Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />
45<br />
2) die Motivierung der Menschen, die Umgestaltung der Gesellschaft selbst in die<br />
Hand zu nehmen, so daß sie aus Objekten zu Subjekten werden; und<br />
3) die Bekämpfung des Fatalismus.<br />
Auf der Grundlage dieser Erwägungen erstellte Jean-Marc Ela zusammen mit den<br />
Lehrer(Inne?)n 71 der Schule von Tokombéré ein Unterrichtsprogramm, das die Intention<br />
hatte, aus den SchülerInnen die „Augen des Dorfes“ („les yeux du village“) werden<br />
zu lassen. Jean-Marc Ela versuchte also, seine Kritik am herkömmlichen, kolonialen<br />
und entfremdenden Unterrichtssystem 72 in einen „kontextuellen Lehrplan“ 73 umzusetzen.<br />
Bei seiner Missionsarbeit ging es Jean-Marc Ela nicht „darum, möglichst viele T<strong>auf</strong>en<br />
und eine gute Bilanz an Osterkommunionen zu erzielen, Heiratspalaver zu regeln oder<br />
als Priester zu den Respektspersonen des Dorfes zu gehören“, es ging ihm auch nicht<br />
darum, „daß jeden Sonntag die Kirche gefüllt ist“, sondern darum, „bei den Menschen<br />
zu sein und mit ihnen zu leben, sie <strong>auf</strong>zusuchen an den Orten ihrer Existenz“. 74 <strong>Das</strong><br />
primäre Ziel seiner Präsenz unter den Kirdi ist, daß das „Evangelium für die Menschen<br />
zu <strong>einem</strong> Ort der Begegnung und Versammlung jenseits aller Unterschiede und Rivalitäten<br />
wird“ 75 .<br />
Jean-Marc Ela hatte erkannt, daß in <strong>einem</strong> Kontext, in dem der reiche Ertrag der Arbeit<br />
der Bauern anderen zugute kommt als denen, die ihn produzieren, ein glaubwürdiges<br />
christliches Engagement den Rahmen karitativer Werke überschreiten muß: „Es geht<br />
nicht mehr darum, den Leuten eine Menge Sachen zu bringen, sondern sie erkennen zu<br />
lassen, daß sie fähig sind, sich zu organisieren, um ihre Felder zu behalten und der<br />
Willkür zu wehren.“ 76<br />
Mit s<strong>einem</strong> Lebensstil möchte Jean-Marc Ela dazu beitragen, daß Gemeinschaften<br />
entstehen und wachsen, die sich der Probleme ihrer Dörfer bewußt sind und mit der<br />
strukturellen Ungerechtigkeit brechen wollen. Er sucht deshalb nach generativen Themen,<br />
nach den „wesentlichen Fragen im Leben eines Dorfes, die für die Menschen dort<br />
zum Ort der Begegnung werden können“ 77 . Klar, daß eine solche Methode viel Zeit<br />
braucht und eine „vom Stundenzeiger der Uhr diktierte Zeit<strong>auf</strong>fassung“ <strong>auf</strong>bricht.<br />
Diese Methode macht es für Jean-Marc Ela nötig, „im Vorwärtsschreiten <strong>auf</strong> dem Weg<br />
des Glaubens meine Schritte denen der Menschen hier anzupassen“ 78 .<br />
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Ob es tatsächlich auch Lehrerinnen in Tokombéré gab (gibt), kann ich <strong>auf</strong>grund der androzentrischen<br />
Sprache Jean-Marc Elas nicht beurteilen. Daß es Schülerinnen gibt, ist schon etwas wahrscheinlicher.<br />
Siehe oben S. 35 und JEAN-MARC ELA, La plume et la pioche (s. Anm. 25).<br />
Vgl. JAN P. HEIJKE, Contextualisatie, a.a.O., S. 9.<br />
Mein Glaube als Afrikaner, S. 19.<br />
Ebd.<br />
A.a.O., S. 22; vgl. auch JEAN-MARC ELA, De l’assistance à la libération. Les tâches actuelles de l’Eglise en<br />
milieu Africain, Telema 7, Nr. 27 (1981) 3, 5-29 (= 9. Kap. in Mein Glaube als Afrikaner).<br />
Mein Glaube als Afrikaner, S. 19 - Diese Missionsmethode erinnert sehr an Paulo Freires „Pädagogik<br />
der Unterdrückten“, von der sich Jean-Marc Ela möglicherweise inspirieren ließ; vgl. PAULO FREIRE, Pädagogik<br />
der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit, Mit einer Einführung von Ernst Lange, Reinbek<br />
(Rowohlt), 1987 (Orig.: 1970).<br />
Mein Glaube als Afrikaner, S. 19.