Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />
„kulturellen Romantizismus“ 221<br />
Gefühl sei - insbesondere wenn man Gefühl als „ein plötzliches Eintauchen<br />
(une chute brusque) des Bewußtseins in die Welt der Magie“ definiert -, bedeutet,<br />
den Schwarzen daran zu hindern, zu begreifen, daß der Weg der Hoffnung<br />
über die Ausübung kritischen Denkens führt, das eine radikale Infragestellung<br />
des Systems der neo-kolonialen Herrschaft impliziert. 44<br />
Die Schwächen und Fehler des traditionellen Afrikas zu verschweigen, führt laut Jean-<br />
Marc Ela in eine Sackgasse. Der Rekurs <strong>auf</strong> die Vergangenheit darf vor allem aber<br />
nicht davon abhalten, ganz im hier und heute zu leben:<br />
Wir müssen uns um eine neue Art und Weise des Seins in der Welt bemühen -<br />
in einer Situation, in der das Zutagetreten der städtischen Zentren, der Industriegebiete,<br />
des ländlichen Exodus, etc. die Fundamente der Familie, des traditionellen<br />
kulturellen Zentrums, untergraben und zugleich die Einführung einer<br />
extravertierten und entfremdenden Massenkultur begünstigen, die sich anschickt,<br />
eine hegemoniale Rolle zu spielen. Dies um so mehr, als sie die - von<br />
außen manipulierten - neuen Kommunikationstechniken darin unterstützen. Die<br />
afrikanischen Gesellschaften stehen vor der Aufgabe, sich im ganzen neu zu<br />
überdenken, um - ausgehend von den aktuellen Herausforderungen, die sie zu<br />
einer kulturellen Erfindung herausfordern - eine neue Kultur zu erarbeiten. 45<br />
Die Exhumierung einer vermeintlich „originalen afrikanischen Weltanschauung“ (philosophie<br />
africaine originale) ist weder eine Lösung der aktuellen Probleme noch eine<br />
Hilfe dafür, in der modernen Welt bestehen zu können. Es geht nicht mehr um das<br />
Recht der AfrikanerInnen <strong>auf</strong> die Anerkennung ihrer Würde, ihrer Originalität und<br />
ihrer Werte, sondern darum, diese heute in die Praxis umsetzen, um ihre Aktualisierung,<br />
ihre Verwirklichung in der Gegenwart. Im übrigen gilt es, die alten Konzeptionen<br />
des Lebens zu entmystifizieren, denn außer daß die Welt der Ahnen nicht mehr die<br />
Welt der AfrikanerInnen von heute ist, verkörpern diese auch deren Schwäche angesichts<br />
des Kolonialismus. Die wirkliche Geschichte Afrikas ist nicht nur die seiner<br />
Kämpfe und Siege, sondern gerade auch die seiner Ausbeutung und Niederlagen. Im<br />
übrigen bleibt die kulturelle Befreiung so lange eine Illusion, wie „das koloniale Kapital<br />
vor Ort weiterhin einen bestimmenden Einfluß ausübt“ 46 .<br />
Der Kampf für die Kultur - so sagt Jean-Marc Ela im Anschluß an Frantz Fanon - impliziert<br />
den Kampf für die nationale Befreiung. Diese ist die materielle Grundlage, <strong>auf</strong><br />
44<br />
45<br />
46<br />
„Face aux grands empires de la finance et de l’industrie, citadelles inexpugnables du capital, il faut<br />
autre chose que la musique et la danse, les masques et le sourire. La recherche de l’authenticité à travers<br />
le rythme peut être un danger pour l’Afrique actuelle. Dire au Nègre qu’il est avant tout émotion,<br />
surtout si l’on définit l’émotion comme ,une chute brusque de la conscience dans le monde magique‘,<br />
c’est empêcher le Noir de comprendre que le chemin de l’espoir passe par la mise en œuvre de la pensée<br />
critique qui conduit à la mise en question radicale du système de domination néo-coloniale“; ebd.<br />
„Nous devons chercher une nouvelle manière d’être au monde dans une conjoncture où l’émergence de<br />
centres urbains, de zones industrielles, l’exode rural, etc., affaiblissent les fondements des foyers<br />
culturels traditionnels, au moment où ils favorisent l’implantation d’une culture de masse, extravertie et<br />
aliénante, qui se propose de jouer un rôle hégémonique d’autant plus que les nouvelles techniques de<br />
communication, manipulées de l’extérieur, lui servent de support. Les sociétés africaines se trouvent<br />
sommées de se repenser globalement pour élaborer une nouvelle culture à partir des défis actuels qui<br />
les provoquent à l’invention culturelle“; a.a.O., S. 152f (African Cry, S. 127f).<br />
„[...] sur le terrain, le capital colonial mène le jeu“; a.a.O., S. 153 (African Cry, S. 128).