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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 90<br />

Äußerung religiösen Lebens ausgelöscht hätte. Die Verbannung der Religion<br />

aus der säkularen Gesellschaft - vielleicht findet sie morgen statt. In den gegenwärtigen<br />

Verhältnissen begegnet uns - selbst in den materialistischsten Zivilisationen<br />

- sehr wohl eine Art diffuser Religion, die sich nur nicht als solche<br />

ausgibt. 121<br />

Die Mythen der modernen Gesellschaft erweisen die Ansicht als Illusion, „daß der<br />

Triumph der wissenschaftlichen Rationalität den modernen Menschen von Verhaltensstrukturen<br />

oder Mentalitäten befreit hätte, die ,archaischen‘ Gesellschaften zugeschrieben<br />

werden“ 122 . Wenn also Wissenschaft und Mythos sich nicht gegenseitig ausschließen,<br />

dann kann der Mythos bzw. die traditionelle afrikanische Religion nicht das zentrale<br />

Hindernis für die Entwicklung Afrikas sein, dessen Beseitigung dann die Lösung<br />

aller Probleme wäre. Jean-Marc Ela betont den trügerischen und ideologischen Charakter<br />

einer solchen Sicht der Dinge:<br />

Es ist eine Illusion zu glauben, daß die Entwicklung des Menschen - in Afrika -<br />

darin besteht, von der magisch-religiösen Mentalität zur wissenschaftlichen und<br />

technischen Mentalität überzugehen. Darüber hinaus gibt es da eine Problematik<br />

der Unterentwicklung, die <strong>auf</strong> Ideologie, nicht <strong>auf</strong> Wissenschaft beruht. [...] Alles<br />

geschieht so, als ob es eine „von der Vorsehung auserkorene“ Zivilisation<br />

gebe: Die „traditionellen“ Gesellschaften, bedacht <strong>auf</strong> Harmonie und Konformität<br />

mit der Vergangenheit, würden den Westen brauchen, um dynamisch, kritisch<br />

und historisch zu werden - alles, was den Stempel des Geistes trägt, der<br />

sich laut Hegel seit Griechenland in der europäischen Geschichte inkarniert hat.<br />

Der Westen sei also da, um die Defizite der anderen Gesellschaften auszugleichen.<br />

123<br />

Diese Ideen sind einerseits die Grundlage des Rassismus, dessen Objekt diejenigen<br />

Völker und sozialen Gruppen sind, die als „unterentwickelt“ gelten, andererseits tragen<br />

sie bei zur Verschleierung der wirklichen Natur der „Unterentwicklung“, die kein Verhängnis<br />

der Natur ist, sondern die Folge von Beherrschung und Abhängigkeit, wofür<br />

121 „Voir dans les religions traditionnelles un frein au développement, c’est supposer que l’Occident est<br />

parfaitement innocent dans la situation où se trouve l’Afrique depuis la traite des Nègres. Autrement dit,<br />

les causes de la misère des masses africaines ont cessé d’être économiques et politiques. On préfère alors<br />

parler des peuples dominés par le ,mythe‘, comme si, en Europe, les mythes ne proliféraient pas et que le<br />

progrès scientifique et technique avait anéanti toute manifestation de la vie religieuse. L’exil de la<br />

religion dans la société séculière est peut-être pour demain. Dans les conditions présentes, on se trouve<br />

bel et bien, même dans les civilisations plus matérialistes, devant une sorte de religion diffuse qui<br />

n’avoue pas son nom“; ebd.<br />

122 „[...] que le triomphe de la rationalité scientifique ait libéré l’homme moderne des structures de<br />

comportement ou des formes de mentalité attribuées aux sociétés ,archaïques‘ “; a.a.O., S. 59 (African<br />

Cry, S. 45).<br />

123 „C’est une illusion de croire que le développement de l’homme, en Afrique, consiste à passer de la<br />

mentalité magico-religieuse à la mentalité scientifique et technique. Bien plus, c’est là une<br />

problématique du sous-développement qui relève de l’idéologie, non de la science. [...] Tout se passe<br />

comme s’il existait une civilisation ,providentielle‘: les sociétés ,traditionnelles‘, soucieuses d’harmonie<br />

et de conformité avec le passé auraient besoin de l’Occident pour devenir dynamiques, critiques et<br />

historiques: tous les traits qui portent la marque de l’Esprit qui, depuis la Grèce, s’est incarné selon<br />

Hegel dans l’histoire européenne. L’Occident serait donc là pour combler ce qui manque aux sociétés<br />

différentes“; ebd.

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