Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schluß 240<br />
Schlußresümee<br />
Im Kontext einer ,neuen Unübersichtlichkeit‘ und einer ,postmodernen Beliebigkeit‘<br />
bietet Jean-Marc Elas Prinzip, „die Welt aus der Perspektive des Kreuzes zu betrachten“,<br />
einen Ansatz, der dazu befähigt, diese Unübersichtlichkeit zu durchschauen. Wie<br />
die Welt tatsächlich ist, läßt sich noch immer am angemessensten aus der Perspektive<br />
der Opfer ihrer ,herrschenden Unordnung‘ begreifen und beurteilen. Und daß diese<br />
systemimmanente Produktion von Opfern nicht nur, aber insbesondere auch, aus biblisch-theologischer<br />
Perspektive nicht hinnehmbar ist, ist ein Wert, der die Beliebigkeit<br />
zweifellos als hinfällig erscheinen läßt. Mehr noch, die Rede von der ,neuen Unübersichtlichkeit‘<br />
und der ,postmodernen Beliebigkeit‘ erweisen sich aus dieser Perspektive<br />
geradezu als ideologische Legitimierung von Verhältnissen, deren kollektive Bewältigung<br />
den Menschen scheinbar längst schon aus den Händen geglitten ist. Denn wären<br />
sie Produkt bewußter Gestaltung - wie könnten sie dann so unübersichtlich erscheinen?<br />
Aber gerade um die bewußte Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse müßte es<br />
gehen. Auch wenn es offen ist - offen sein muß -, wor<strong>auf</strong> eine solche hinausl<strong>auf</strong>en<br />
wird oder würde, so kann von Beliebigkeit keine Rede sein. Es ist eine kollektive Aufgabe,<br />
bei deren Inangriffnahme niemand ausgegrenzt werden darf. Jeder und jede muß<br />
die gleichberechtigte Möglichkeit haben, sich an der Gestaltung der gemeinsamen<br />
Lebensbedingungen zu beteiligen. Nur so kann der Mensch letztlich Subjekt seiner<br />
eigenen Geschichte werden. Es ist ja nicht so, daß nur in der Dritten Welt die gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse wie ein Fatum erscheinen, <strong>auf</strong> das wir keinen direkten Einfluß<br />
hätten. Was hier bei uns unter dem Stichwort ‚Politikverdrossenheit‘ bekannt ist,<br />
scheint mir letztlich <strong>auf</strong> <strong>einem</strong> Fatalismus zu beruhen, der jedoch in den realen Verhältnissen<br />
begründet ist. Haben zumindest einige noch die Möglichkeit, am Markt zu<br />
partizipieren - sofern sie denn etwas zu Markte zu tragen haben, und sei es auch nur<br />
ihre ,nackte Haut‘ -, so scheinen seine ,Spielregeln‘ doch im allgemeinen unantastbar<br />
zu sein. Gibt es überhaupt jemanden, der für diese Spielregeln verantwortlich ist? Sind<br />
sie denn nicht naturgegeben? - Solchermaßen sind die gesellschaftlichen Machtverhältnisse,<br />
die die Herrschenden nur als besondere Günstlinge eines natürlichen Schicksals<br />
erscheinen lassen, wenn diese denn im Bewußtsein der Öffentlichkeit überhaupt<br />
präsent sind. Da ist es schwer nachzuvollziehen, daß die Allmächtigkeit der Herrschaft<br />
dieses ‚Schicksals‘ letztendlich „nur“ <strong>auf</strong> der Macht jedes und jeder einzelnen beruht,<br />
die er oder sie abgibt, indem er oder sie sich diesem Schicksal fügt, mitmacht, funktioniert<br />
... Klar, so einfach läßt sich hier nicht aussteigen, es ist tatsächlich schwierig,<br />
seinen Lebensunterhalt <strong>auf</strong> eine andere Weise zu erarbeiten - was freilich beweist,<br />
welch totalitären Charakter dieses herrschende System in Wirklichkeit hat, im Widerspruch<br />
zu aller Rhetorik von ,Freiheit‘ und ,Demokratie‘. Nur nebenbei bemerkt: Die<br />
neuerliche Rede von ‚Friedenstruppen‘ der NATO im Hinblick <strong>auf</strong> den Krieg in Ex-<br />
Jugoslawien macht den Fortschritt ,Orwell’scher Verhältnisse‘ erschreckend deutlich<br />
..., 1984 liegt nun auch schon mehr als 10 Jahre zurück!<br />
Jean-Marc Ela betont, daß der Mensch von Gott als Schöpfer geschaffen ist. Er selbst<br />
und die Welt sind eine Aufgabe, die zu bewältigen untrennbar zum Schöpfungs<strong>auf</strong>trag<br />
und zum Menschsein des Menschen gehört. Es ist ein herausragendes Charakteristikum<br />
des Menschen, daß er - prinzipiell - fähig ist, die Gestaltung seiner Lebensbedingungen<br />
selbst und bewußt in die Hand zu nehmen. Zu dieser Erkenntnis bedarf es zwar nicht