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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />

43<br />

irgendwo anders ausgedacht worden war für Menschen, die die Lebensbedingungen<br />

unserer Bergbewohner nicht kannten. 58<br />

Jean-Marc Ela hatte den Eindruck, „daß man eigentlich die Kirche schließen und mit<br />

der Katechese ganz von vorne beginnen müßte“. Er sah sich gezwungen, „ein Leben in<br />

der Unsicherheit des Suchens zu akzeptieren“. 59 Getragen von der Einsicht, daß wir<br />

erst uns selbst bekehren lassen müssen, bevor wir andere bekehren wollen, sah sich<br />

Jean-Marc Ela dazu gedrängt, „eine fragwürdige Form des Christentums abzuschütteln,<br />

um mit viel Geduld aus dem konkreten Leben eine andere Sprache des Evangeliums<br />

<strong>auf</strong>keimen zu lassen“. 60 Dies implizierte freilich, sich zuerst einmal tatsächlich <strong>auf</strong> das<br />

konkrete Leben und die alltäglichen Probleme und Sorgen der Menschen in Tokombéré<br />

einzulassen, was Jean-Marc Ela denn auch tat: „Mit diesen Menschen wollte Ela<br />

sich identifizieren.“ 61 Er „entwickelte eine große Sensibilität für die ganz einfachen<br />

Dinge. In ihnen sucht er das Verständnis für die Lebensformen der Unterschicht, die<br />

von einer unproduktiven Polit-Bourgeoisie unterdrückt wird.“ 62 Jean-Marc Ela legte<br />

besonderen Wert dar<strong>auf</strong>, das Leben der Kleinbauern und -bäuerinnen in Tokombéré bis<br />

ins kleinste zu teilen: „Ich habe [...] gehungert, gegessen, gearbeitet, gewohnt wie sie.<br />

Ich hatte einen Esel, wie meine Nachbarn auch.“ 63 Ebenso selbstverständlich lernte und<br />

benutzte Jean-Marc Ela die Sprache, welche die Menschen in Tokombéré sprechen.<br />

Die Erfahrung einer persönlichen Befreiung, nachdem er „in den ‚kleinen Schritten der<br />

Befreiung‘ einer der Ihren geworden war“, führte ihn dazu, daß er „keinen Aspekt des<br />

Glaubens mehr betrachten“ konnte, ohne sich „Gedanken über seine Wirkung <strong>auf</strong> die<br />

Situation der marginalisierten Bauern zu machen“. 64 1974 schrieb Jean-Marc Ela in<br />

<strong>einem</strong> Artikel in L’Effort Camerounais, dem monatlich erscheinenden Organ der katholischen<br />

Bischofskonferenz 65 , daß für ihn Glaube an Jesus Christus nur bestehen<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

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63<br />

64<br />

65<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 17.<br />

Ebd. - Wie die herkömmliche missionarische Praxis aussah, die sich Jean-Marc Ela hätte zum Vorbild<br />

nehmen können, beschreibt z.B. NAZAIRE BITOTO ABENG in: Von der Freiheit zur Befreiung (passim).<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 17.<br />

„Met deze mensen wilde Ela zich vereenzelvigen“; JAN P. HEIJKE, Een Afrikaanse Befrijdingstheoloog:<br />

Jean-Marc Ela, Euntes-Digest 18 (1985), Nr. 4, 254-264, S. 254.<br />

FLAVIEN TIOKOU NDONKO, Jean-Marc Ela - Befreiungstheologe, a.a.O., S. 18. - Der Alltag der<br />

„klein(gemacht)en Leute“, die Perspektive „von unten“, das ist auch der - theologisch motivierte - soziologische<br />

Ansatz von Jean-Marc Ela. Von diesem Ort her intendiert er ein Verständnis der Gesamtgesellschaft.<br />

Indes, Soziologie ist für ihn - ebenso wie die Traditionen der westlichen Theologie - ein<br />

„Hilfsmittel“ für seine Theologie bzw. für eine am Evangelium orientierte, <strong>auf</strong> Befreiung ausgerichtete<br />

christliche Praxis (vgl. THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 22f).<br />

THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 21 (Ein Esel ist das dort übliche Transportmittel).<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 12.<br />

L’Effort Camerounais <strong>wurde</strong> 1955, noch während der Kolonialzeit, als Wochenblatt gegründet und ist<br />

die älteste der heute in Kamerun erscheinenden Zeitungen. Von 1975-1987 mußte L’Effort Camerounais<br />

<strong>auf</strong>grund Geldmangels und innerkirchlicher Kritik (in den letzten Nummern war das Thema der<br />

Anwesenheit ausländischer Priester und Ordensleute <strong>auf</strong>gegriffen worden, wobei die Forderung laut<br />

<strong>wurde</strong>, daß diese doch ihren Rückzug vorbereiten mögen) sein Erscheinen einstellen. Seitdem erscheint<br />

er monatlich. Für einen kurzen Überblick über die Presse in Kamerun vgl. ANDREAS MEHLER, Journalisten<br />

leben gefährlich, in: GERLINDE KURZBACH (Hg.), a.a.O., 95-99; und speziell zu L’Effort Camerounais vgl.<br />

JAN P. HEIJKE, Kameroense Befrijdingstheologie, 82-85.

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