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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 93<br />

Situation war es gerade die Religion, welche die Entstehung eines kritischen Bewußtseins<br />

ermöglichte: <strong>„Der</strong> messianische Protest in der kolonialen Situation bezeugt - in<br />

Wirklichkeit -, daß die im afrikanischen Milieu gelebte und erlebte Religion der Ort<br />

gewesen ist, an dem sich ein kritisches Bewußtsein herausbildete.“ 129<br />

Die Messianismen, die während der letzten hundert Jahre in Afrika entstanden (z.B.<br />

der <strong>auf</strong> Simon Kimbangu zurückgehende Kimbanguismus im Kongo 130 ), verkörpern<br />

dieses kritische Bewußtsein insofern, als sie einen Versuch einer umfassenden Interpretation<br />

der Situation Afrikas in <strong>einem</strong> Kontext der Beherrschung darstellen:<br />

Innerhalb des kolonialen Systems, in dem die Kulturen <strong>auf</strong>einanderprallen, ist<br />

der Messianismus ein verzweifelter Versuch, all die Zwänge gemeinsam zu reflektieren,<br />

die durch die verschiedenen Formen der Unterdrückung <strong>auf</strong>erlegt<br />

worden sind. Da, wo ein schwarzer Prophet <strong>auf</strong>taucht, erwacht ein neues Bewußtsein<br />

des Menschen und seiner historischen Situation. Der Messianismus<br />

wird in einer beherrschten Gesellschaft geboren, die sich über ihre abhängige<br />

Situation bewußt wird. Die aus der Predigt eines aus ihrem Milieu stammenden<br />

Propheten hervorgegangene Gemeinschaft widmet ihr vorrangiges Interesse der<br />

Situation der Gewalt, der sie unterworfen ist, und sucht <strong>auf</strong> der politischreligiösen<br />

Ebene eine Lösung für ihre Konflikte. 131<br />

So verkörpern die unabhängigen Kirchen, die sich von ihren Mutterkirchen loslösen,<br />

sowohl eine kritische Analyse der kolonialen Situation als auch die Absage an eine<br />

unterdrückerische und entfremdende Gesellschaft. Im übrigen belegen die Angriffe <strong>auf</strong><br />

die messianischen Bewegungen und die Verfolgung der afrikanischen Religionen<br />

129 „En réalité, la protestation messianique dans la situation coloniale atteste que la religion vécue en milieu<br />

africain a été le lieu où s’élabore une conscience critique“; ebd.<br />

130 Vgl. dazu z.B. WERNER USTORF, Afrikanische Initiative. <strong>Das</strong> aktive Leiden des Propheten Simon Kimbangu<br />

(Studien zur interkulturellen Geschichte des Christentums; Bd. 5), Bern (Herbert Lang), Frankfurt am<br />

Main (Peter Lang), 1975. Er charakterisiert den Kimbanguismus folgendermaßen: „Nur für wenige<br />

Monate wirkte 1921 [...] Simon Kimbangu (1889-1951) als Heiler, Prediger und Prophet im Unteren<br />

Kongo (Belgisch-Kongo). Der von Kimbangu hervorgerufene und trotz kolonialer Repressionsmaßnahmen<br />

stark expandierende Kimbanguismus bedeutete einen tiefgreifenden Versuch, die unter der<br />

Fremdherrschaft erfahrene politische Entmündigung, die Zerstörung kultureller und sozialer Bindungen<br />

[...] sowie die allgemeine Bedrohung von Krankheit und Tod, gegen die sich viele Afrikaner weder<br />

durch die diskreditierte traditionelle Religion noch durch das Missionschristentum ausreichend geschützt<br />

fühlten, <strong>auf</strong> dem Wege christlicher, <strong>auf</strong> die konkret-afrikanische Leidenssituation bezogener<br />

Heilsgewißheit zu überwinden und dadurch sinnhafte Ganzheit menschlicher Existenz wiederherzustellen.<br />

[...] Kimbangu formulierte erstmals für die ländlichen Massen des Kongo den entwürdigenden<br />

Zustand einer anmaßenden weißen Dominanz und den Anspruch der Unterdrückten <strong>auf</strong> Würde und<br />

Selbstbestimmung, was sich in der Gründung einer unabhängigen schwarzen Kirche, eigener Schulen<br />

und vor allem in <strong>einem</strong> direkt-afrikanischen, außerhalb der Missionskirche gewonnenen Zugang zum<br />

Gott der Schrift ausdrückte. Indem Kimbangu den Tatbestand erzwungener Inferiorität und deren<br />

Überwindung in Worte und Handlungen faßte [...] - und zwar in der afrikanischen Interpretation biblischer<br />

Vorstellungen -, <strong>wurde</strong> die Situation für die Afrikaner gedanklich überhaupt erst bewußt und<br />

<strong>auf</strong>hebbar“ (S. 34f).<br />

131 „A l’intérieur du système colonial où s’affrontent les cultures, le messianisme est une tentative<br />

désespérée pour penser ensemble toutes les contraintes imposées par les formes multiples d’oppression.<br />

Là où surgit un prophète noir, là s’éveille une nouvelle conscience de l’homme et de sa situation<br />

historique. Le messianisme naît dans une société dominée qui prend conscience de sa situation<br />

dépendante. La communauté, née de la prédication d’un prophète issu du milieu, s’intéresse à la<br />

situation de violence qui lui est faite et elle cherche au plan politico-religieux une solution à ses<br />

conflits“; Le Cri de l’homme Africain, S. 61f (African Cry, S. 47).

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