Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />
36<br />
Schlachtopfer der Ausbeutung sind das Bild des leidenden Christus. 24 - Ein frühes<br />
Zeugnis für den befreiungstheologischen Ansatz von Jean-Marc Ela.<br />
In seiner Funktion als Seminardozent gab Jean-Marc Ela sich jedoch nicht mit der<br />
Vermittlung reinen Bücherwissens zufrieden. Sein Interesse richtete sich darüber hinaus<br />
<strong>auf</strong> das, was in der Gesellschaft passierte. Es war ihm z.B. <strong>auf</strong>gefallen, daß der<br />
Unterricht in Kamerun, der größtenteils in der Hand der katholischen Kirche lag, in<br />
keiner Weise den Verhältnissen des Landes angemessen war. Der Unterricht sollte,<br />
statt abhängig zu machen durch die Übernahme anderswo und von anderen erdachter<br />
Antworten und Ideen, die Menschen dazu befähigen, selbst nachzudenken und ihre<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse zu hinterfragen. In Kamerun, wo - wie allgemein in<br />
Schwarzafrika - die Bevölkerung hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt ist -<br />
was übrigens auch <strong>auf</strong> viele StadtbewohnerInnen zutrifft, die ja zumeist vom Land in<br />
die Stadt migriert sind -, muß der Unterricht von dieser Situation ausgehen. Diese ihre<br />
Situation analysieren zu lernen, ist das wichtigste Unterrichtsziel. Was Jean-Marc Ela<br />
hierbei vorschwebt, läßt sich mit Jan P. Heijke eine „Kontextualisierung des Unterrichtes“<br />
25 nennen.<br />
Diese Gedanken führten Jean-Marc Ela dazu, seine Position als Seminardozent in Frage<br />
zu stellen. Künftige Priester sollten zuallererst lernen, ihr Glaubensverständnis zu<br />
vertiefen, dadurch, daß sie sich <strong>auf</strong> ihren konkreten Kontext einlassen. Demgegenüber<br />
<strong>wurde</strong>n die Priesterkandidaten am Großen Seminar praktisch von ihrer Umwelt abgeschnitten,<br />
ihre Kontakte nach außen restriktiv reglementiert: „Alle Kontakte mit den<br />
verdorbenen Angehörigen waren zu vermeiden“. In Verbindung mit dem Lehrstoff<br />
<strong>wurde</strong> so der Entwurzelungsprozeß der Priesterkandidaten forciert. 26 Deshalb muß die<br />
Abhängigkeit von fremden Sichtweisen abgelöst werden von <strong>einem</strong> kontextuellen<br />
Zugang. Kontextualität heißt für einen Priester, der sich am Evangelium orientiert, sich<br />
primär durch das Schicksal der Marginalisierten und Ausgeschlossenen bestimmen zu<br />
lassen. 27<br />
Doch erst einmal führte Jean-Marc Elas weiterer Weg von der Peripherie ins Zentrum.<br />
Er ging nach Frankreich, wo er sich 1969 in Strasbourg mit einer umfangreichen Arbeit<br />
über die Transzendenz Gottes und die menschliche Existenz bei Martin Luther in<br />
Theologie habilitierte. 28 Ferner studierte er in Paris und in Belgien Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
(Philosophie und Soziologie).<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
JEAN-MARC ELA, L’Eglise à la rencontre du Tiers Monde, Tam Tam Nr. 1-2 (1965), 4-8 und Nr. 9-10,<br />
27-44. Zusammenfassung dieses Artikels bei JAN P. HEIJKE, a.a.O., S. 93f und S. 118.<br />
„Contextualisering van het onderwijs“; JAN P. HEIJKE, Contextualisatie, S. 7. Die Informationen über<br />
Jean-Marc Elas Zeit als Seminardozent basieren <strong>auf</strong> diesem Aufsatz (S. 6f). Mit der Problematik des Unterrichtes<br />
setzt sich JEAN-MARC ELA auseinander in s<strong>einem</strong> ersten Buch: La plume et la pioche. Réflexion<br />
sur l’enseignement et la société dans le développement de l’Afrique Noire, Yaoundé (CLE), 1971. <strong>Das</strong><br />
Thema der Bildung und Erziehung (von der Kolonialgeschichte bis heute) behandelt ebenfalls NAZAIRE<br />
BITOTO ABENG ausführlich in seiner Dissertation über die Kirchen- und Kolonialgeschichte Kameruns.<br />
NAZAIRE BITOTO ABENG, a.a.O., S. 121f (Zitat S. 121).<br />
Vgl. JAN P. HEIJKE, a.a.O., S. 7.<br />
JEAN-MARC ELA, Transcendance de Dieu et existence humaine selon Luther. Essai d’introduction à la<br />
logique d’une théologie, Thèse pour le Doctorat d’Etat et théologie, Strasbourg, 1969, 2 Bde. (als Verfasser<br />
ist Jean-Marc Etoa angegeben - Eto(w)a ist der Name von Jean-Marc Elas Vater).