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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />

„kulturellen Romantizismus“ 216<br />

des Afrikaners verschleiert. Laut Marcien Towa 19 , der Werk und Denken Senghors<br />

einer genauen Prüfung unterzogen hat, führt die Négritude zur Knechtschaft.<br />

20<br />

Dies führt Jean-Marc Ela zu der Frage, wie das afrikanische Christentum die Werte der<br />

afrikanischen Tradition annehmen kann „zu <strong>einem</strong> Zeitpunkt, wo jede Begeisterung für<br />

diese Werte suspekt erscheint“ 21 . Er erläutert dieses Problem wie folgt:<br />

Die Theoretiker der Négritude haben die innige Gemeinschaft des Menschen<br />

mit der Natur, die Gruppe, die Intuition, die Emotion, das Gedächtnis, das Gefühl<br />

für den Rhythmus, den Sinn für das Bild und das Symbol, die Vorliebe für<br />

den Tanz und den nicht-technischen Charakter (la non-technicité) als „Werte<br />

der Zivilisation der schwarzen Welt“ gefeiert. Man wird feststellen, daß die<br />

Merkmale, durch die die afrikanische Identität definiert wird, zu einer Vorstellungswelt<br />

gehören, die ein Erbe der westlichen Kultur ist. In gewissem Sinn sind<br />

die Quellen der „Négritude“ europäische. Senghors Portrait des Negers gründet<br />

im westlichen Denken des 18. und 19. Jahrhunderts: Man trifft hier <strong>auf</strong> Rousseaus<br />

Edlen Wilden, <strong>auf</strong> den Neger, wie er von Kant gesehen wird, und <strong>auf</strong> den<br />

Afrikaner, wie er durch Hegel und Gobineau beschrieben ist, schließlich begegnet<br />

man den üblen Auslassungen von Levy-Bruhl über die primitive Mentalität<br />

[...]. All dies wird vollständig übernommen, so, wie Césaire 22 seine „Tänze eines<br />

schlechten Negers“ vor sich rechtfertigte: „Ich schäme mich nicht mehr dafür,<br />

der Primitive zu sein, den du mich nanntest“ - so ließe sich der wesentliche<br />

Inhalt der Theorie der Négritude zusammenfassen. 23<br />

Jean-Marc Ela weist dar<strong>auf</strong> hin, daß diese Theorie kaum je die afrikanischen Massen<br />

wirklich beeinflußt hat, die die Négritude vielfach überhaupt nicht einmal kennen. Er<br />

fragt sich, ob diese Theorie nicht in einer Art „Utopismus“ wurzelt, denn bei der Lektüre<br />

der Werke von Schriftstellern der Négritude entsteht der Eindruck, daß<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

MARCIEN TOWA, Léopold Sédar Senghor. Négritude ou servitude?, Yaoundé (CLE), 1971.<br />

„Pour un grand nombre d’intellectuels noirs d’aujourd’hui, non seulement la Négritude est dépassée,<br />

mais elle constitue un obstacle à la libération de l’Afrique dans mesure où elle fonctionne comme une<br />

idéologie masquant l’aliénation de l’Africain. Selon Marcien Towa, qui passe au crible l’œuvre et la<br />

pensée de Senghor, la Négritude conduit à la servitude“; Le Cri de l’homme Africain, S. 146f (African<br />

Cry, S. 122).<br />

„[...] au moment où toute exaltation de ces valeurs paraît suspecte“; a.a.O., S. 147 (African Cry, S.<br />

122f).<br />

AIME CESAIRE, Cahier d’un retour au pays natal, Paris (Présence Africaine), 1956 (dtsch.-franz. Ausg.:<br />

Zurück ins Land der Geburt, Frankfurt am Main (Insel), 1962).<br />

„Les théoriciens de la Négritude ont célébré la communion intime de l’homme avec la nature et le<br />

groupe, l’intuition, l’émotion, la mémoire, le sens du rythme, de l’image et du symbole, le goût de la<br />

danse et la non-technicité comme des ,valeurs de civilisation du monde noir‘. On retiendra que les traits<br />

par lesquels l’identité africaine est ici définie appartiennent à un héritage d’idées transmis dans la<br />

culture occidentale. En un sens, les sources de la ,Négritude‘ sont européennes. Le portrait senghorien<br />

du Nègre plonge dans la pensée occidentale du XVIII e et du XIX e siècle: on y retrouve le Bon Sauvage de<br />

Rousseau, le Nègre vu par Kant et l’Africain décrit par Hegel et Gobineau, enfin les formalisations de<br />

Levy-Bruhl sur la mentalité primitive [...]. Tout cela est intégralement assumé, comme Césaire reprend à<br />

son compte ses ,danses de mauvais nègre‘: ,Je n’ai plus honte d’être le primitif que tu as dit‘: ainsi<br />

pourrait-on résumer l’essentiel de la théorie de la Négritude“; ebd. (African Cry, S. 123) (Mit diesem<br />

letzten Satz deutet Jean-Marc Ela an, daß der Bezug <strong>auf</strong> Aimé Césaire wohl nicht als wörtliches Zitat zu<br />

verstehen ist; der Begriff der „danses de mauvaise nègre“ findet sich bei AIMÉ CÉSAIRE [1962], S. 86).

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