Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 103<br />
2.5 Der afrikanische Symbolismus<br />
<strong>Das</strong> Symbol gibt zu denken, daß das Cogito ins Sein eingebunden ist, und nicht umgekehrt;<br />
[...] das Sein, das sich selbst setzt im Cogito, muß erst noch an den Tag bringen,<br />
daß der Akt, durch den es sich dem Ganzen entreißt, nicht <strong>auf</strong>hört, an dem Sein teilzuhaben,<br />
das ihn in jedem Symbol zur Rede stellt.<br />
Paul Ricoeur, Symbolik des Bösen. Phänomenologie der Schuld II<br />
In der afrikanischen Religion gibt es nicht den in der westlichen Theologie des öfteren postulierten<br />
Gegensatz zwischen menschlicher Aktivität und göttlicher Gegenwart. Hierin liegt für Jean-<br />
Marc Ela ein Unterschied zwischen der westlichen und der afrikanischen Kultur. Während die<br />
westliche Zivilisation die Zivilisation des (logischen) Begriffs ist, ist die afrikanische Zivilisation<br />
„eine Zivilisation des Symbols“: „Alles ist Symbol.“ Welche Bedeutung hat das Symbol im<br />
schwarzafrikanischen Kontext? Gotthold Hasenhüttl meint: „Ohne die symbolische Sprechweise<br />
und Erfahrungsdimension zu verstehen, ist es nicht möglich, das Selbstverständnis des Schwarzafrikaners<br />
zu begreifen.“ 179 Und es ist insbesondere die zentrale These der „Afrikanischen Theologie“<br />
von Heribert Rücker, daß das Symbol der hermeneutische Schlüssel zum Verständnis der<br />
afrikanischen Weltanschauung, des afrikanischen Welt- und Selbstverständnisses ist. Diese<br />
„symbolische Weltanschauung“ impliziere darüber hinaus „ein Bewußtsein um die Möglichkeit<br />
verschiedener Strukturen des Anschauens, Wollens, Denkens und Sprechens, die - jede <strong>auf</strong> ihre<br />
Art - Erfahrung ermöglichen und den Zugang zu einer je spezifischen Art von Objekten bzw.<br />
von ‚Welt‘ eröffnen“ 180 .<br />
Jean-Marc Elas Reflexionen zur Bedeutung des Symbolismus im sozio-kulturellen Kontext<br />
Schwarzafrikas finden sich im 3. Kapitel von Ma foi d’Africain unter dem Titel: „L’art de<br />
raconter la révélation de Dieu“ (57-80). 181 Dieser Titel benennt bereits den Kontext, in dem diese<br />
Reflexionen zu verstehen sind: Die Notwendigkeit, als AfrikanerIn und zu AfrikanerInnen <strong>auf</strong><br />
„afrikanische Weise“ und vom afrikanischen Weltverständnis her von Gott bzw. seiner Offenbarung<br />
zu reden. <strong>Das</strong> Symbol hat hierbei eine zentrale Stellung.<br />
Jean-Marc Ela zeigt sich erstaunt von dem breiten Raum, den das Symbol unter den<br />
Ausdrucksformen der AfrikanerInnen und insbesondere im alltäglichen Leben der<br />
LandbewohnerInnen in Afrika einnimmt: „<strong>Das</strong> in technischer Hinsicht mittellose<br />
Schwarzafrika erscheint eindeutig reicher an Zeichen und Symbolen als an materiellen<br />
Werkzeugen“ 182 :<br />
179 GOTTHOLD HASENHÜTTL, Schwarz bin ich und schön. Der theologische Aufbruch Schwarzafrikas, Darmstadt<br />
(Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 1991, S. 25.<br />
180 HERIBERT RÜCKER, „Afrikanische Theologie“, S. 107. Heribert Rücker ist in diesem Zusammenhang der<br />
Überzeugung, daß „die Umkehr zum Offenbarungsgott“ ein Schritt ist, „der auch die Abkehr von einer<br />
Verabsolutierung des eigenen Denksystems beinhaltet. Eine solche Relativierung des Eigenen impliziert<br />
die Möglichkeit einer Anerkennung des Fremden und damit einen möglichen Dialog mit Afrika“; a.a.O.,<br />
S. 99. „Zur Hermeneutik des Symbols“ vgl. a.a.O., 101-113 (Kap. 2.0); vgl. auch den Exkurs über das<br />
„Symbol im Denken der Gegenwart“, a.a.O., 226-234 (Kap. 4.8).<br />
181 „Die Kunst, die Offenbarung Gottes zu erzählen“; Mein Glaube als Afrikaner, 47-69. Dieser Aufsatz<br />
<strong>wurde</strong> zuerst veröffentlicht unter dem Titel: „Symbolique africaine et mystère chrétien“, in: Un christianisme<br />
africain (Les quatre fleuves. Cahiers de recherche et de réflexion religieuses; Heft 10), Paris<br />
(Beauchesne), 1979.<br />
182 „Techniquement démunie, l’Afrique noire apparaît incontestablement plus riche en signes et symboles<br />
qu’en outils matériels“; Ma foi d’Africain, S. 59 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 49).