Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 115<br />
bei näherer Betrachtung als „eng mit den Interessen der herrschenden Klassen verbunden.<br />
<strong>Das</strong> Gesundheitswesen bleibt in großem Maße ein medizinischer Dienst für die<br />
Funktionäre.“ 224 Die Mehrheit der Bevölkerung jedoch kann kaum die Kosten für die<br />
Arzneimittel <strong>auf</strong>bringen, die dann ihr ohnehin schon schmales Budget für den Lebensunterhalt<br />
noch zusätzlich belasten. Obendrein konzentrieren sich die medizinischen<br />
Einrichtungen und Fachkräfte vorrangig <strong>auf</strong> solche Gebiete, in denen die Bevölkerung<br />
über eine gewisse K<strong>auf</strong>kraft verfügt, also in erster Linie <strong>auf</strong> die Städte - insbesondere<br />
<strong>auf</strong> die Hauptstadt - und gegebenenfalls <strong>auf</strong> solche Gebiete, in denen es große Plantagen<br />
gibt (z.B. Kaffee oder Kakao). 225 Auch hinsichtlich der Bettenzahl der Krankenhäuser<br />
bestätigen sich die Ungleichheiten zwischen den Städten und den ländlichen<br />
Gebieten.<br />
Über den Zustand der medizinischen Einrichtungen, die öffentlich zugänglich sind,<br />
schreibt Jean-Marc Ela in der für ihn typischen Art: „In unserer Gesellschaft sind der<br />
Mangel an Hygiene in den öffentlichen medizinischen Einrichtungen, das Infektionsrisiko<br />
und die Fäkaliengefahr größer als die Behandlungschancen, die das Privileg einer<br />
reichen Minderheit bleiben.“ 226<br />
Die öffentlichen Krankenhäuser werden immer mehr zu bloßen „Rezeptverteilungszentren“<br />
ohne irgendein ernsthaftes Berufsethos, wo die Kranken, wenn es ihnen denn<br />
gelungen ist, einen Arzt zu sehen und ein Bett zu bekommen, sich selbst um Kompressen,<br />
Decken und Medikamente - sofern überhaupt erhältlich - kümmern müssen.<br />
Gleichzeitig nimmt die Zahl der Privatkliniken stetig zu, und die besonders Privilegierten<br />
lassen sich in den besseren europäischen Kliniken behandeln. Darüber hinaus lähmt<br />
die Funktionsweise, die Verwaltungsstruktur und der hierarchische Aufbau des staatlichen<br />
Gesundheitsapparates jede Initiative und macht es unmöglich, <strong>auf</strong> die Gesundheitsproblematik<br />
neue Antworten zu finden, die den Bedürfnissen der Mehrheit der<br />
Bevölkerung entsprechen:<br />
<strong>Das</strong> Bild der Medizin, das sich im Zusammenhang mit dem Gesamtsystem deutlich<br />
herauskristallisiert, ist das einer medizinischen Praxis, die durch eine medizinische<br />
Hierarchie mit Beschlag belegt wird, welche das Gesundheitswesen<br />
wie ein Unternehmen technischer Natur verwaltet und unfähig ist, den Weg zu<br />
einer Selbstorganisation der Bevölkerung und ihrer Befähigung zur Eigeninitiative<br />
frei zu machen. Eine solche Selbstorganisation würde dazu führen, die ganze<br />
Art und Weise der medizinischen Praxis zu überdenken und entschieden die<br />
Rolle der Ärzte zu entmystifizieren [...] In der gegenwärtigen Situation gründet<br />
sich ihre Partizipation an der gesellschaftlichen Macht der Bourgeoisie des Staala<br />
,justice sociale‘ qui correspond effectivement aux aspirations de la majorité de la majorité de la population?“;<br />
ebd. (Mein Glaube als Afrikaner, S. 87).<br />
224 „[...] la structure médicale paraît liée aux intérêts des classes dirigeantes. La service de santé reste dans<br />
une large mesure un service médical pour les fonctionnaires“; ebd.<br />
225 Jean-Marc Ela weist dar<strong>auf</strong> hin, daß sich nahezu die Hälfte der 290 MedizinerInnen (davon 76 medizinisch-technische<br />
AssistentInnen), die 1973 in Kamerun tätig waren, <strong>auf</strong> Yaoundé und Douala konzentrierte;<br />
a.a.O., S. 102f (Mein Glaube als Afrikaner, S. 87).<br />
226 „Dans notre société, le manque d’hygiène dans les établissements sanitaires publics, le risque de<br />
contagion et le péril fécal sont plus grands que les chances de soins, qui demeurent le privilège des<br />
minorités opulentes“; a.a.O., S. 103 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 88).