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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />

38<br />

„Gott in allem sehen“ - und lebte seinen Glauben, ohne weder dem afrikanischen Fatalismus<br />

noch dem christlichen Quietismus zu verfallen. Er sah darüber hinaus die Zeit<br />

gekommen, „das Christentum ganz neu zu erfinden, um es mit unserer afrikanischen<br />

Seele zu leben“ 34 . Seine Beziehungen zur traditionellen Religion scheinen harmonisch<br />

gewesen zu sein, wohl weil er es ablehnte, Druck <strong>auf</strong> die Menschen auszuüben und sie<br />

mit aller Gewalt zu christianisieren. So <strong>wurde</strong> Baba Simon zu den Aktivitäten der traditionellen<br />

Religion eingeladen und nach s<strong>einem</strong> Tod bezeugte der Priester der Mouyangs,<br />

einer Untergruppe der Kirdi, daß er ihn gelehrt habe, die anderen zu akzeptieren.<br />

Was ihm imponierte an seiner Beziehung zu Baba Simon, war, daß dieser - im Gegensatz<br />

dazu, wie den Kirdi, die in den Bergen leben, in der Ebene gewöhnlich begegnet<br />

wird - die Kirdi ermutigte, sich selbst zu lieben. 35 Baba Simons Name soll sogar bei<br />

den traditionellen Opfern in den Mandarabergen von den Priestern im Rahmen ihrer<br />

Zeremonien erwähnt werden. Die Steinhütte, die Baba Simon <strong>auf</strong> <strong>einem</strong> Hügel gebaut<br />

hatte, um sich in der Abgeschiedenheit dem Gebet widmen zu können, <strong>wurde</strong> für viele<br />

Menschen aus den Mandarabergen zu <strong>einem</strong> Wallfahrtsort, der alljährlich zu s<strong>einem</strong><br />

Todestag <strong>auf</strong>gesucht wird.<br />

Ende 1974 verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand von Baba Simon, weshalb<br />

er beim Bischof um seine Entlassung ersuchte. Nach Tagebuch<strong>auf</strong>zeichnungen von<br />

Baba Simon schien Jean-Marc Ela, als er davon erfuhr, in <strong>einem</strong> völlig desolaten Zustand<br />

gewesen zu sein. Im Mai 1975 verließ der nun Siebzigjährige Tokombéré für<br />

immer, bevor er am 13. August desselben Jahres starb. Baba Simon war, so läßt sich<br />

abschließend resümieren, eine beeindruckende, ausstrahlende und wohl charismatische<br />

Persönlichkeit. 36<br />

Baba Simon führte Jean-Marc Ela in den Umgang mit der Bevölkerung von Tokombéré<br />

und Umgebung ein. Dies geschah über die samstäglichen Zusammenkünfte unter<br />

<strong>einem</strong> großen Tamarindenbaum und durch ausgedehnte Wanderungen zu Fuß in die<br />

Umgebung. Auf diese Weise empfing Jean-Marc Ela seine „pastorale Initiation“.<br />

Tokombéré selbst liegt am Rande der Mandaraberge, <strong>einem</strong> Gebirgszug im Norden<br />

Kameruns, der direkt an Nigeria grenzt. Die dort lebende Bevölkerung <strong>wurde</strong> dorthin<br />

abgedrängt von der in Nordkamerun dominierenden Moslembevölkerung, dem aus<br />

Westafrika zugewanderten Rinderhirtenvolk der Peul bzw. Fulbe. Für die Muslime<br />

gelten die Menschen aus den Mandarabergen als verächtliche „Heiden“ (Kirdi). So<br />

<strong>wurde</strong> „Kirdi“ zu <strong>einem</strong> Sammelbegriff für verschiedene nicht-islamische Bevölkerungsgruppierungen.<br />

In den Mandarabergen stellt jedes Bergmassiv praktisch eine<br />

eigene ethnische Gesellschaft dar. „Von Dorf zu Dorf ändern sich Sprache, Hausform,<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

„De quintessence van Baba Simon’s evangelie was het respect voor de mens“; JAN P. HEIJKE, Kameroense<br />

Befrijdingstheologie, S. 89.<br />

So zitiert ihn Jean-Marc Ela in Le Cri de l’homme Africain, S. 144 („réinventer le christianisme pour le<br />

vivre avec notre âme africaine“).<br />

Dies deutet auch Jean-Marc Ela an, wenn er in Mein Glaube als Afrikaner, S. 16 (Anm. 1), von „jenen<br />

jungen Leuten“ spricht, „denen Baba Simon den Stolz ein Kirdi zu sein, wiedergegeben hat“ („ces jeunes<br />

à qui Baba Simon a rendu la fierté d’être kirdi“; Ma foi d’Africain, S. 24).<br />

Die Informationen zu diesem Exkurs basieren <strong>auf</strong> den Angaben von JAN P. HEIJKE (Kameroense Befrijdingstheologie,<br />

89-92).

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