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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 164<br />

der Menschen. Die alltäglichsten Sorgen sind der Ort, an dem sich dieser Glaube verwurzelt.<br />

Im afrikanischen Kontext bedeutet dies, daß „die Leiden dieses Lebens, die<br />

Ungerechtigkeiten und die Folter, die institutionalisierte Gewalt, die mystifizierenden<br />

Ideologien und die Angst, der Fatalismus und die Resignation“ nicht mehr toleriert<br />

werden können 37 : „Unsere Aufgabe ist klar: dem Menschen zu ermöglichen, zu <strong>einem</strong><br />

Leben in Freiheit und Gemeinschaft wiedergeboren zu werden.“ 38 Konkret geht es<br />

darum - in Anlehnung an Frantz Fanon -, „ein anderes Afrika <strong>auf</strong>zubauen, ausgehend<br />

von dem, was wir sind“. 39 Dieses kann jedoch keine Nachahmung Europas sein, sondern<br />

impliziert „ein Projekt des Menschen und der Gesellschaft, das uns <strong>auf</strong>erlegt, <strong>auf</strong><br />

Nachahmung zu verzichten, um etwas Neues zu schaffen.“ 40 Eine solche Neuschaffung<br />

Afrikas setzt Befreiung voraus: „die Befreiung aus dieser Situation der Beherrschung<br />

und Verstümmelung, in der - was auch immer man sagen möge - das Bündnis der ausländischen<br />

Mächte Schwarzafrika noch immer durch die Vermittlung der herrschenden<br />

Klassen hält.“ 41<br />

4.2 Exodus<br />

Wie für die lateinamerikanische Befreiungstheologie 42 , so ist auch für die afrikanische Befreiungstheologie,<br />

wie sie forciert durch Jean-Marc Ela vertreten wird, die Exodus-Erzählung von<br />

zentraler Bedeutung. Der Befreiungstheologie kommt damit das Verdienst zu, uns <strong>auf</strong> die fundamentale<br />

Stellung <strong>auf</strong>merksam gemacht zu haben, die der Exodus gerade auch in der Bibel<br />

selbst und für die biblische Gottesvorstellung hat. 43 Zugleich bestätigt Jean-Marc Elas Rekurs<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

wir seine Katholizität befreien, wie sie sich in der un<strong>auf</strong>hörlichen, durch die Dynamik des Geistes bewirkten<br />

Genese des Menschen und der Welt entfaltet“ („à vivre la foi comme un moment de la création<br />

en marche: c’est la tâche qui nous incombe d’éprouver le sens du christianisme, d’en libérer la catholicité<br />

telle qu’elle se déploie dans l’incessante genèse de l’homme et du monde soulevé par le dynamisme<br />

de l’Esprit“).<br />

„[...] croire, c’est [...] trouver intolérables les souffrances de cette vie, les injustices et la torture, la<br />

violence institutionnelle, les idéologies mystificatrices et la peur, le fatalisme et la résignation“; ebd.<br />

„Notre tâche est claire: permettre à l’homme de renaître à une vie de liberté et de communion“; ebd.<br />

„Il faut bâtir une autre Afrique à partir de ce que nous sommes“; a.a.O., S. 123 (African Cry, S. 101).<br />

Dieser Satz ist Teil einer Textpassage, die zwar als ein Zitat von Frantz Fanon gekennzeichnet ist, jedoch<br />

ohne Quellenangabe. Ich vermute, daß darin eine freie Wiedergabe der Intention des Schlußkapitels<br />

von FRANTZ FANONs Buch Les Damnés de la terre (Paris, 1961 1 ) zu sehen ist, <strong>auf</strong> den sich Jean-Marc Ela<br />

übrigens des öfteren zustimmend bezieht (mit Ausnahme der von Fanon postulierten „kathartischen<br />

Funktion der Gewalt“).<br />

„[...] un projet de l’homme et de la société où nous devons renoncer à imiter pour créer du neuf“; ebd.<br />

„[...] la libération de cette situation de domination et de mutilation dans laquelle, quoiqu’on dise, la<br />

coalition des puissances étrangères maintient encore l’Afrique Noire par le relais des classes<br />

dominantes“; a.a.O., S. 125 (African Cry, S. 102).<br />

Für die Interpretation des Exodus in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie vgl. z.B. die Arbeit<br />

des argentinischen Alttestamentlers JOSÉ SEVERINO CROATTO, Exodus. A Hermeneutics of Freedom,<br />

Maryknoll, N.Y. (Orbis), 1981 (span. Orig.: Liberación y libertad. Pautas hermenéuticas, Buenos Aires,<br />

1973).<br />

Die Vernachlässigung des Exodus - als Schlüsseltext für das Verständnis der Bibel und als für die Offenbarung<br />

Gottes prototypisches bzw. paradigmatisches geschichtliches Ereignis - in der nordatlantischen<br />

Theologie und im westlichen Christentum, läßt gewisse Rückschlüsse zu <strong>auf</strong> deren gesellschaftliche<br />

Stellung, Interessen und Loyalitäten, was wiederum die Frage nach deren „Christlichkeit“ hervorruft -<br />

und zwar in gut protestantischer Manier, indem das real-existierende Christentum mit den Quellen, <strong>auf</strong><br />

die es vorgibt sich zu berufen, konfrontiert wird.

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