Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 92<br />
nelle Art und Weise des kulturellen Zusammenhaltes darstellte, <strong>wurde</strong> es zur<br />
Bestimmung des religiösen Lebens, die Stütze für jeden Protest gegen die Kolonisierung<br />
zu werden. 126<br />
Um diese These zu belegen, verweist Jean-Marc Ela mit Nachdruck <strong>auf</strong> die Bedeutung<br />
und die Rolle der religiösen Messianismen in der afrikanischen Geschichte. In diesem<br />
Zusammenhang ist es nicht möglich, sich mit Marx’ Analysen des europäischen Christentums<br />
im 19. Jahrhundert zufrieden zu geben:<br />
Nicht nur, daß diese Analysen „veraltet“ sind, sie tragen insbesondere das<br />
Merkmal eines Ethnozentrismus, dem der Marxismus nicht entgeht. Wie kann<br />
am Ende des 19. Jahrhunderts behauptet werden, daß die Religion das „Opium<br />
des Volkes“ ist, wenn - zur Zeit der Imperien - das Religiöse der Ort des Kampfes<br />
für die Befreiung der Unterdrückten ist? Denn das, was sich durch die religiösen<br />
Bewegungen der unterdrückten Völker durchgehend bestätigt, ist nicht<br />
bloß die Bemühung um die Wiederherstellung der traditionellen sozialen Ordnung,<br />
die durch die Kolonisierung zerstört <strong>wurde</strong>; es ist - viel radikaler - die<br />
Wiederergreifung der Initiative, die unter dem Schock durch die koloniale Gewalt<br />
zerbrochen war. 127<br />
Weit davon entfernt, „Opium des Volkes“ zu sein, stellten die religiösen Bewegungen<br />
den Kolonialismus und die kulturelle und politische Vorherrschaft des Westens grundlegend<br />
in Frage. Ausgehend von der religiösen Frage werfen diese Bewegungen zwei<br />
grundlegende Probleme <strong>auf</strong>: zum einen das Problem der Konfrontation zwischen unterdrückten<br />
und herrschenden Klassen und zum anderen das der Konfrontation zwischen<br />
zwei verschiedenen Typen von Kultur - wobei „die Sphäre des Religiösen in der<br />
Geschichte des modernen Afrika sich als der Ort par excellence der kulturellen Konfrontation<br />
und des politischen Kampfes herausgestellt hat“ 128 .<br />
Jean-Marc Ela geht es hier weniger um eine Apologie afrikanischer politisch-religiöser<br />
Bewegungen, sondern mehr um die Betonung der Unangemessenheit pseudowissenschaftlicher<br />
Analysen, die in jeder Religion pauschal ein Hindernis für die Befreiung<br />
des Menschen sehen, ohne deren tatsächliche Wirksamkeit im jeweiligen konkreten<br />
historischen Kontext angemessen in Betracht zu ziehen. Im Kontext der kolonialen<br />
126 „Depuis la période esclavagiste, en Afrique comme en Amérique, les religions des Noirs n’ont jamais été<br />
des obstacles à leur luttes, mais furent, pour ces luttes mêmes, ciment de cohésion culturelle et armes<br />
utilisées contre l’oppression. Au plus fort de la colonisation, des milliers de mouvements politicoreligieux<br />
ne se sont pas seulement dressés contre les missions chrétiennes mais aussi contre le pouvoir<br />
colonial. Dans la mesure où la religion était le domaine où la domination occidentale était le plus<br />
vivement ressentie, puisqu’elle constituait le mode traditionnel de cohésion culturelle, la vie religieuse<br />
était destinée à devenir le support de toute contestation de la colonisation“; a.a.O., S. 60 (African Cry, S.<br />
46).<br />
127 „Non seulement ces analyses ,datent‘ mais elles portent la marque d’un ethnocentrisme auquel le<br />
marxisme n’échappe pas. Comment affirmer, en plein XIX e siècle, que la religion est ,l’opium du peuple‘<br />
lorsqu’en Afrique, au temps des empires, le religieux est le lieu du combat pour la libération des<br />
opprimés? Car à travers les mouvements religieux des peuples opprimés, ce qui s’affirme, ce n’est pas<br />
seulement un effort de restructuration de l’ordre social traditionnel détruit par la colonisation, c’est,<br />
plus radicalement, une reprise de l’initiative brisée sous le choc des puissances coloniales“; a.a.O., S. 61<br />
(African Cry, S. 46).<br />
128 „[...] la sphère du religieux est apparue, dans l’histoire de l’Afrique moderne, comme le lieu privilégié<br />
d’un affrontement culturel et d’un combat politique“; ebd. (African Cry, S. 47).