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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 145<br />

Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich ...!<br />

Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben.<br />

Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben.<br />

Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich <strong>auf</strong>genommen.<br />

Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet<br />

Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht.<br />

Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.<br />

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann ...?<br />

Und der König wird antworten und zu ihnen sagen:<br />

Wahrlich, ich sage euch:<br />

Was ihr getan habt <strong>einem</strong> von diesen meinen geringsten Brüdern und<br />

Schwestern,<br />

das habt ihr mir getan. (Mt 25,31-40)<br />

Wie für die hebräische Bibel der Exodus der zentrale hermeneutische Schlüssel für das<br />

Verstehen der Wirklichkeit und die Erkenntnis Gottes - und dessen, was Gott von den<br />

Menschen erwartet - ist, so ist dies für die griechische Bibel gleichermaßen das<br />

Kreuz 73 . Durch das Kreuz wird deutlich, daß Gott sich mit den Opfern eines Systems<br />

der Beherrschung und ihrem Kampf für Befreiung identifiziert. Daß diese herausragende<br />

Bedeutung des Kreuzes für die griechische Bibel in keiner Weise etwas mit<br />

Nekrophilie zu tun hat - wie es in diesem pervertierten Sinn im L<strong>auf</strong>e der Kirchen- und<br />

Theologiegeschichte oft (miß)verstanden <strong>wurde</strong> -, wird dadurch bestätigt, daß das<br />

Kreuz nicht von der Auferstehung getrennt werden kann.<br />

In der Perspektive der Auferstehung wird das Kreuz im Gegenteil geradezu zu <strong>einem</strong><br />

Werkzeug im Kampf gegen die „Mächte des Todes“. Ebensowenig wie das Kreuz von<br />

der Auferstehung getrennt werden kann, läßt es sich vom konkreten Leben Jesu und<br />

seiner Verkündigung und Lehre trennen, die seiner Kreuzigung vorausgingen. Es waren<br />

gerade seine subversive Praxis 74 und seine Verkündigung des Reiches Gottes 75 ,<br />

seine vorrangige Option für die Armen, die er durch seine Worte und durch sein Leben<br />

bezeugte 76 , was ihn zum offenen Konflikt mit der Gesellschaft seiner Zeit und schließlich<br />

ans Kreuz führte.<br />

Diesen Sachverhalt verkennt freilich eine spiritualisierende Lektüre der Bibel, die<br />

deren sozio-historische Dimension ausblendet. Von daher ist eine sozio-historische<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

Vgl. unten das Kap. 4.3 über das Kreuz.<br />

„Letztlich ist das Evangelium von Jesus der schriftliche Niederschlag einer subversiven Praxis, die zu<br />

offenen Konflikten mit der Gesellschaft seiner Zeit führte“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 148 („En définitive,<br />

l’Évangile de Jésus est la mise par écrit d’une pratique subversive qui a fait surgir des conflits<br />

avec la société de son temps“; Ma foi d’Africain, S. 167).<br />

Zum Reich Gottes vgl. das Kap. 4.6.<br />

Vgl. Voici le temps des héritiers, S. 225: „Jésus de Nazareth [...] a pris une option préférentielle pour les<br />

pauvres et les captifs (Lc 4,18-20), témoignant dans sa parole et sa vie d’une singulière indépendance<br />

d’esprit à l’égard des puissants de son temps, qu’il n’hésite pas à traiter de ,renards‘.“ Zu Jesu Option für<br />

die Armen (und Unterdrückten) vgl. auch Ma foi d’Africain, S. 137 und S. 140 (Mein Glaube als Afrikaner,<br />

S. 121 und S. 124).

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