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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 166<br />

wollen von politischer und ökonomischer Unterdrückung, von einer Lektüre des<br />

Exodus erwarten? 46<br />

Zunächst konstatiert Jean-Marc Ela, daß für das durch die koloniale bzw. neo-koloniale<br />

Situation geprägte Christentum in Afrika das Buch des Exodus „schrecklich abwesend“<br />

ist. Er erklärt sich diese Abwesenheit dadurch, daß seine Botschaft „nicht nur<br />

eine gewisse Theologie in Frage stellt, sondern auch eine kirchliche Praxis, einen Gottesdienst<br />

und eine Spiritualität“. Der Gott, den die Missionare verkündeten, konnte<br />

schwerlich der Gott des Exodus sein - und damit stellt Jean-Marc Ela implizit die Frage<br />

des Götzendienstes 47 :<br />

Der Gott der missionarischen Predigt scheint so weit entfernt gewesen zu sein,<br />

so fremd gegenüber der Geschichte der Kolonisierten, der Ausgebeuteten und<br />

Unterdrückten, daß er kaum identisch gewesen sein konnte mit dem Gott des<br />

Exodus, der sich der Situation der Unterdrückung und Knechtschaft bewußt<br />

<strong>wurde</strong>, in der sich sein Volk befand. 48<br />

Etwas später präzisiert Jean-Marc Ela diese Feststellung:<br />

[...] der Gott, der den afrikanischen Menschen im konkreten Kontext der kolonialen<br />

Situation verkündigt <strong>wurde</strong>, ist ein Gott, der der Zeit ein Fremder ist, der<br />

indifferent ist gegenüber politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen<br />

Ereignissen und ohne Perspektive eines durch die Verheißung implizierten Engagements.<br />

Letztendlich ist der Gott der christlichen Kirchen zur Zeit der Kolonisierung<br />

ein Gott der Natur, der Anpassung an und Unterordnung unter die<br />

herrschende Ordnung befiehlt. 49<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

„Que signifie aujourd’hui le message de l’Exode pour des millions d’Africains placés dans des situations<br />

religieuses, culturelles, politiques et socio-économiques déterminées? Que peuvent attendre d’une<br />

lecture de l’Exode les hommes qui, en Afrique Noire, veulent être délivrés de l’oppression politique et<br />

économique?“; a.a.O., S. 40.<br />

Bei <strong>einem</strong> Gespräch mit Achille Mbembé stellt Jean-Marc Ela explizit die Frage nach dem Götzendienst<br />

im Hinblick <strong>auf</strong> die heutigen afrikanischen Kirchen. Die Bemerkung von Achille Mbembé, daß Untersuchungen,<br />

die unter Jugendlichen durchgeführt <strong>wurde</strong>n, festgestellt haben, daß der Gott, der heute von<br />

den Kirchen verkündigt wird, nichts mit der Zeit und geschichtlichen Ereignissen zu tun hat, kommentiert<br />

Jean-Marc Ela wie folgt: „Die Ergebnisse dieser Untersuchungen fordern dazu heraus, sich die Frage<br />

nach dem Gott der afrikanischen Kirchen zu stellen. Ist dieser Gott der Gott der Offenbarung? Oder<br />

ist er wohl nichts als ein Götze, der vernichtet, ein Götze, der die Sakralisierung und Legitimierung von<br />

Situationen rechtfertigt, die nicht zu vereinbaren sind mit dem Glauben an den Gott der Bibel, der den<br />

Schrei der Notleidenden hört?“ („Les résultats de ces enquêtes amènent à se poser la question du Dieu<br />

des Eglises africaines. Ce Dieu est-il le Dieu de la révélation? Ou bien n’est-il qu’une idole à détruire,<br />

idole qui justifierait la sacralisation et la légitimation des situations incompatibles avec la foi au Dieu de<br />

la Bible qui entend le cri des malheureux?“; ACHILLE MBEMBE, Un entretien avec Jean-Marc Ela,<br />

théologien camerounais, Spiritus 27, Nr. 104 (1986), 253-261, S. 258).<br />

„Le Dieu de la prédication missionnaire semble avoir été un Dieu si lointain, si étranger à l’histoire des<br />

colonisés, des exploités et des opprimés qu’il s’identifie difficilement au Dieu de l’Exode qui prend<br />

conscience de la situation d’oppression et de servitude où se trouve son peuple“; Le Cri de l’homme<br />

Africain, S. 41.<br />

„[...] le Dieu qui a été annoncé à l’homme africain dans le contexte précis de la situation coloniale est un<br />

Dieu étranger au temps, indifférent aux événements politiques, sociaux, économiques et culturels, sans<br />

perspective d’engagement inhérente à la promesse. A la limite, le Dieu des Eglises chrétiennes au temps<br />

de la colonisation est un Dieu de la nature qui commande l’adaption et la soumission à l’ordre des<br />

choses“; a.a.O., S. 42.

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