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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 110<br />

ist. 206 Aus diesem Grund sind die Polikliniken und die Krankenhäuser, die Impfungen<br />

und die Hygiene integriert in ein globales System der Beherrschung. Die<br />

Verwertung der Kolonien ist insofern nichts anderes, als durch den Einbruch<br />

des Kapitalismus in die afrikanische Landwirtschaft die Arbeitskraft, das Land<br />

und die Gesundheit der Bevölkerung den Zwängen einer profitorientierten<br />

Wirtschaft unterworfen werden, deren Folgen sich in der Destrukturierung der<br />

traditionellen Gesellschaften, im ungleichen Austausch und in der Marginalisierung<br />

offenbaren. Kurz, die Medizin ist ein Kernstück des kolonialen Apparates:<br />

Sie ist verbunden mit der Einziehung der Steuern und letztlich mit dem Fortschritt<br />

der exportorientierten Landwirtschaft, deren Entwicklung Afrika in eine<br />

Situation der Nahrungsmittelknappheit geführt hat, wie sich jeden Tag deutlicher<br />

bestätigt. 207<br />

Die koloniale medizinische Versorgung folgte also faktisch der Verwertungslogik des<br />

ausländischen Kapitals, weil die durch dessen Profitinteresse <strong>auf</strong>gezwungene Exportgüterproduktion<br />

<strong>auf</strong> Arbeitskräfte angewiesen war, die sich einer guten Gesundheit<br />

erfreuten. Diese Einsicht führt Jean-Marc Ela zu dem vernichtenden Urteil, daß die<br />

kolonialen medizinischen Leistungen demnach „in keiner Weise ein humanitäres und<br />

karitatives Unternehmen“ darstellen. 208<br />

Dies bestätigt sich auch dadurch, daß die ärztlichen Maßnahmen der Bevölkerung<br />

einfach <strong>auf</strong>gezwungen <strong>wurde</strong>n, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen oder auch nur<br />

über den Sinn und die Wirkungen der - behördlich verordneten - medizinischen Eingriffe<br />

<strong>auf</strong>zuklären:<br />

Zudem war die Gesundheitsfürsorge, ebenso wie die Pflichtarbeiten, <strong>einem</strong> System<br />

von Zwängen unterworfen. Sie bestand im autoritären und einseitigen Eingreifen<br />

der Staatsgewalt, dem ein passiver Gehorsam der betroffenen Bevölkerung<br />

gegenüberstand. Der Gendarm war in dieser Hinsicht der beste Helfer der<br />

Kolonialärzte. Dank ihm sind Pocken-, Pest- oder Gelbfieberepidemien verschwunden<br />

oder zurückgegangen. <strong>Das</strong> System war durchaus wirksam. Aber die<br />

Menschen waren völlig im unklaren über die Prinzipien, deren Befolgung von<br />

206 Dieser Zusammenhang wird selbst von Kolonialpolitikern offen so formuliert. Jean-Marc Ela zitiert<br />

hierzu Albert Sarrault (1921 franz. Kolonialminister): „Die medizinische Fürsorge ... ist unsere Pflicht.<br />

Sie ist aber [...] vor allem unser unmittelbarstes und alltäglichstes Interesse. Denn das ganze Werk der<br />

Kolonisierung, das ganze Geschäft der Schaffung von Reichtum wird in den Kolonien durch die Frage<br />

der ,Arbeitskräfte‘ beherrscht“; a.a.O., S. 96, Anm. 3 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 81, Anm. 65).<br />

207 „Rien n’est plus clair: la création de richesses est dominée dans les colonies par la question de la maind’œuvre.<br />

Mais elle est conditionnée par l’assistance sanitaire aux populations indigènes. L’œuvre<br />

médicale doit préserver le capital-travail sans lequel la mise en valeur des colonies est impossible. Ainsi,<br />

les dispensaires et les hôpitaux, les vaccinations et l’hygiène sont intégrés à un système global de<br />

domination. La mise en valeur des colonies n’est pas autre chose, dans la mesure où l’irruption du<br />

capitalisme dans l’agriculture africaine soumet les forces de travail, les terres et la santé des populations<br />

aux contraintes d’une économie de profit dont les effets se traduisent par la déstructuration des sociétés<br />

traditionnelles, l’échange inégal et la marginalisation. Bref, la médecine est une pièce maîtresse de<br />

l’appareil colonial: elle est liée à la perception des impôts et, en définitive, au progrès de l’agriculture<br />

d’exportation dont le développement a conduit l’Afrique à une situation de pénurie alimentaire, comme<br />

on le constate chaque jour davantage“; a.a.O., S. 96f (Mein Glaube als Afrikaner, S. 81).<br />

208 „L’œuvre médicale coloniale n’est nullement une entreprise humanitaire et charitable“; a.a.O., S. 97<br />

(Mein Glaube als Afrikaner, S. 81).

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