Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 155<br />
3.5.1 Ende des theologischen Monopols des Westens<br />
Entsprechend dem polyzentrischen Charakter der Weltkirche hat sich auch die theologische<br />
Produktion diversifiziert und dezentralisiert. Seit es ChristInnen in Afrika gibt,<br />
die eigenständig über ihren Glauben nachdenken, gibt es eine afrikanische Theologie.<br />
Und mit dem Erscheinen der Armen bzw. der Dritten Welt <strong>auf</strong> der Bühne der weltweiten<br />
Kirche, <strong>auf</strong> der sie eigene theologische Reflexionen geltend machen, beginnt das<br />
theologische Monopol des Westens zu bröckeln, auch wenn es ein recht festes Fundament<br />
hat in der - auch kirchlichen - Dominanz des Nordens über den Süden. Daß der<br />
Westen keinen Anspruch <strong>auf</strong> ein solches Monopol hat, auch wenn er vielleicht eine<br />
längere christliche Tradition hinter sich hat - war es nicht Kierkegaard, der im Zusammenhang<br />
seiner Erbsündenlehre dar<strong>auf</strong> verwiesen hat, daß jede Generation und jeder<br />
Mensch je neu unmittelbar zu Gott ist? -, sollte eigentlich eine selbstverständliche<br />
Einsicht auch westlicher TheologInnen sein.<br />
3.5.2 Hermeneutische Konflikte<br />
Seit deutlich geworden ist, daß Theologie immer nur partikulär und kontextspezifisch<br />
sein kann und ist, und daß die Universalisierung einer bestimmten regionalen Theologie<br />
nichts anderes bedeutet als die Manifestation von Dominanz einer bestimmten<br />
Region der Welt über die anderen, gilt es nun, sich den hermeneutischen Konflikten zu<br />
stellen, die sich bzgl. der Interpretation der Bibel und des Verständnisses des Glaubens<br />
ergeben <strong>auf</strong>grund der mit der Differenz der Kontexte und Kulturen zwangsläufig verbundenen<br />
Verschiedenheit kontextspezifischer Theologien und Sprachen des Glaubens.<br />
Dies setzt zum einen freilich die Kenntnisnahme und das Bemühen um ein Verstehen<br />
anderer theologischer Ansätze voraus, andererseits lassen sich die hermeneutischen<br />
Konflikte nur in <strong>einem</strong> gleichberechtigten und herrschaftsfreien Diskurs bzw.<br />
Dialog der verschiedenen Theologien - d.h. der TheologInnen, die diese Theologien<br />
jeweils vertreten - angemessen austragen. Ein noch grundlegender Schritt wäre es,<br />
zuerst einmal entsprechende Infrastrukturen zu schaffen, die die Partizipation marginalisierter<br />
Gruppen überhaupt erst ermöglichen.<br />
3.5.3 Dialog<br />
Da keine Kirche und keine Theologie den Anspruch erheben kann, den ganzen Schatz<br />
der Verstehensmöglichkeiten der biblischen Offenbarung erschöpft zu haben, ist der<br />
gegenseitige Austausch über die verschiedenen Interpretationen der Bibel und des<br />
christlichen Glaubens eine wertvolle Bereicherung. Kein Glied des weltweiten Leibes<br />
Christi kann sich <strong>auf</strong> Dauer der globalen kirchlichen Gemeinschaft, dem gegenseitigen<br />
Austausch und Dialog entziehen, ohne geistlich und theologisch zu vertrocknen. Es ist<br />
leicht ersichtlich, daß dies ein gleichberechtigter und herrschaftsfreier Dialog sein muß<br />
- im Sinn einer Gemeinschaft von sowohl hinsichtlich ihrer Theologie als auch in bezug<br />
<strong>auf</strong> ihre Organisationsform autonomen lokalen bzw. regionalen Kirchen.