Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 140<br />
Was uns vom Evangelium erreicht ist immer ein internes Phänomen der Geschichte<br />
eines Volkes, das in enger Verbindung mit sozio-kulturellen Vermittlungen<br />
steht. Es geht hier nicht einfach um die Frage der Worte oder Begriffe,<br />
die ein fester Bestandteil der Geschichte der Ideen und Lehren sind. <strong>Das</strong> Bewußtsein,<br />
das eine Gesellschaft von sich selbst hat, kommt zum Ausdruck in der<br />
Sprache, die eine Kirche entwickelt, um ihren Glauben auszusagen. Durch die<br />
Formulierung von Glaubenslehren [...], theologischen Abhandlungen [...] werden<br />
wir immer wieder <strong>auf</strong> eine Sicht des Menschen und der Welt, eine Wahrnehmung<br />
von Raum und Zeit und <strong>auf</strong> eine Weise der Beziehungen zwischen<br />
den Menschen zurückverwiesen. 54<br />
Dadurch daß uns jede Glaubensäußerung - auch die in der Bibel niedergeschriebenen 55<br />
- immer mit ganz bestimmten „sozio-kulturellen Vermittlungen“ konfrontiert, stehen<br />
wir unvermeidlich vor dem „Risiko der Interpretation“, wobei die InterpretInnen sich<br />
zugleich ihrer eigenen „sozio-kulturellen Vermittlungen“ klar bewußt sein müssen.<br />
Dieses Wagnis <strong>auf</strong> sich zu nehmen - und um zu den und als AfrikanerInnen wirklich<br />
relevant von Gott reden zu können -, erfordert einen gewissen „epistemologischen<br />
Bruch“ (rupture épistémologique):<br />
Um mit dem Afrikaner wirklich zusammenzukommen und um zu s<strong>einem</strong> Herzen<br />
zu sprechen - von dem Sinn und dem Raum her, in dem seine Seele atmet -,<br />
muß das Christentum [...] die Ketten der westlichen Rationalität zerbrechen, die<br />
es in dieser Zivilisation des Symbols, wie es die des afrikanischen Menschen ist,<br />
wenig bedeutsam sein läßt. Ohne eine Art epistemologischen Bruch mit der<br />
Welt der Scholastik hat das Christentum wenig Chancen, dem Afrikaner wirklich<br />
etwas zu sagen. Ebensowenig wie Jesus von Nazareth, dessen Redeweise<br />
an die der Bauern und Hirten erinnert, spricht auch der schwarze Mensch nicht<br />
die Sprache des Aristoteles [...]. 56<br />
54<br />
55<br />
56<br />
aktuelles Motiv, die Bibel zu befragen - und seine Gewichtung des Kontextes der InterpretInnen und ihres<br />
aktiven Beitrages zur Produktion des Sinns eines Textes. Andererseits ist seine Beschränkung <strong>auf</strong><br />
Applikation im Sinn von Meditationen biblischer Texte doch zu eng gefaßt (<strong>auf</strong> professionelle TheologInnen<br />
begrenzt).<br />
„Ce qui nous parvient de l’Évangile est toujours un phénomène intérieur à l’histoire d’un peuple, en<br />
connexion étroite avec des médiations socioculturelles. Il ne s’agit pas ici d’une simple question de mots<br />
ou de concepts qui s’enracinent dans l’histoire des idées et des doctrines: la conscience qu’une société<br />
prend d’elle-même se traduit dans langage qu’une Église produit pour dire sa foi. A travers la formation<br />
des doctrines [...], les traités de théologie [...], nous sommes toujours renvoyés à une vision de l’homme<br />
et du monde, à une perception de l’espace et du temps, à un mode de rapports entre les hommes“; Ma<br />
foi d’Africain, S. 201 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 180).<br />
Jean-Marc Ela wendet sich in diesem Zusammenhang vorrangig gegen die unkritische Übernahme der<br />
nordatlantischen Theologie, insbesondere in Gestalt römischer Orthodoxie. Nichtsdestotrotz gelten diese<br />
Überlegungen auch für die Bibel selbst.<br />
„Or, pour rejoindre l’Africain et parler à son cœur, à partir du sens et de l’espace où son âme respire, le<br />
christianisme doit [...] rompre les chaînes de la rationalité occidentale qui le rendent peu signifiant à<br />
cette civilisation du symbole qui est celle de l’homme africain. Sans une sorte de rupture<br />
épistémologique avec l’univers scolastique, le christianisme a peu de chances de dire quelque chose à<br />
l’Africain. Pas plus que Jésus de Nazareth lui-même, dont les façons de parler rappellent celles des<br />
paysans et des bergers, l’homme noir ne parle le langage d’Aristote [...]“; a.a.O., S. 68 (Mein Glaube als<br />
Afrikaner, S. 57f).