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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 79<br />

durch übernatürliche Gründe genügt jedoch nicht. Der Erfolg der Missionen im<br />

19. Jahrhundert beruht nicht etwa <strong>auf</strong> <strong>einem</strong> „Wunder“: Die Strukturen der Missionen<br />

sind ein Ergebnis der Einwirkung der Kolonialmacht in Afrika. Denn<br />

<strong>auf</strong>grund der ökonomischen Infrastruktur waren die Missionen großenteils von<br />

der Kolonialmacht abhängig. Falls sie nicht ein Alibi für die Interessen eines<br />

Handelskapitalismus gewesen sind, der eine ungleiche Entwicklung produziert,<br />

so scheinen sie sehr wohl die zwangsläufigen Begleiterinnen einer Modernität<br />

gewesen zu sein, wovon das koloniale System nur eine Erscheinungsform ist. 86<br />

Jean-Marc Ela schreibt weiter:<br />

Auch wenn die Ergebnisse des missionarischen Werkes im 19. Jahrhundert<br />

nicht als bloße Produkte des politischen, ökonomischen und kulturellen Kontextes<br />

betrachtet werden können, so muß dennoch zugegeben werden, daß die Missionen<br />

manchmal die militärische, ökonomische und diplomatische Unterstützung<br />

des kolonialen Europa brauchten. Auf alle Fälle ist es außer Zweifel, daß<br />

die Expansion der Kirchen im 19. Jahrhundert einen Aspekt der weltweiten Expansion<br />

des Okzidents bildet. 87<br />

Zu den Konsequenzen dieser engen Beziehung und Wechselwirkung zwischen Mission<br />

und Kolonialismus 88 gehört, daß für zahlreiche Generationen das Christentum als eine<br />

86<br />

87<br />

88<br />

säuselnden Windes, sondern wie ein gewaltig brausender Sturm“; Die Anfänge des Christentums in<br />

Kamerun, in: WOLFGANG HERING (Hg.), Christus in Afrika. Zur Inkulturation des Glaubens im Schwarzen<br />

Kontinent (Glaube, Wissen, Wirken; Bd. 15), Limburg (Lahn-Verlag), 1991, 13-27, S. 27 (Quelle<br />

des Zitates: J. RATH, Ein reich gesegnetes Erntefeld der katholischen Afrikamission, KM 60 (1932), S.<br />

62).<br />

„Pour expliquer l’expansion des Eglises, on a parfois évoqué le temps où l’Esprit Saint soufflait en<br />

tornade. Cette explication par les causes secondes ne suffit pas. Le succès des missions au XIX e siècle ne<br />

relève peut-être pas du ,miracle‘: les structures des missions sont un effet de l’emprise du pouvoir<br />

colonial en Afrique. Car, par l’infrastructure économique, les missions dépendent en grande partie du<br />

pouvoir colonial. Si elles n’ont pas été un alibi des intérêts d’un capitalisme marchand produisant un<br />

développement inégal, elles semblent bien avoir été les compagnes forcées d’une modernité dont le<br />

système colonial n’est qu’un avatar“; a.a.O., S. 33 (African Cry, S. 22).<br />

„Si les résultats de l’œuvre missionnaire du XIX e siècle ne peuvent être considérés comme des simples<br />

produits du contexte politique, économique et culturel, on admettra que les missions ont parfois eu<br />

besoin de l’appui militaire, économique et diplomatique de l’Europe coloniale. En tout cas, il est hors de<br />

doute que l’expansion des Eglises au XIX e siècle constitue un aspect de l’expansion de l’Occident dans le<br />

monde“; a.a.O., S. 33f (African Cry, S. 22).<br />

Ähnlich wie Jean-Marc Ela spricht auch Horst Gründer - in bezug <strong>auf</strong> die deutsche Missions- und<br />

Kolonialgeschichte - von <strong>einem</strong> „historische(n) Bündnis von Mission und Kolonialismus“, das „im Zeitalter<br />

des Hochimperialismus noch einmal einen Höhepunkt“ erlebte: „Auch in der kurzlebigen deutschen<br />

Kolonialphase (1884-1914) kam es zu <strong>einem</strong> engen Zusammengehen beider Faktoren.“ Er nennt<br />

insbesondere „die verhältnismäßig geringe Konfliktanfälligkeit der kolonialpolitischen-missionarischen<br />

Interessengemeinschaft und die ,kolonialen Verdienste‘ der Mission“ und spricht von „ihrer kolonialen<br />

Zuverlässigkeit und kolonialpolitischen Wertschätzung“: „Schließlich gehörten die Missionare nicht<br />

zum wenigsten zu den Protagonisten und Propagandisten eines imperialen Engagements im zweiten<br />

deutschen Kaiserreich“; HORST GRÜNDER, Rückwirkungen der deutschen Kolonialinaugurierung <strong>auf</strong> die<br />

Stellung der christlichen Mission in Kirche, Staat und Gesellschaft, Zeitschrift für Missionswissenschaft<br />

und Religionswissenschaft 79, Nr. 2 (1995), 120-133, S. 133. - Ein schillerndes Beispiel für einen Kolonialprotagonisten<br />

und -propagandisten ist unbestreitbar FRIEDRICH FABRI (1824-1891), langjähriger<br />

leitender Inspektor der Rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen (1857-1884) und „Vater der deutschen<br />

Kolonialbewegung“. Vgl. insbesondere seine Schrift Bedarf Deutschland der Colonien? Eine politisch-ökonomische<br />

Betrachtung, Gotha (F.A. Perthes), 1879, die in folgender Konklusion kulminiert:<br />

„Will das neue Deutsche Reich seine wiedergewonnene Machtstellung <strong>auf</strong> längere Zeiten begründen<br />

und bewahren, so wird es dieselbe als eine Cultur-Mission zu erfassen und dann nicht länger zu zögern

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