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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 134<br />

Es geht also nicht nur darum, die konkrete Situation der Menschen, die zu Armut und<br />

Elend verdammt sind und in dieser Situation um ihr Überleben und ihre Befreiung<br />

kämpfen, wahrzunehmen und im Rahmen der theologischen Reflexion zu berücksichtigen,<br />

sondern auch um deren Analyse, d.h., um die Aufdeckung der Mechanismen, die<br />

diese Menschen im Teufelskreis von Ausbeutung, Unterdrückung, Unterentwicklung,<br />

Armut, Elend und Krankheit gefangenhalten.<br />

Der primäre Bezugspunkt für diese Analyse ist nicht erster Linie eine bestimmte (wissenschaftliche)<br />

Theorie, der primäre Bezugspunkt - das sind die Armen selbst, insofern<br />

sie „uns permanent zu erkennen geben, was in der Gesellschaft nicht stimmt und was<br />

zu tun ist“. 33 Es gilt dabei insbesondere <strong>auf</strong> das zu hören, was Jean-Marc Ela „das<br />

stumme Wort“ („la parole muette“) des Volkes nennt:<br />

Um die Realität zu verstehen, mit der wir in Afrika konfrontiert sind, müssen<br />

wir <strong>auf</strong> das stumme Wort eines Volkes hören, dessen Echo schwerlich bis in die<br />

Informationsorgane durchdringt, die von den Apparaten der Staatsgewalt, welche<br />

die Ideologie der Klasse der Privilegierten verbreiten, einverleibt <strong>wurde</strong>n.<br />

[...] In den mundtot gemachten Gesellschaften ist das Wesentliche nicht das,<br />

was man sagt, sondern das, was man verschweigt. Deshalb muß „von der Basis“<br />

ausgegangen werden, vom Boden der entlegensten Dörfer und der sich schnell<br />

ausbreitenden Slums. Hier äußert sich das, was nicht gesagt wird in den offiziellen<br />

Diskursen und in den mystifizierenden Bilanzen, in den Expertenberichten<br />

oder in den Informationen, die Radio und Fernsehen bringen. Allein das Afrika<br />

der Kleinen gestattet uns, die Stimme eines Volkes von Ausgebeuteten und Unterdrückten<br />

zu hören. 34<br />

Die Analyse des Kontextes muß demzufolge in der Perspektive der Opfer der herrschenden<br />

Strukturierung der Gesellschaft, der institutionellen Gewalt und des umfassenden<br />

Systems der Beherrschung begründet sein, denn allein die Perspektive der Armen,<br />

der Marginalisierten und der unterdrückten Massen ermöglicht eine profunde<br />

Kenntnis der Verhältnisse, wie sie wirklich sind. 35 Von daher hat ja auch der Ort des<br />

Theologietreibens eine solch große Bedeutung. Und zugleich ist dies der entscheidende<br />

Grund dafür, daß die Dependenztheorie - als Analyseinstrument für die internen und<br />

33<br />

34<br />

35<br />

avec la volonté de Dieu sur l’homme et sur le monde [...]“; a.a.O., S. 111 (Mein Glaube als Afrikaner, S.<br />

96). - Eine solche Analyse hat Jean-Marc Ela beispielhaft in bezug <strong>auf</strong> das afrikanische<br />

Gesundheitssystem vorgelegt; vgl. Luttes pour la santé de l’homme et Royaume de Dieu dans l’Afrique<br />

d’aujourd’hui, Bulletin de Théologie Africaine 5, Nr. 9 (1983), 65-84 (= Kap. 5 von Ma foi d’Africain)<br />

und unten Kap. 2.6.<br />

„Or les pauvres nous révèlent, en permanence, ce qui ne va pas dans la société et ce qui est à faire“; Ma<br />

foi d’Africain, S. 168 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 148).<br />

„Pour comprendre la réalité à laquelle nous sommes confrontés en Afrique, il faut entendre la parole<br />

muette d’un peuple dont l’écho parvient difficilement à travers les organes d’<strong>info</strong>rmation annexés aux<br />

appareils de pouvoir qui diffusent l’idéologie d’une classe de privilégiés. [...] Dans les sociétés<br />

bâillonnées, l’essentiel n’est pas ce que l’on dit mais ce que l’on tait. C’est pourquoi, il faut partir ,d’enbas‘,<br />

au fond des villages les plus éloignés et des bidonvilles qui prolifèrent: c’est là que s’énonce le nondit<br />

des discours officiels et des bilans mystificateurs, des rapports d’experts ou les <strong>info</strong>rmations de la<br />

radio ou de la télévision. L’Afrique des petits nous permet seule, d’entendre la voix d’un peuple<br />

d’exploités et d’opprimés“; Le rôle des Eglises dans la libération du continent africain, Bulletin de<br />

Théologie Africaine 6, Nr. 12 (1984), 281-302, S. 285f.<br />

Vgl. dazu oben S. 57.

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