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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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Einleitung 14<br />

Verbunden mit m<strong>einem</strong> Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, den ich durch die Bibel<br />

bestätigt sah und deshalb durch keinerlei Ausflüchte relativieren wollte, war mein<br />

Interesse für die „Dritte Welt“ 5 . So egoistisch war ich denn doch nicht, daß ich nur mir<br />

ein besseres Leben wünschte ..., was allerdings auch ganz „unbiblisch“ gewesen wäre!<br />

Vielleicht stand dabei eine intuitive Ahnung des strukturellen Zusammenhangs der<br />

Situationen in der Ersten und der Dritten Welt im Hintergrund.<br />

Diesen ,Ballast‘ nahm ich mit ins Theologiestudium - wobei dieser ,Ballast‘ sicherlich<br />

mit ein Grund war, dieses Studium überhaupt erst <strong>auf</strong>zunehmen. Von diesen Voraussetzungen<br />

her lag die Wahl folgender Schwerpunkte für mein Studium nahe: Exegese<br />

(und damit zusammenhängend: Hermeneutik), der Komplex Wirtschaft und Theologie,<br />

Ökumene (im Sinn von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung für die<br />

durch Ungerechtigkeit und Kriege zerrissene und durch die ,Ökumene‘ des Weltmarktes<br />

pervertierte Welt) und Dritte-Welt-Theologien 6 . Von da aus war es nicht schwierig,<br />

<strong>auf</strong> Jean-Marc Ela und die théologie sous l’arbre zu stoßen.<br />

Der eigentliche Anlaß, mich für das Thema „théologie sous l’arbre“ zu entscheiden,<br />

war ein anderer: 1991 fand eine Konferenz der Afrika-Region des WSCF statt, bei der<br />

die damalige Ökumene-Referentin der ESG, Angela König, zu Gast war. Dort kam,<br />

v.a. <strong>auf</strong> Initiative von Luc-Norbert Kenné, Mitarbeiter im Jugendsekretariat des kamerunischen<br />

Kirchenrates (FEMEC), die Idee zu <strong>einem</strong> multinationalen Projekt zur gemeinsamen<br />

Geschichte von Kamerun, Namibia und Deutschland <strong>auf</strong>. Gemeinsame<br />

Geschichte heißt in diesem Zusammenhang: deutscher Kolonialismus, Missionsbemühungen<br />

deutscher Missionsgesellschaften und heutige wirtschaftliche, politische und<br />

kirchliche Beziehungen zwischen den betreffenden Ländern. Im Rahmen der letzteren<br />

5<br />

6<br />

der Christologie nicht schon späteres Unheil des Christentums angelegt ist, nämlich durch die Vergöttlichung<br />

eines Menschen. Zumindest die Tatsache, daß aus dem „Verkündiger“ ein „Verkündigter“ <strong>wurde</strong><br />

und nun selbst der Inhalt der Verkündigung ist, wobei der Inhalt seiner Verkündigung - das „Reich<br />

Gottes“! - untergeht, ist doch sehr fragwürdig.<br />

Auch wenn dem Begriff „Dritte Welt“ schon immer etwas Unbefriedigendes anhaftete und mittlerweile<br />

gar verschiedentlich von <strong>einem</strong> „Ende der Dritten Welt“ gesprochen wird, ist dies dennoch nicht Grund<br />

genug, diesen Terminus sofort zu verwerfen. Nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation hat er als ein<br />

politischer Begriff weiterhin eine gewisse Berechtigung, denn an der Grundkonstellation eines Weltzusammenhangs,<br />

der wesentlich durch einen vermachteten kapitalistischen Weltmarkt bestimmt ist, ändert<br />

sich dadurch nichts. Die globale Hegemonialstruktur - <strong>auf</strong> sozialer, kultureller, wirtschaftlicher<br />

und politischer Ebene - und die damit verbundene ungleiche Verteilung von Lebenschancen zwischen<br />

„Norden“ und „Süden“ besteht ungebrochen weiter. Und solange dieser Nord-Süd-Konflikt existiert,<br />

kann nicht ernsthaft von <strong>einem</strong> „Ende der Dritten Welt“ gesprochen werden; vgl. DIETER NOHLEN und<br />

FRANZ NUSCHELER, Ende der Dritten Welt?, in: DIES. (Hg.), Handbuch der Dritten Welt; Bd. 1: Grundprobleme<br />

- Theorien - Strategien, Bonn (Dietz), 3., völlig neu bearbeitete Aufl. 1992, 14-30; REINHART KÖß-<br />

LER und HENNING MELBER, Chancen internationaler Zivilgesellschaft, Frankfurt am Main (edition suhrkamp),<br />

1993, 30-42 (Abschnitt: <strong>Das</strong> Ende der „Dritten Welt“?).<br />

Den ersten Kontakt mit afrikanischer Theologie hatte ich im Rahmen eines Seminars von WOLFGANG<br />

GERN über Glaubensbekenntnisse in Kirchen in der Dritten Welt, wo ich mich schwerpunktmäßig mit<br />

afrikanischer Theologie - und insbes. mit dem Gedicht Mein Glaube als Afrikaner von GABRIEL SETILOANE<br />

- auseinandersetzte. - Bei meiner erstmaligen Konfrontation mit (der lateinamerikanischen) Befreiungstheologie<br />

hatte ich ein ,Aha-Erlebnis‘: Mir ging <strong>auf</strong>, daß diese Theologie der Bibel viel näher ist und den<br />

sozialen und politischen Herausforderungen durch die Bibel viel eher entspricht als ‚klassische‘ Theologie<br />

(eine Ausnahme bilden vielleicht u.a. die Religiösen SozialistInnen, sofern mensch ihre Theologie zu<br />

‚klassischer‘ Theologie hinzurechnet).

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