06.11.2013 Aufrufe

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />

50<br />

Wer den Verantwortlichen der Kirchenleitung so hartnäckig unbequeme Fragen<br />

stellt wie ich und wer mithilft, daß die Armen selbstbewußt werden und <strong>auf</strong>stehen,<br />

der schafft sich Gegner in der Kirchenleitung. So <strong>wurde</strong> ich eben nicht<br />

Theologieprofessor. Als Soziologieprofessor benutze ich die Soziologie als<br />

Werkzeug für den Durchblick und als Hilfsmittel für die Befreiung. Mit den<br />

Studierenden analysiere ich die Strukturen der Unterdrückung in unserer Gesellschaft,<br />

aber auch weltweit. 102<br />

Es scheint für Jean-Marc Ela nicht besonders dramatisch zu sein, nicht Theologie lehren<br />

zu können, da er auch als Soziologe seinen theologischen Überzeugungen entsprechend<br />

wirksam sein kann. So stellt er die Soziologie in den Dienst des übergeordneten<br />

Zieles der Befreiung, indem er sie gemeinsam mit seinen StudentInnen als Analyseinstrumentarium<br />

für die ungerechten (welt)gesellschaftlichen Strukturen nutzt - was<br />

wiederum einen bewußtseinsbildenden Effekt hat. Als ein Ergebnis ihrer Analyse der<br />

Situation Afrikas, drängt sich ihnen die Erkenntnis <strong>auf</strong>, die Jean-Marc Ela so formuliert:<br />

Wir Afrikaner sind von den Reichen <strong>auf</strong>gegeben, abgeschrieben, in jeglicher<br />

Weise für bankrott erklärt. Es ist, als ob die Weltbeherrscher in den Industrienationen<br />

die Tür hinter sich zugemacht hätten, nachdem Europa uns jahrhundertelang<br />

ausgesaugt hatte. 103<br />

In s<strong>einem</strong> Artikel Poverty and Theology aus dem Jahr 1994 geht Jean-Marc Ela noch<br />

weiter, wenn er konstatiert: „the international powers have decided to keep Africa<br />

under a kind of geo-political apartheid“. Die Politik des IWF und der Weltbank in<br />

Afrika bezeichnet er als „a coming back of [...] colonization“. Insbesondere die sogenannten<br />

Strukturanpassungsprogramme, die in erster Linie <strong>auf</strong> die Rückzahlung der<br />

Auslandsschulden abzielen und keine Rücksicht <strong>auf</strong> die Menschenrechte (v.a. das<br />

Recht <strong>auf</strong> Gesundheit und das <strong>auf</strong> Bildung) nehmen, sind für Jean-Marc Ela Ausdruck<br />

„of the perverse logic of money“. 104<br />

Es fällt <strong>auf</strong>, daß Jean-Marc Ela erst in Yaoundé die internationalen Finanzorganisationen<br />

IWF und Weltbank schärfer in den Blick nimmt. Dies dürfte Ausdruck eines Perspektivenwechsels<br />

105 sein, der mit dem Übergang vom Kontext eines afrikanischen<br />

Dorfes in den Kontext einer afrikanischen Hauptstadt einhergeht.<br />

102 THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 23. - Daß Jean-Marc Ela der römisch-katholischen Hierarchie nicht<br />

wohlgefällig ist, zeigt sich auch an der Intervention des Vatikan, als 1990 die katholische Universität in<br />

Fribourg/Schweiz anläßlich ihrer 100-Jahr-Feier neben Tissa Balasuriya (Sri Lanka), Gustavo Gutierrez<br />

(Peru) und Elisabeth Schüssler Fiorenza (USA) auch Jean-Marc Ela die Ehrendoktorwürde verleihen<br />

wollte: ,Rom‘ machte dieses Vorhaben zunichte. Zugleich fiel damit auch das mit diesen TheologInnen<br />

geplante Seminar ‚ins Wasser‘ - ein Beispiel dafür, wie der Vatikan die Befreiungstheologie <strong>auf</strong> allen<br />

Ebenen bekämpft (Informationen über diesen Vorfall auch bei JAN P. HEIJKE, Contextualisatie, S. 6).<br />

103 Ebd.<br />

104 Poverty and Theology (S. 16).<br />

105 Von <strong>einem</strong> Ortswechsel kann nur im geographischen Sinn die Rede sein: Sein „Ort“ - theologisch qualifiziert:<br />

sein „locus theologicus“ (vgl. dazu Kap. 3.3.1) - bleiben weiterhin die Marginalisierten und<br />

Ausgeschlossenen der kamerunischen und der Weltgesellschaft.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!