Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 142<br />
epistemologisch-theologischen Erkenntnis, daß über Gott, „der letztlich jenseits der<br />
Sprache bleibt, insofern er vom Menschen nicht benannt werden kann“ 62 , nicht anders<br />
als <strong>auf</strong> symbolische Weise gesprochen werden kann:<br />
Gott teilt sich dem Menschen unter dem Schleier der Symbole mit: Worte,<br />
Handlungen und Zeichen tragen dazu bei, Ihm Ausdruck zu geben. <strong>Das</strong> Wesen<br />
des christlichen Geheimnisses ist dergestalt, daß sich von ihm nur mit ‚blumigen‘<br />
Worten, in Bildern und Symbolen, reden läßt, weil es unaussprechlich ist. 63<br />
Außerdem gilt es, die orale Tradition der Theologie wiederzuentdecken. Auch in diesem<br />
Punkt trifft sich die afrikanische Kultur, die eine orale Kultur bzw. eine „Zivilisation<br />
des gesprochenen Wortes“ 64 ist, mit der biblischen Tradition, die ja ursprünglich<br />
mündlich überliefert <strong>wurde</strong>. Von daher legt die théologie sous l’arbre wenig Wert <strong>auf</strong><br />
die Sprache der Wissenschaftler und Philosophen:<br />
Hat nicht Gott, um sich den Menschen zu offenbaren, die Sprache der Bauern<br />
und Hirten gesprochen? Wir müssen zurückfinden zur mündlichen Dimension<br />
der Theologie, die von nicht geringerer Bedeutung ist als die theologischen<br />
Summen und großen Abhandlungen. Die christliche Theologie muß „befreit“<br />
werden aus <strong>einem</strong> kulturellen System, in dem man den Eindruck gewinnt, als ob<br />
das Wort zum Text geworden wäre. Warum kann die Sprache des Glaubens<br />
nicht auch die Poesie, der Gesang, das Spiel, die Kunst und der Tanz und <strong>auf</strong><br />
jeden Fall das Tun des Menschen sein, der sich erhebt und <strong>auf</strong> den Weg begibt<br />
in Situationen, in denen das Evangelium das befreiende Bemühen weckt und<br />
nährt? Wir müssen die afrikanische Anima wiederentdecken für eine dichterische<br />
Sprache des Glaubens, in der das Symbol uns vermittels der Metapher helfen<br />
kann, jenen Gott zum Ausdruck zu bringen, der die Niedrigen erhöht und<br />
die Hungernden nährt. 65<br />
Der Bezug <strong>auf</strong> die afrikanische Weltanschauung und Kultur kann jedoch kein unkritischer<br />
und unvermittelter sein, da sich Afrika im Wandel befindet und durch Konflikte<br />
hindurchgeht. Die Kultur ist demnach keine statische Größe, die von den aktuellen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen unberührt bliebe. Jean-Marc Ela spricht in diesem<br />
Zusammenhang nicht nur von einer Relektüre der Bibel aus der Perspektive der<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
Wörtlich heißt es a.a.O., S. 72: „Il faut que nous disions le mystère chrétien dans un univers où Dieu se<br />
tient au-delà du langage, dans la mesure où il ne peut être nommé par l’homme. Un sens aigu de la<br />
transcendance divine s’affirme dans nos sociétés [...]“ (Mein Glaube als Afrikaner, S. 61).<br />
„Sous le voile des symboles, Dieu se communique à l’homme: paroles, gestions et signes concourent à Le<br />
manifester. Telle est l’essence du mystère chrétien dont on ne peut parler qu’à mots couverts, en images<br />
et en symboles, puisqu’il est ineffable“; a.a.O., S. 69 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 59).<br />
Vgl. Ma foi d’Africain, S. 61 (Mein Glaube als Afrikaner, s. 50).<br />
„Pour se révéler à l’homme, Dieu n’a-t-il pas parlé de langage des paysans et des bergers? Nous devons<br />
retrouver la dimension orale de la théologie qui n’a pas moins d’importance que les sommes et les<br />
grands traités. La théologie chrétienne doit être ,libérée‘ d’un système culturel où l’on a parfois<br />
l’impression que le Verbe s’est fait texte. Pourquoi le langage de la foi ne serait-il pas aussi la poésie, le<br />
chant, le jeu, l’art et la danse, et, en définitive, le geste de l’homme qui se lève et marche, dans les<br />
situations où l’Évangile suscite et nourrit l’effort libérateur? Il nous faut retrouver l’Anima africaine<br />
pour une poétique de la foi où le symbole, faisant appel à la métaphore, peut nous aider à dire ce Dieu<br />
qui élève les humbles et nourrit les affamés“; Ma foi d’Africain, S. 216f (Mein Glaube als Afrikaner, S.<br />
195f). Vgl. a.a.O., S. 73f und S. 179 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 62f und S. 159).