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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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Als der König sah, daß Wilhelm von Warwick sich weigerte, an s<strong>einem</strong> Hof<br />

zu bleiben, wollte er doch wenigstens dem Sohn eine Gunst erweisen, um<br />

auf diesem Umweg dem Vater seine Liebe und Dankbarkeit zu bezeugen;<br />

und er schenkte dem Knaben den größten Teil des Königreichs Cornwall<br />

und das Privileg, eine Krone aus purem Stahl zu tragen, an zwei Tagen im<br />

Jahr, nämlich jeweils am Dreikönigstag und an Quinquagesima, dem siebten<br />

Sonntag vor Ostern. Und alle Nachfahren des Knaben hielten sich an diese<br />

Sitte, und bis zum heutigen Tag wird dort die stählerne Krone getragen.<br />

Als der Einsiedelgraf wahrnahm, was für eine Gnade der König s<strong>einem</strong> Sohn<br />

erwiesen hatte, trat er auf den König zu, kniete nieder zu seinen Füßen und<br />

küßte ihm die Hand, obwohl der König sie ihm nicht darreichen wollte, und<br />

dankte ihm vielmals für die Schenkung, die er s<strong>einem</strong> Sohn zugesprochen<br />

hatte. Dann nahm er Abschied vom König und von allen Leuten des Hofes,<br />

die er tief betrübt <strong>zur</strong>ückließ, als er sich entfernte; denn sie alle liebten ihn<br />

mehr als den anderen König, und dem ganzen Volk mißfiel es sehr, daß er<br />

auf die Herrschaft verzichtet hatte.<br />

Nachdem er vom König fortgegangen war, verließ er die Stadt und begab<br />

sich zu <strong>einem</strong> seiner Marktflecken, der eine Meile von der Stadt entfernt war,<br />

und dort hielt er sich ein paar Tage auf. Der König und der gesamte Kronrat<br />

gaben die Weisung, ihm Wagen <strong>nach</strong>zuschicken, dreißig Karren, beladen mit<br />

den schönsten Juwelen, die man den Mauren abgenommen hatte. Als der<br />

Einsiedler diese Fuhrwerke sah, sagte er zu den Männern, die sie herführten:<br />

»Bringt das Zeug <strong>zur</strong>ück zu m<strong>einem</strong> Herrn, dem König, und sagt ihm, daß<br />

ich nichts will als die Ehre. Der Gewinn soll ihm zufallen und allen anderen.«<br />

Da fuhren die Männer eilig <strong>zur</strong> Stadt <strong>zur</strong>ück. Und wie der König und die<br />

anderen Herren hörten, daß er nichts annehmen wollte, sagten sie, dieser<br />

Graf sei der hochherzigste und tugendhafteste Ritter, den es je auf der Welt<br />

gegeben habe; bei s<strong>einem</strong> siegreichen Feldzug habe er nichts an sich<br />

gebracht, nichts erworben als Ehre, Gefahr und Wunden.<br />

Die Gräfin aber, als sie erfuhr, daß ihr Gemahl fortgegangen war, ließ die<br />

Burg im Stich und suchte, ohne dem König oder sonstwem<br />

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ein Wort zu sagen, mit ihren Frauen und Jungfrauen den Ort auf, wo ihr<br />

Gemahl sich befand. Der König und die anderen hohen Herren ließen<br />

ihrerseits nur wenige Tage verstreichen, ehe sie das Gespräch mit dem<br />

Einsiedler suchten, um mit ihm über die Lage im Lande und viele andere<br />

Dinge zu beraten.<br />

Eines Tages, als der König eben mit dem Einsiedler sprach, trat die Gräfin in<br />

die Kammer, und der König sagte zu ihr:<br />

»Hohe Frau, nehmt mir nicht übel, was ich Euch sage. Ihr seid daran schuld,<br />

daß ich den Grafen, Euren Gemahl, verloren habe, dem ich mit dem größten<br />

Vergnügen ein Drittel meines Reiches abtreten würde und den ich am liebsten<br />

ständig an meiner Seite hätte.«<br />

»Ach, ich Ärmste!« antwortete die Gräfin. »Wie kommt Ihr auf den<br />

Gedanken, Herr, ich sei daran schuld, daß Ihr diesen Verlust erlitten habt’«<br />

»Weil ich weiß, daß er Euch mehr liebt als irgend sonstwas auf der Welt«,<br />

sagte der König, »und wenn Ihr ihn inständig darum gebeten hättet, wäre er<br />

mir gefolgt.«<br />

»Meiner Treu, Herr«, sagte die Gräfin, »ich bezweifle sehr, daß dies der Grund<br />

ist, weshalb er sich Eurer Hoheit versagt. Ich fürchte, daß er sich in ein<br />

Kloster <strong>zur</strong>ückziehen will.«<br />

So ging das Gespräch zwischen ihnen hin und her. Schließlich, als es dem<br />

König an der Zeit schien, kehrte er <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Stadt, und binnen dreier Tage<br />

waren der König und sein ganzes Gefolge bereit zum Aufbruch. Der<br />

Einsiedelgraf sagte zu s<strong>einem</strong> Sohn, er solle mit dem König ziehen und in<br />

dessen Dienst alles tun, was in seinen Kräften stehe; und wenn es im<br />

Königreich zu irgendwelchen Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten<br />

komme, dürfe er sich in k<strong>einem</strong> Fall gegen seinen Herrn und König wenden.<br />

»Auch wenn er dir noch so übel mitspielen oder dich mißhandeln sollte. Ich<br />

sage dir in allem Ernst: Das Schändlichste, was ein Ritter tun kann, begeht er,<br />

wenn er sich gegen seinen angestammten Herrn kehrt. Selbst in dem Fall, daß<br />

der König dir alle Güter wegnimmt, die dir gehören oder zustehen, darfst du<br />

dich nicht wider seine Hoheit empören; denn wie er sie dir genommen, so<br />

kann er sie dir wieder geben. Halte dich an diesen Grundsatz von mir, trotz<br />

allen Kränkungen, die er dir antun mag, wenn er dich etwa schlägt, mit der<br />

Hand,

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