Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 59<br />
gungen geführt hat 13 , aber an der grundlegenden Konstellation des Nord-Süd-Konfliktes ändert<br />
dies nichts - außer vielleicht, daß der Ost-West-Konflikt nun nicht mehr den Blick für den grundlegenden,<br />
d.h. den Nord-Süd-Konflikt, verstellen kann. 14<br />
Jean-Marc Ela beobachtet in Afrika - wie übrigens in der gesamten Dritten Welt -<br />
einen „wahrhaftigen Prozeß der ,Rekolonisierung‘“ 15 . Nichts kann darüber hinwegtäuschen:<br />
„<strong>Das</strong> wirkliche Afrika befindet sich in einer kolonialen Situation, mit ihrem<br />
ganzen Gefolge an Elend und Ungerechtigkeiten, die tausend Gesichter tragen.“ 16 Da<br />
ist z.B. die verheerende Ernährungslage in der Sahelzone als Folge einer ökonomischen<br />
Beherrschung (un effet de domination économique). Diese ökonomische Beherrschung<br />
äußert sich konkret in den Formen einer „Diktatur der Erdnuß oder der Baumwolle“<br />
(„la dictature de l’arachide ou du coton“). Ihr allgemeines Charakteristikum ist<br />
die Vorherrschaft einer „durch das ausländische Kapital beherrschten Landwirtschaft“<br />
(„une agriculture dominée par le capital étranger“), die ausschließlich <strong>auf</strong> den Export<br />
hin ausgerichtet ist. In dieser Situation ist die formelle Unabhängigkeit der afrikanischen<br />
Staaten nichts als „ein Trugbild, das die tatsächliche Abhängigkeit Afrikas verschleiert“<br />
17 .<br />
Die konkrete Situation der Massen in den Ländern Afrikas, die doch rechtlich vom<br />
kolonialen Joch befreit sind, hat sich seit der Unabhängigkeit eher verschlimmert als<br />
verbessert:<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
Einen aktuelleren Überblick über die Situation in Afrika im allgemeinen bietet WALTER MICHLER, Weißbuch<br />
Afrika, Bonn (Dietz), völlig überarbeitete und erweiterte 2. Auflage 1991 (1988 1 ); über die „Demokratisierung“<br />
in Kamerun im besonderen <strong>info</strong>rmiert ANDREAS MEHLER, Kamerun in der Ära Biya. Bedingungen,<br />
erste Schritte und Blockaden einer demokratischen Transition (Hamburger Beiträge zur<br />
Afrika-Kunde; Bd. 42), Hamburg (Institut für Afrika-Kunde), 1993 (zugl. Diss. Hamburg, 1993). Über<br />
die aktuellen Demokratiebewegungen und Demokratisierungsprozesse in Afrika (Benin, Zambia, Zaire,<br />
Kenya) berichten auch REINHART KÖßLER und HENNING MELBER, Chancen internationaler Zivilgesellschaft,<br />
a.a.O., 146-191.<br />
In Ma foi d’Africain, S. 149 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 130), bezeichnet Jean-Marc Ela den Nord-<br />
Süd-Konflikt als „das eigentliche Problem unserer Zeit“ („le véritable conflit de notre temps se situe entre<br />
le Nord et le Sud“); dieser ist der „fundamentale Konflikt“ („conflit fondamental“).<br />
„[...] un véritable processus de ,recolonisation‘ de l’Afrique est en course“; Le Cri de l’homme Africain,<br />
S. 72 (African Cry, S. 56). Daran hat sich auch in den 90er Jahren nichts Wesentliches geändert: „We<br />
see a coming back of a form of colonization“, so konstatiert Jean-Marc Ela 1994 in Poverty and<br />
Theology (S. 16). Auch in s<strong>einem</strong> jüngsten Buch aus dem Jahr 1990 spricht Jean-Marc Ela davon, daß<br />
in den afrikanischen Ländern „un véritable processus de recolonisation est en course“ bzw. von „le rôle<br />
de la (re)colonisation dans les processus de sous-développement en Afrique noire“; JEAN-MARC ELA,<br />
Quand l’État pénètre en brousse ... Les ripostes paysannes à la crise, Paris (Karthala), 1990 [zitiert als:<br />
Quand l’État pénètre en brousse], S. 7 bzw. S. 5. - Mit dieser Einschätzung steht Jean-Marc Ela nicht<br />
alleine, was z.B. schon der eingangs dieses Kap. zitierte Text von Ngugi wa Thiong’o belegt. Ich führe<br />
hier nur noch exemplarisch den Anfang dieses Jahres (1995) ermordeten Landsmann von Jean-Marc<br />
Ela und ehemaligen Generalsekretär der AOTA an, den Jesuiten Engelbert Mveng. Er schreibt: „The actual<br />
situation in Africa is a result of the last five centuries of African history, five centuries of slavery<br />
and colonial domination. Even in post-independence Africa, the background of slavery and the colonial<br />
domination system still prevail in a majority of African countries all over the continent“; ENGELBERT<br />
MVENG, African Theology: A Methodological Approach, Voices from the Third World 18, Nr. 1 (1995),<br />
106-116, S. 107.<br />
„L’Afrique réelle vit une situation coloniale, avec son cortège de misères et d’injustices au mille visages“;<br />
Le Cri de l’homme Africain, S. 72 (African Cry, S. 56).<br />
„[...] l’indépendance formelle des jeunes Etats est une mystification qui masque une réelle dépendance<br />
de l’Afrique“; a.a.O., S. 73