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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 75<br />

In diesen Zusammenhang gehört die Tatsache, daß die Verwaltungen der Metropolen<br />

nur nationale Missionen wollten, so daß in den Kolonien eines weitestgehend dechristianisierten<br />

Europas nun eine Art Staatsreligion <strong>auf</strong>tauchte. Hierfür ist Kamerun -<br />

deutsche Kolonie („Schutzgebiet“) von 1884-1916 - ein charakteristisches Beispiel.<br />

Die Deutschen führten hier <strong>auf</strong> autoritäre Weise eine Methode ein, die sich am Prinzip<br />

des cuius regio eius religio orientierte. D.h., daß bestimmte Regionen den protestantischen<br />

Missionen vorbehalten waren, während den katholischen Missionen wiederum<br />

andere Gebiete zugewiesen <strong>wurde</strong>n. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Kamerun weitestgehend<br />

an Frankreich überging, <strong>wurde</strong>n die deutschen Missionen durch französische<br />

ersetzt. In anderen Kolonien war es nicht viel anders: „Im Prinzip bedeutete in Afrika<br />

ein Wechsel des Souveräns einen Austausch der Missionare.“ 74 Von daher läßt sich mit<br />

Recht bezweifeln, daß die Missionen - eigentlich die Repräsentantinnen des christlichen<br />

Universalismus - frei gewesen wären von dem Nationalismus, der die koloniale<br />

Expansion prägte. Sie waren abhängig von den jeweils herrschenden Mächten, und<br />

dies war nicht ohne Auswirkungen <strong>auf</strong> ihre Praxis.<br />

Für die katholische Mission ist die Situation etwas differenzierter zu betrachten, insofern<br />

als der Vatikan die Supranationalität der Kirche betonte. In diesem Sinne wollte<br />

z.B. ein Mann wie Père Libermann seine Mission nicht von politischer Kontrolle abhängig<br />

wissen. Er warnte seine Missionare vor der Gefahr, als politische Agenten der<br />

französischen Regierung betrachtet zu werden. So scheint es verständlich, daß in bestimmten<br />

Ländern die Kolonisten vor Ort manchmal heftig gegen die Errichtung von<br />

Missionsstationen opponierten. „Aber die Missionen entgingen nicht immer jeder Kollaboration<br />

mit den Kolonialstaaten.“ 75 Und es war eher die Regel, daß die politischen<br />

Machthaber die Missionen unterstützten und mit ihnen zusammenarbeiteten. Selbst das<br />

republikanische und säkulare Frankreich, das zu Hause antiklerikal eingestellt war und<br />

keinerlei Religionsausübung unterstützte, war in seinen Kolonien den Kirchen ein<br />

hilfreicher Partner: „Ein im republikanischen Frankreich unbekannter Typus der Beziehung<br />

zwischen der politischen Macht und den religiösen Organisationen setzte sich<br />

un<strong>auf</strong>hörlich durch im L<strong>auf</strong>e der Geschichte der Missionen des 19. Jahrhunderts.“ 76<br />

Was versprach sich der Staat von seiner Hilfe für die Kirchen bzw. für die Missionsarbeit?<br />

Zum einen spiegelten die religiösen Bauwerke sein Prestige wieder, zum anderen<br />

sollte die Mission ihren Einfluß unter den evangelisierten Schwarzen dar<strong>auf</strong> verwenden,<br />

sie unter die Kontrolle der Verwaltung zu bringen.<br />

Ohne Zweifel war die Expansion der Kirchen nicht ausschließlich <strong>auf</strong> die Hilfe oder<br />

die Subventionen der kolonialen Machthaber gegründet. Solide organisierte Missionsgesellschaften<br />

bildeten das institutionelle Rückgrat der Missionsarbeit. Private und<br />

kirchliche Spendenaktionen in der gesamten Christenheit stellten finanzielle Ressour-<br />

74<br />

75<br />

76<br />

„En principe, un changement de souveraineté signifie, en Afrique, une mutation de missionnaires“;<br />

a.a.O., S. 26 (African Cry, S. 16).<br />

„Mais les missions n’échapperont pas toujours à toute compromission avec les Etats colonisateurs“;<br />

a.a.O., S. 27 (der kurze Abschnitt, aus dem dieses Zitat stammt, fehlt in African Cry).<br />

„Un type de relation inconnu dans la France républicaine entre le pouvoir politique et les organisations<br />

religieuses s’affirme sans cesse au cours de l’histoire des missions du XIX e siècle“; ebd. (African Cry, S.<br />

17).

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