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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 80<br />

Religion der Weißen gilt, dadurch, daß es einen Stil des Christseins verkörpert, der den<br />

afrikanischen Kulturen fremd ist. So blieb auch die afrikanische Kirche in ihrer Organisation<br />

lange Zeit „eine fremde Institution, eine Zeugin für den kolonisierenden Westen“<br />

89 . Vielleicht ist die Kirche <strong>auf</strong> der Ebene der Dorfkatechist(Inn)en autochthon,<br />

aber <strong>auf</strong> der institutionellen Ebene, <strong>auf</strong> der Ebene der Führungskräfte und der Ressourcen<br />

ist sie europäisch. So sind denn die Missionskirchen zu Beginn des 20. Jahrhundert<br />

bloße „Anhängsel der Mutterkirchen, ohne eigene Persönlichkeit“ 90 , die ihr Personal<br />

und ihre finanziellen Mittel aus dem Ausland beziehen. <strong>Das</strong> Erbe der Mission, wie sie<br />

im Kontext der Kolonisation praktiziert <strong>wurde</strong>, ist die Abhängigkeit der Kirchen des<br />

Südens von den Kirchen des Nordens. 91<br />

Speziell zur kamerunischen Missionsgeschichte möchte ich noch einen Aspekt hervorheben:<br />

Im allgemeinen - und insbesondere in Kamerun selbst - gilt Alfred Saker als der<br />

Vater der Mission in diesem Land. Dies trifft jedoch nicht zu. Es stimmt zwar, daß die<br />

ersten Missionare, die nach Kamerun kamen, Protestanten waren. Der allererste jedoch<br />

war Joseph Merrick, ein schwarzer Baptist aus Jamaika. Nach seiner Ankunft im später<br />

so genannten Kamerun Ende des Jahres 1843 begründete er in Bell-Town (Douala) die<br />

kamerunische Mission. 1844 gründete er eine weitere Missionsstation in Bimbia. Er<br />

übersetzte die Bibel in die Sprache der Menschen von Bimbia (Isubu), richtete eine<br />

Druckerei ein und entwickelte eine Maschine, die es ermöglichte, Ziegel aus lokalen<br />

Materialien herzustellen. 1849 starb Joseph Merrick <strong>auf</strong> einer Reise nach England. 92<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

haben, auch seinen c o l o n i s a t o r i s c h e n B e r u f <strong>auf</strong>s Neue zu bethätigen“ (S. 108). Zu Friedrich Fabri<br />

vgl. auch KLAUS J. BADE, Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit. Revolution - Depression<br />

- Expansion (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte; Bd. 13), Freiburg i.Br. (Atlantis),<br />

1975 (= überarbeitete Diss. Erlangen, 1971/72).<br />

„[...] une institution étrangère, un témoin de l’Occident colonisateur“; a.a.O., S. 34 (African Cry, S. 23).<br />

- Diesen Fakt dürfte Jean-Marc Ela im Blick haben, wenn er in Ma foi d’Africain, S. 198, von „le drame<br />

des Églises nées de l’expansion de l’Occident à la conquête du monde, dans le cadre d’une alliance entre<br />

la puissance politique et le pouvoir culturel“ spricht („das Drama der Kirchen, die aus der bis zur Welteroberung<br />

führenden Expansion des Westens geboren <strong>wurde</strong>n, im Rahmen eines Bündnisses zwischen<br />

politischer Gewalt und kultureller Macht“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 177).<br />

„[...] appendices des Eglises métropolitaines, sans personnalité propre“; ebd. - Angesichts des lange Zeit<br />

vorrangigen Interesses der Mission, das Ideal eines eurozentristisch verstandenen Christentums einfach<br />

in die „neuen Welten“ zu übertragen, ist dies auch nicht weiter erstaunlich. War die Mission doch erfüllt<br />

von dem Traum, in diesen Ländern „die Einheit der Glaubens, der Kultur und des Lebensstils wiederherzustellen,<br />

die im Herzen des alten Europas in der Auflösung begriffen war“; Mein Glaube als<br />

Afrikaner, S. 177 („de rétablir l’unité de foi, de culture et de style de vie qui était en train de se défaire<br />

au cœur de la vieille Europe“; Ma foi d’Africain, S. 198).<br />

Da sich diese Analyse der afrikanischen Missionsgeschichte primär mit deren sozio-ökonomischen Basis<br />

befaßt und von daher weniger den kirchenpolitischen Kontext im Blick hat, aus dem heraus die Mission<br />

entstanden ist, und durch den sie entscheidend geprägt war, möchte ich noch einen Aspekt ergänzen,<br />

den auch Jean-Marc Ela an anderen Stellen des öfteren anspricht, nämlich den, daß Afrika - von katholischer<br />

Seite aus - im Geist und Kontext der Gegenreformation evangelisiert <strong>wurde</strong>; so z.B. in Ma foi<br />

d’Africain, S. 199 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 178) und passim. Vgl. für die protestantische Seite z.B.<br />

WERNER USTORF, der bei seinen Studien zur Geschichte der Norddeutschen Mission festgestellt hat, „daß<br />

der schließlich nach Afrika getragene Missionsgedanke geprägt war vom Abwehrkampf gegen ein neues,<br />

in den Revolutionsjahren um 1848 herum entstandenes Verständnis der christlichen Tradition, nämlich<br />

eine revolutionäre, radikaldemokratische Theologie“. (Theologie im revolutionären Bremen 1848-<br />

1852. Die Aktualität Rudolph Dulons, Bonn (Pahl-Rugenstein), 1992, S. 6).<br />

Siehe AARON SUH NEBA, Modern Geography of the Republic of Cameroon, Camden, New Jersey (Neba<br />

Publishers), 1987 2 , S.2.

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