Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />
„kulturellen Romantizismus“ 230<br />
des Glaubens als ein gefährliches Alibi. 77 Indem die „Ethnotheologen“ bei ihrer Reflexion die<br />
„Politik“ ignorieren, verfehlen sie sowohl die Gegenwart als auch die politische Funktion des<br />
kulturellen Erbes, die dieses in der Vergangenheit immer gehabt hatte. Andererseits ist Jean-<br />
Marc Elas Blick nicht so sehr durch politische und sozio-ökonomische Fragen in Beschlag genommen,<br />
daß ihm die kulturelle Dimension des Glaubens entgehen würde oder für ihn nur rein<br />
negative Bedeutung hätte. Auch für den kulturellen Kontext Afrikas hat das Evangelium eine<br />
befreiende Botschaft: Jesus befreite Menschen von der Tyrannei böser Geister und schenkte<br />
ihnen so Heilung. 78<br />
Jean-Marc Ela weiß den kulturellen Aspekt der Theologie also durchaus zu würdigen. Denn die<br />
Bemühungen um eine „Begegnung zwischen dem Glauben und den afrikanischen Kulturen“ 79<br />
sind die Reaktion „<strong>auf</strong> ein bedeutendes Problem: Christ zu sein, ohne <strong>auf</strong>hören zu müssen, Afrikaner<br />
zu sein“ 80 . Zum einen geht es bei dem kulturellen Ansatz der afrikanischen Theologie<br />
darum, „die afrikanische Identität in der Erfahrung des Glaubens zu akzeptieren“ 81 , andererseits<br />
ist es die Kultur, die „dem Glauben seine Sprache“ 82 gibt. Die Konfrontation zwischen Afrika<br />
und dem Evangelium und die Suche nach einer eigenständigen Theologie führen dazu, „Jesus<br />
Christus als gegenwärtig in unserer Geschichte und in unseren afrikanischen Kulturen zu denken,<br />
zu verstehen und zu bekennen.“ 83 Insofern die afrikanische Kultur verkannt und verachtet<br />
<strong>wurde</strong> - und noch immer wird -, enthält der Versuch ihrer Wiederaneignung „ein Moment der<br />
Ent-Entfremdung (désaliénation)“ 84 . Kultur kann so zwar „als Element einer Strategie der Befreiung<br />
betrachtet“ 85 werden. Aber für Jean-Marc Ela ist es dennoch notwendig, daß „die afrikanische<br />
Theologie von der Inkulturation zur Befreiung übergeht“ 86 , denn die AfrikanerInnen<br />
befinden sich nicht nur in einer „kulturellen Gefangenschaft“ 87 , sondern müssen sich auch aus<br />
einer „ökonomischen Gefangenschaft“ 88 befreien: „Wenn man nicht am konkreten Menschen<br />
vorbeigehen will, dann muß der Ort unseres theologischen Einsatzes der afrikanische Mensch<br />
sein, der am Boden liegt, und der versucht, sich zu erheben, um <strong>auf</strong> seinen eigenen beiden Beinen<br />
zu stehen.“ 89 Es ist gerade das Spezifikum von Jean-Marc Elas Ansatz, daß er nicht bei<br />
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In Mein Glaube als Afrikaner, S. 186, meint Jean-Marc Ela, daß die theologische Forschung, insofern sie<br />
sich in erster Linie mit der kulturellen Tradition befaßt, Gefahr läuft, „die Arbeit eines Antiquitätenhändlers<br />
zu verrichten, da, wo nach <strong>einem</strong> Wort von Chinua Achebe, die Welt in sich zusammenfällt‘ “<br />
(„le risque d’un travail d’antiquaire là où, comme l’évoque Chinua Achebe, ,le monde s’effondre‘ “; Ma<br />
foi d’Africain, S. 207). - Jean-Marc Ela spielt damit an <strong>auf</strong>: CHINUA ACHEBE, Things fall apart, London<br />
(H<strong>einem</strong>ann), 1958.<br />
Vgl. z.B. Mein Glaube als Afrikaner, S. 69 (Ma foi d’Africain, S. 80 = Symbolique Africaine et mystère<br />
Chrétien, in: Un christianisme africain (Les quatre fleuves 10), Paris, 1979, 91-109, S. 109).<br />
„[...] la rencontre entre la foi et les cultures africaines“; ACHILLE MBEMBE, Un entretien, S. 254.<br />
„Cette approche répond à un souci majeur: être chrétien sans cesser d’être africain“; ebd.<br />
„Il s’agit d’assumer l’identité africaine dans l’expérience de la foi“; ebd.<br />
„La culture donne à la foi son langage“; a.a.O., S. 258.<br />
„Ainsi, la recherche d’une théologie propre conduit à penser, à comprendre et à confesser Jésus Christ<br />
présent dans notre histoire et nos cultures africaines“; a.a.O., S. 255.<br />
„Cette reprise en compte de la culture correspond à un moment de désaliénation“; Pour une théologie<br />
appropriée. Interview de Jean-Marc Ela, Vivant Univers Nr. 408 (1993), 30-34, S. 32.<br />
„[...] perçue comme élément de stratégie de libération“; ebd.<br />
„[...] de passer de l’inculturation à la libération“; ebd.<br />
„[...] captivité culturelle“; ebd.<br />
„[...] captivité économique“; ebd.<br />
„Si on ne veut pas passer à côté de l’homme concret, le lieu de notre insertion théologique doit être<br />
l’homme africain qui est par terre et qui essaye de se relever pour marcher sur ses deux jambes“; ebd. -