Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 189<br />
kelt sich der Wunsch, kleine Gemeinschaften zu bilden, zu „<strong>einem</strong> wahren Leitmotiv<br />
der meisten Kirchen Afrikas“ 143 .<br />
Diesem Perspektivenwechsel innerhalb der afrikanischen Kirchen liegen soziologische<br />
Faktoren zugrunde. Die Pfarrgemeinden, Zentrum des vom Norden übernommenen<br />
Kirchenmodells, sind zu groß, als daß sie wirkliche Gemeinschaften darstellen könnten.<br />
Zwar haben auch die Missionare schon früh ihre Missionen in kleine Einheiten<br />
<strong>auf</strong>geteilt, aber es war nicht ihr Interesse, einen Gemeinschaftsgeist (esprit communautaire)<br />
zu fördern. Es ging dabei allein darum, die Arbeit des Priesters zu erleichtern, der<br />
als das einzige aktive Subjekt innerhalb des Kirchenkörpers betrachtet <strong>wurde</strong>. Demgegenüber<br />
waren die Katechisten nur ausführende Organe (exécutants) und die Gläubigen<br />
alles in allem bloße EmpfängerInnen von „Wohltaten“ (bénéficiaires). Wo die<br />
Kirche in erster Linie als Institution präsent ist, da ist nicht nur echte Gemeinschaft nur<br />
schwer möglich, da können sich auch die Energien, die der Geist im Leben der Get<strong>auf</strong>ten<br />
weckt, kaum frei entfalten. Jean-Marc Ela stellt fest:<br />
Die gesamte pastorale Praxis der ersten Jahre der Evangelisierung war gekennzeichnet<br />
durch eine defiziente Ekklesiologie. Dadurch, daß sie - in der ganzen<br />
Christenheit - die Kirche <strong>auf</strong> die Hierarchie und den Klerus reduzierte, hatte sie<br />
zur Folge, daß sich die Laien wie eine „Klientel“ verhielten, wenn nicht gar als<br />
minderwertige Mitglieder. <strong>Das</strong> vorrangige Interesse, das diese Erscheinung <strong>auf</strong>drängt,<br />
ist nicht, Gemeinschaften <strong>auf</strong>zubauen, sondern Individuen zu retten. So<br />
präsentierte sich die Religion in den Augen der Laien wie eine Reihe von Praktiken,<br />
in keiner Weise jedoch als Orientierung für das Leben, welche die gesamte<br />
individuelle und soziale Existenz zu durchdringen hätte. 144<br />
In diesem Kontext ist das Entstehen kleiner Gemeinschaften Zeichen einer pastoralen<br />
Erneuerung. Diese bewegt sich im Rahmen der ekklesiologischen Beiträge des Zweiten<br />
Vatikanischen Konzils, für das die Kirche eine Gemeinschaft ist, in der alle ihre Mitglieder<br />
<strong>auf</strong>grund der verschiedenen Gaben und Ämter, die der Geist unter ihnen hervorbringt,<br />
eine unersetzliche Rolle innehaben (Lumen Gentium). Jean-Marc Ela weist<br />
dar<strong>auf</strong> hin, daß die Veränderungen, die sich in den afrikanischen Kirchen vollziehen,<br />
daran erinnern, daß das Verständnis des Glaubens und des Evangeliums keine statische<br />
Größe ist, sondern angesichts der je neuen Herausforderungen stets vor die Aufgabe<br />
einer permanenten Erneuerung gestellt ist:<br />
Die gegenwärtigen Veränderungen in den afrikanischen Kirchen erinnern daran,<br />
daß die Mission ein ständiges Durchdenken des Glaubens und des Evangeliums<br />
erfordert: Wir sind in jedem Augenblick in Frage gestellt, mit unseren Mentalitäten,<br />
unserem Verhalten und unseren Einstellungen, mit unseren Praktiken und<br />
143 „[...] un véritable leit-motiv de la plupart des Églises d’Afrique“; a.a.O., S. 161.<br />
144 „Toute la pratique pastorale des premières années d’évangélisation a été marquée par une ecclésiologie<br />
déficiente, celle qui, à travers la chrétienté, réduisant l’Église à la hiérarchie et au clergé, faisait que les<br />
laïcs se comportaient comme une ,clientèle‘ sinon en membres inférieurs. La préoccupation qu’impose<br />
cette vision n’est pas de construire des communautés mais de sauver des individus. Et, aux yeux des<br />
laïcs, la religion se présente comme une ,série‘ de pratiques, nullement comme une orientation de vie<br />
devant imprégner le tout de l’existence individuelle et sociale“; a.a.O., S. 165f.