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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />

„kulturellen Romantizismus“ 213<br />

das gleichzeitig für die Utopie einer Welt des Friedens und der Gerechtigkeit steht. 3 Damit reiht<br />

sich Jean-Marc Ela ein in die Tradition einer prophetischen Theologie, die in der hebräischen<br />

Bibel ihren Anfang nimmt und in der Gegenwart z.B. in der Schwarzen Theologie im Südafrika<br />

der Apartheid 4 oder in den verschiedenen Kairos-Dokumenten 5 prononciert zum Ausdruck<br />

kommt. Die unmittelbare Intention seiner theologischen Arbeit ist die Benennung des Unrechts,<br />

die Aufdeckung seiner Verschleierung und die Bewußtwerdung der Opfer des Unrechts als<br />

<strong>einem</strong> ersten wichtigen Schritt für dessen Überwindung.<br />

Die théologie sous l’arbre kann sich von daher nie <strong>auf</strong> die bloße Entfaltung rein „theologischer“<br />

Themen beschränken. Sie besteht vielmehr in der theologischen Reflexion von Problemen, mit<br />

denen die Menschen „unter dem <strong>Baum“</strong> alltäglich und konkret konfrontiert sind. Die Situation<br />

dieser Menschen ist für die théologie sous l’arbre ein theologischer „locus“ insofern, als die<br />

Offenbarung ihrem Wesen nach historisch ist und Gott sich in erster Linie mit den Armen und<br />

Unterdrückten identifiziert (z.B. Mt 25). Die Probleme, mit denen die Menschen in dieser Situation<br />

tagtäglich konfrontiert sind, begreift die théologie sous l’arbre als eine Herausforderung für<br />

Theologie und Kirche. Die sich aus diesem Kontext ergebenden Herausforderungen sind eigentlich<br />

erst die tatsächlichen und spezifischen Reflexionsfelder der théologie sous l’arbre. Zu solchen<br />

„Reflexionsfeldern“ können - entsprechend ihrer mehrdimensionalen Natur - prinzipiell alle<br />

Dimensionen der menschlichen Lebenswirklichkeit werden. Konkret heißt dies: eine im Licht<br />

der Bibel und des Glaubens praktizierte Kritik und Revision all jener Bereiche und Aspekte der<br />

konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen, insofern sie zum „Plan Gottes“ für die Menschen<br />

und die Welt im Widerspruch stehen. 6<br />

Bisher <strong>wurde</strong>n einerseits die einzelnen Momente des Prozesses der theologischen Reflexion<br />

Jean-Marc Elas aus ,darstellungstechnischen‘ Gründen ,auseinandergerissen‘ und <strong>auf</strong> verschiedene<br />

Kapitel verteilt (Kap. 2 über den Kontext und Kap. 4 über die theologischen Grundlagen),<br />

während andererseits versucht <strong>wurde</strong>, die diesem zugrunde liegende Methode und Hermeneutik -<br />

<strong>auf</strong> einer Meta-Ebene - zu rekonstruieren (Kap. 3). Dieses Kapitel ist nun der Ort, an dem dieser<br />

Prozeß in s<strong>einem</strong> Zusammenhang, bzw. so wie Jean-Marc Ela ihn in seinen Publikationen präsentiert,<br />

anhand eines ausgewählten Beispiels dargestellt werden soll:<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Jean-Marc Ela spricht u.a. von „<strong>einem</strong> konkreten Glück im Schatten der Ahnen und im Licht des Evangeliums“;<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 157 („un bonheur concret à l’ombre des Ancêtres et à la lumière<br />

de l’Évangile“; Ma foi d’Africain, S. 177).<br />

Zu den namhaftesten Vertretern der Schwarzen Theologie zählen u.a. Allan Boesak, Manas Buthelezi,<br />

Frank Chikane, Bonganjalo Goba, Simon Maimela, Takatso Mofokeng, Itumeleng Mosala, Mokgethi<br />

Motlhabi, Albert Nolan, Gabriel Setiloane, Buti Tlhagale und Desmond Tutu. - Obwohl Jean-Marc Elas<br />

Theologie viel Ähnlichkeiten mit der südafrikanischen Schwarzen Theologie <strong>auf</strong>weist, so bleibt Albert<br />

Nolan nichtsdestotrotz der einzige Theologe aus diesem Land, <strong>auf</strong> den er sich explizit bezieht.<br />

<strong>Das</strong> KAIROS-Dokument. Eine Herausforderung an die Kirche. Ein theologischer Kommentar zur politischen<br />

Krise in Südafrika (EMW-Informationen Nr. 64), Hamburg, 1985 (erweiterte Neu<strong>auf</strong>lage 1986);<br />

eine zweite revidierte Fassung ist enthalten in: Christliches Bekenntnis in Südafrika (Weltmission heute,<br />

Nr. 1), Hamburg, 1987, 3-39. - DER ZENTRALAMERIKANISCHE KAIROS. Eine Herausforderung an die<br />

Kirchen und an die Welt (EMW-Informationen Nr. 82), Hamburg, 1988. - DER WEG NACH<br />

DAMASKUS. Kairos und Bekehrung (EMW-Informationen Nr. 84), Hamburg, 1989. - Vgl. dazu auch<br />

LUISE und WILLY SCHOTTROFF, Biblische Traditionen von „Staatstheologie, Kirchentheologie und Prophetischer<br />

Theologie“ nach dem KAIROS-Dokument (a.a.O.).<br />

Die Tatsache, daß hier einerseits der Kontext der Gegenstand der theologischen Reflexion ist, und daß<br />

andererseits der Versuch unternommen wird, die Bibel und den Glauben mit afrikanischen „Augen“ zu<br />

verstehen, macht die théologie sous l’arbre zu einer kontextuellen Theologie. Die Betonung des befreienden<br />

Charakters der biblischen Botschaft und ihrer (kontext-)kritischen Kraft, der sozio-historischen<br />

Dimension des Heils, das in <strong>einem</strong> Kontext der Beherrschung primär Befreiung bedeutet, und der Macht<br />

der Auferstehung, die darin besteht, daß sie die Armen und Unterdrückten wieder <strong>auf</strong>richtet und zu<br />

Subjekten ihrer eigenen (Befreiungs-)Geschichte werden läßt - dies qualifiziert die théologie sous<br />

l’arbre darüber hinaus als eine Befreiungstheologie.

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