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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 107<br />

drucksformen, die Gesten, Riten, Handlungen und Techniken tragen ebenso wie<br />

die Institutionen, die (Lebe-)Wesen und die Objekte der Welt definitiv zur Bildung<br />

einer Symbolik bei, die zum Verständnis der Sprache des Afrikaners<br />

führt. 193<br />

Die Oralität ist also das dominante Merkmal der afrikanischen Kultur. In dieser nimmt<br />

das Symbol innerhalb des menschlichen Diskurses eine beherrschende Stellung ein.<br />

Dabei hat der jeweilige Kontext eine grundlegende Bedeutung:<br />

Keine Botschaft kann außerhalb des Kontextes verstanden werden, in dem das<br />

Leben dem Denken sein Gesicht verleiht. 194 Der afrikanische Mensch drückt<br />

sich aus durch eine unendliche Vielfalt von Symbolen, die er aus der konkreten<br />

Welt seiner Erfahrung schöpft, wo die Sprache ihre Signifikanten (signifiants)<br />

findet. <strong>Das</strong> Wort (parole) selbst ist ein Symbol (une symbolique) der Wirklichkeit.<br />

195<br />

In oralen Gesellschaften stellen insbesondere Sprichwörter eine bevorzugte Ausdrucksweise<br />

für ein symbolisches und bilderreiches Denken dar, ebenso wie die Märchen<br />

196 , „in deren Welt das Reale und das Imaginäre miteinander verflochten sind und<br />

die Helden <strong>auf</strong> die Ebene von Archetypen gestellt werden, die zugleich Bilder und<br />

Symbole sind“ 197 :<br />

Aber das Märchen hat auch eine initiatorische Funktion [...]. Die afrikanische<br />

Pädagogik initiiert hierdurch die Jugendlichen in den grundlegenden Symbolismus<br />

des Lebens und des Todes. Denn der tiefe Sinn der im Märchen <strong>auf</strong>tretenden<br />

Personen ist eng verbunden mit dem Drama der Schöpfung der Welt, die<br />

durch die Unordnung einer rebellischen Kreatur gestört ist und durch die rituelle<br />

Handlung reorganisiert wird. Diese Märchen illustrieren die Ordnung und die<br />

Unordnung der Welt und zugleich auch den Sieg des Lebens über den Tod.<br />

193 „L’ordre symbolique appartient à tout le processus dramatique de l’existence en milieu africain, en<br />

exprimant les rapports de l’homme avec l’invisible. La religion elle-même est un langage total, un mode<br />

d’expression permettant à l’homme de se saisir tout entier dans son rapport avec la totalité du monde et<br />

d’entrer en communication avec lui. La religion africaine est un système de signes et de symboles où la<br />

primauté est accordée au verbe. Les formes d’expression orale, les gestes, les rites, les actions et les<br />

techniques comme les institutions, les êtres et les objets de l’univers contribuent en définitive à la<br />

constitution d’une symbolique qui mène à la compréhension du langage de l’Africain“; ebd. (Mein<br />

Glaube als Afrikaner, s. 49f).<br />

194 Ich denke, dieser Satz darf nicht so mißverstanden werden, als könnten Menschen aus <strong>einem</strong> anderen<br />

Kontext das, was AfrikanerInnen sagen, nicht verstehen. Sie können dies aber freilich nur, wenn sie deren<br />

„Botschaften“ in ihrem je spezifischen Kontext zu begreifen versuchen. Zu diesem Kontext gehört<br />

ebenso wie das „was“ des afrikanischen Kontextes auch das „wie“: also die Art und Weise, wie sich<br />

AfrikanerInnen <strong>auf</strong> ihren Kontext beziehen und wie sie diesen dementsprechend verstehen.<br />

195 „Aucun message ne peut se comprendre hors du contexte où la vie prête son visage à la pensée.<br />

L’homme africain s’exprime à travers une infinie variété de symboles, puisés dans l’univers concret de<br />

son expérience, là où le langage trouve ses signifiants. La parole elle-même est une symbolique de la<br />

réalité“; a.a.O., S. 61 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 50).<br />

196 Der Verlag Müller & Kiepenheuer (Hanau) hat eine ganze Reihe mit Märchen afrikanischer Völker<br />

herausgegeben; vgl. insbesondere Der dankbare Affe. Märchen aus Kamerun (1990).<br />

197 „[...] le conte, dont l’univers entremêle le réel et l’imaginaire et place les héros au niveau des archétypes,<br />

qui sont à la fois images et symboles“; ebd. (Mein Glaube als Afrikaner, S. 51).

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