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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 182<br />

lyse konzentriert sich dabei <strong>auf</strong> den Gebrauch europäischer Produkte als eucharistische<br />

Materie: Scheinbar ein banales Problem, doch seine Brisanz wird sofort deutlich, sobald<br />

es im Kontext einer Zivilisation betrachtet wird, für die das Essen bzw. das Mahl<br />

(repas) ein menschliches und kulturelles Phänomen von entscheidender Bedeutung ist,<br />

sowohl was das soziale als auch was das religiöse Leben betrifft. Dies <strong>auf</strong>grund des<br />

Symbolismus, der mit einzelnen Elementen verbunden ist, aus denen eine Mahlzeit<br />

zusammengestellt wird. 115 In diesem Zusammenhang stellt sich für Jean-Marc Ela die<br />

Frage:<br />

Wie kann man Brot zur „Frucht der Erde und der Arbeit des Menschen“ machen<br />

in <strong>einem</strong> sozio-ökonomischen Kontext, wo der Anbau von Hirse so tiefgreifend<br />

das Leben der Bergbewohner in Nordkamerun prägt, die gelernt haben, ihr felsiges<br />

Land zu domestizieren, um überleben zu können? Warum sollte die Kirche<br />

die Freuden und Leiden der Kirdi ignorieren müssen, um in Solidarität mit<br />

den Bauern in Europa zu leben? 116<br />

Die Kirche ist so sehr mit einer Kultur des Anbaus von Weizen und Weinreben verbunden,<br />

daß sie ChristInnen aus anderen Kulturen als der mediterranen die Verwendung<br />

von einheimischen Nahrungsmitteln bei der Eucharistie nicht erlaubt. Die Kirche<br />

mißt somit den Früchten der afrikanischen Erde und der Arbeit der afrikanischen Menschen<br />

keinerlei Wert bei und zwingt so die afrikanischen Gemeinden zum kostspieligen<br />

Import von Wein und Brot aus dem Ausland. Für abgelegene Gemeinden sind<br />

diese Handelswaren im übrigen nur sehr schwer zu beziehen.<br />

Diese Privilegierung europäischer Arbeit und Produkte - und ganz allgemein: die Privilegierung<br />

europäischer Modelle und europäischer Kultur - bedeutet, daß<br />

die Präsenz der afrikanischen und asiatischen Völker in keinerlei Weise irgendeinen<br />

Einfluß <strong>auf</strong> die kirchlichen Bräuche und die kirchliche Disziplin haben<br />

darf. Diese fehlende Offenheit gegenüber nicht-okzidentalen Realitäten ist besonders<br />

erstaunlich in einer Kirche, welche die „Katholizität“ zu <strong>einem</strong> ihrer<br />

wesentlichen Kennzeichen gemacht hat. 117<br />

<strong>Das</strong>, was sich hinter dieser „Katholizität“ verbirgt, ist in Wirklichkeit die Erhebung<br />

eines partikulären Brauches, der <strong>auf</strong>s engste mit einer bestimmten Weltregion, ihrem<br />

Klima und den Produkten ihres Bodens verbunden ist, zu <strong>einem</strong> universalen, für alle<br />

Menschen und für alle Zeiten verbindlichen Modell. Jean-Marc Ela resümiert:<br />

115 Auf die Bedeutung der Symbolik des Mahls im Kontext der afrikanischen Kultur und ihre Relevanz für<br />

die Feier der Eucharistie in Afrika geht Jean-Marc Ela etwas ausführlicher ein in Mein Glaube als Afrikaner,<br />

S. 65-67.<br />

116 „Comment faire du pain le ,fruit de la terre et du travail des hommes‘ dans une contexte socio-économique<br />

où la culture du mil marque profondément la vie des montagnards du Nord-Cameroun qui ont su<br />

domestiquer leurs rochers pour tenter de survivre? Pourquoi l’Eglise devrait-elle ignorer les joies et les<br />

peines du Kirdi pour vivre en solidarité avec les paysans d’Europe?“; Le Cri de l’homme Africain, S. 12<br />

(African Cry, S. 4).<br />

117 „[...] la présence des peuples africains et asiatiques ne devrait jouer aucun rôle pour diversifier les<br />

usages et la discipline ecclésiastiques. Ce manque d’ouverture aux réalités non occidentales étonne<br />

singulièrement dans une Eglise qui fait de la ,catholicité‘ l’une de ses notes essentielles“; Le Cri de<br />

l’homme Africain, S. 13.

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