel ist es, zur Entstehung von „Evangeliums-<br />
Gemeinschaften“ beizutragen, in denen die Menschen „ihr Leben und ihre Zukunft<br />
IMMANUEL KANT (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?). JOHANN GEORG HAMANN äußert sich dazu<br />
in <strong>einem</strong> Brief v. 18. Dez. 1784 an (den gemeinsamen Freund) Christian Jakob Kraus u.a. folgendermaßen:<br />
„Nur liegt mir das πρωτον ψευδος [...] in dem vermaledeiten adjecto oder Beiworte: selbstverschuldet.<br />
[...] Wer ist aber der unbestimmte Andere [...]? Antwort: der leidige Vormund, der als das<br />
correlatum des Unmündigen implicite verstanden werden muß. Dies ist der Mann des Todes [Anspielung<br />
<strong>auf</strong> 2 Sam 12,7]. [...] Die Unmündigkeit ist also nicht weiter selbst verschuldet, als in so fern sie<br />
sich der Leitung eines blinden oder unsichtbaren [...] Vormundes und Führers überläßt. [...] Worin besteht<br />
nun das Unvermögen oder die Schuld des fälschlich angeklagten Unmündigen? In seiner eigenen<br />
Faulheit und Feigheit? Nein, in der Blindheit seines Vormundes, der sich sehend ausgibt, und eben deshalb<br />
alle Schuld verantworten muß. [...] Alles Geschwätz [...] der eximierten Unmündigen, die sich zu<br />
Vormündern der selbst unmündigen, aber mit couteaux de chasse und Dolchen versehenen, Vormündern<br />
<strong>auf</strong>zuwerfen, ein kaltes unfruchtbares Mondlicht ohne Aufklärung für den faulen Verstand und<br />
ohne Wärme für den feigen Willen [...] Meine Verklärung der Kantischen Erklärung läuft also dar<strong>auf</strong><br />
hinaus, daß wahre Aufklärung in <strong>einem</strong> Ausgang des unmündigen Menschen aus einer allerhöchst<br />
selbstverschuldeten Vormundschaft bestehe. [...] Freilich kommt es dar<strong>auf</strong> an, die beiden Naturen eines<br />
Unmündigen und eines Vormundes zu vereinigen [...] hier liegt eben der Knoten der ganzen politischen<br />
Aufgabe.“ Vgl. ELFRIEDE BÜCHSEL, Aufklärung und christliche Freiheit: J. G. Hamann contra I. Kant,<br />
NZSTh 4 (1962), 133-157.