27.04.2014 Aufrufe

Protokoll der 47. Sitzung des Ausschusses für Inners am 24.10.2013

Protokoll der 47. Sitzung des Ausschusses für Inners am 24.10.2013

Protokoll der 47. Sitzung des Ausschusses für Inners am 24.10.2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3<br />

Überdies geht von dieser Belastung ein negatives Signal <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort Brandenburg aus.<br />

Einige Unternehmen erwägen die Verlagerung vorhandener Zweigstellen o<strong>der</strong> Betriebsstätten. Der Immobilienmarkt<br />

wird aufgrund <strong>der</strong> Unsicherheit über bestehende Abgaben geschwächt. Weit über die<br />

Grenzen Brandenburgs hinaus führt diese Abgabe zur Verunsicherung über die Rahmenbedingungen von<br />

Grundstückseigentum im Land. Diese negativen Wirkungen werden voraussichtlich weit über das Ende<br />

<strong>des</strong> Jahres 2015 hinaus andauern.<br />

Vermieter werden die Kosten von Kanalanschlussbeiträgen mittelfristig auf die Mieten umlegen. So<br />

werden Mietsteigerungen eintreten, ohne dass Steigerungen <strong>der</strong> Wohnqualität entgegenstünden. Darüber<br />

hinaus werden gerade kommunale Wohnungsbaugesellschaften Umbauten und an<strong>der</strong>e Investitionsmaßnahmen<br />

verschieben, um die fälligen Beiträge finanzieren zu können. Einige Wohnungsbaugesellschaften<br />

haben bereits Verzögerungen bei <strong>der</strong> Beseitigung von Mietmängeln angekündigt. Durch die<br />

Geltendmachung von Mietmin<strong>der</strong>ung gehen <strong>der</strong> Gesellschaft und d<strong>am</strong>it <strong>der</strong> Gemeinde durch die zuvor<br />

eingenommenen Anschlussbeiträge wie<strong>der</strong>um Mieteinnahmen verloren.<br />

Darüber hinaus wird Wohneigentum <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> Alterssicherung durch lastenfreies Wohneigentum<br />

nicht mehr gerecht. Die Anschlussgebühr zwingt finanziell schwächere Grundstückseigentümer zur<br />

Belastung ihres Grundstückes. Wegen <strong>der</strong> geringen Grundstückswerte übersteigt <strong>der</strong> durch den Anschlussbeitrag<br />

ausgewiesene Vorteil <strong>des</strong> Grundstücks häufig die <strong>am</strong> Immobilienmarkt geltend zu machende<br />

Preissteigerung. Zur Rückzahlung entsprechen<strong>der</strong> Kredite werden dann Unterstützungsleistungen<br />

<strong>der</strong> Kommune beansprucht.<br />

Zu 15. d und 17.)<br />

Für die Standortwahl von Unternehmen ist relevant, welche Kosten insges<strong>am</strong>t <strong>am</strong> neuen Standort entstehen.<br />

Ein Kanalanschlussbeitrag ist dabei nur eine von vielen Kostenpositionen. Problematischer ist<br />

die Unsicherheit durch die drohende Beitragsfor<strong>der</strong>ung. Uns sind Beitragsbescheide bis zu 1,2 Mio Euro<br />

bekannt. Eine Kostenplanung, die den hohen kaufmännischen Sorgfaltsanfor<strong>der</strong>ungen gerecht wird, ist<br />

mit <strong>der</strong>artigen Unsicherheiten nicht möglich. Unternehmen werden sich von solchen Standorten zurückziehen.<br />

Diese Reaktion ist im Zuge <strong>der</strong> oben erwähnten Umfrage immer wie<strong>der</strong> genannt worden.<br />

Langfristig und in <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tschau weiterer öffentlicher Abgaben besteht bereits jetzt <strong>der</strong> Eindruck,<br />

dass öffentliche Lasten insges<strong>am</strong>t ein unkalkulierbares Kostenrisiko darstellen und die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

bereit ist, auf dem Altar <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>haushaltes die <strong>für</strong> die Wirtschaft unverzichtbare Rechtssicherheit zu<br />

opfern. Im Zus<strong>am</strong>menhang mit <strong>der</strong> ohnehin schwierigen demografischen Entwicklung in einzelnen Regionen<br />

werden sich diese Abgaben als zusätzlicher Standortnachteil darstellen, <strong>der</strong> auch durch Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik nicht ausgeglichen werden kann. Da es zunehmend zu einer Bevölkerungskonzentration<br />

auf die brandenburgischen Städte kommen wird, kann die Beitragsentwicklung in einzelnen<br />

ländlichen Regionen Bedeutung <strong>für</strong> die regionale Entwicklung entfalten.<br />

Zu 17., 18., und 19.)<br />

Nach unserer Einschätzung wird <strong>der</strong> Gesetzesentwurf nicht dazu führen, dass die Anzahl <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

o<strong>der</strong> Verwaltungsgerichtsverfahren sinkt. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> erheblichen Auswirkungen<br />

<strong>für</strong> Unternehmen besteht weiterhin ein massives Interesse daran, gegen die Bescheide vorzugehen.<br />

Durch die Entscheidung <strong>des</strong> BVerfG vom 5. März 2013 sind nach unserer Einschätzung die Erfolgsaussichten<br />

<strong>für</strong> Betroffene deutlich gestiegen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor liegt in <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Satzungsgebungsverfahren.<br />

Je länger die Kalkulation <strong>für</strong> die Satzung zurückliegt, <strong>des</strong>to schwieriger wird es<br />

nachzuweisen, dass wirklich nur zulässige Kosten in <strong>der</strong> Kalkulation berücksichtigt worden sind. Mit<br />

dem vorliegenden Gesetzesentwurf werden all diese Probleme nicht ausgeräumt.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

dev<br />

Dr. Wolfgang Krüger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!