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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 139<br />

der christlichen Gemeinschaft sensibilisiert werden muß 50 , die „sich von den Armen<br />

evangelisieren lassen“ und <strong>auf</strong> das hören müssen, was die Unterdrückten selbst über<br />

das Wort Gottes sagen und wie diese selbst ihren Glauben verstehen - insbesondere als<br />

AfrikanerInnen.<br />

Die aktuelle Bedeutung der biblischen Botschaft im heutigen Kontext erschließt<br />

sich den Menschen nur von ihrer eigenen Sicht des Menschen und der Welt her.<br />

Jean-Marc Ela versteht die spezifisch hermeneutische Aufgabe der Theologie in dem<br />

„Bemühen, die aktuelle Bedeutung des Wortes Gottes und seines Heilsplans vom geschichtlichen<br />

Selbstverständnis und Weltbild des Afrikaners her zu erarbeiten“. Zugleich<br />

sind wir dazu „<strong>auf</strong>gefordert, uns selbst im Licht der Offenbarung zu verstehen<br />

und den tieferen Sinn der Situationen und Ereignisse zu begreifen, die unser historisches<br />

Schicksal prägen“ 51 .<br />

Der Prozeß der Bibelinterpretation ist dementsprechend keine „Einbahnstraße“. Wie<br />

die Lektüre der Bibel und ihre Interpretation sowohl Ex-egese als auch Eis-egese ist<br />

und der eigene Kontext und der kontextbedingte Verstehenshorizont für die (Re-<br />

)Produktion des Sinns der biblischen Texte ein konstitutiver Bestandteil sind, so stellt<br />

andererseits der Text selbst - die Bibel - den Kontext des Interpreten bzw. der Interpretin<br />

in ein neues Licht und trägt damit zu <strong>einem</strong> neuen, vielleicht tieferen Selbstverständnis<br />

der LeserInnen bei.<br />

Insbesondere wenn es darum geht zu erforschen, welchen Sinn diese alten biblischen<br />

Texte, die ohne Zweifel aus einer uns fremden Kultur und aus <strong>einem</strong> anderen Kontext<br />

als dem unseren stammen, in unserem Kontext bedeuten können 52 , dann wird schnell<br />

deutlich, daß dies nicht durch eine simple Wiederholung derselben Worte und Begriffe<br />

geschehen kann. Denn - so stellt Jean-Marc Ela fest - „das Offenbarte wird niemals <strong>auf</strong><br />

passive Weise erfahren“ 53 :<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

Vgl. Ma foi d’Africain, S. 210: „Peut-être faut-il percevoir que c’est bien la communauté chrétienne ici<br />

et là qui à besoin de conscientiser les théologiens et les pasteurs“.<br />

„[...] un effort pour dégager la signification actuelle de la Parole de Dieu et du dessein de salut à partir<br />

de l’intelligence historique que l’Africain prend de lui-même et du monde. Nous devons exercer cette<br />

fonction ,herméneutique‘ de la théologie au moment où nous sommes invités à nous comprendre à la<br />

lumière de la Révélation et à percevoir le sens profond des situations et événements qui marquent notre<br />

destin historique“; a.a.O., S. 202 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 181).<br />

„Wie kann der afrikanische Mensch Zeitgenosse Christi sein?“ - so formuliert Jean-Marc Ela die Frage,<br />

wie die historische und kulturelle Distanz überwunden werden kann, die uns von der Bibel trennt, in:<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 181. Des weiteren betont er: „Wenn das eigentliche Ärgernis des Glaubens<br />

das Eingreifen Gottes in die Geschichte ist, können wir nicht der Frage ausweichen, wie wir Gott<br />

aussagen und den Glauben leben sollen in der Sinnsphäre, in der der Afrikaner versucht, sich selbst und<br />

die Welt zum Ausdruck zu bringen“ (ebd.).<br />

„On ne reçoit jamais le donné révélé d’une manière passive“; Ma foi d’Africain, S. 201 (Mein Glaube als<br />

Afrikaner, S. 180). - Vgl. dazu auch KLAUS BERGER, Hermeneutik des Neuen Testaments, Gütersloh<br />

(Mohn), 1988, S. 188: „Die Sache ist nicht gegeben; sie wird erst gewonnen, erkämpft und erlitten.“<br />

Auf S. 183 weist Klaus Berger gegenüber einer vermeintlichen Identität der „Sache“ zwar hin <strong>auf</strong> „den<br />

Kontextbezug, d.h. <strong>auf</strong> die je verschiedene ,Welt‘, in der der gemeinte Gegenstand sich befand und<br />

durch die er je eine andere Wirklichkeit empfing“, aber dieser Kontextbezug - im Sinn einer sozioökonomischen<br />

bzw. sozialgeschichtlichen Analyse - der biblischen Texte scheint mir bei ihm doch zu<br />

kurz zu kommen. Interessant ist sein Ausgangspunkt bei der Ethik (in Anlehnung an Heinz Eduard<br />

Tödts „Theorie ethischer Urteilsfindung“?) - bzgl. des Umgangs der ExegetInnen mit dem Text und als

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