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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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mit einer Belohnung zu vergelten, die der Größe Eurer Liebe und Tugend<br />

entspricht. Ich wollte, ich könnte Euch noch viel mehr schenken, das<br />

Doppelte des Bisherigen.«<br />

Die Königin wollte ihm die Hände küssen, doch Tirant ließ es nicht zu,<br />

sondern sagte zu ihr, sie solle alles herrichten, was sie für die Reise brauche,<br />

und sich dann an Bord begeben. Und die Königin antwortete, sie werde tun,<br />

was er ihr geboten. Tirant verabschiedete sich von Wonnemeineslebens, ging<br />

<strong>zur</strong>ück zu s<strong>einem</strong> Zelt und ließ den Admiral zu sich rufen. Als dieser <strong>zur</strong><br />

Stelle war, sagte er zu ihm: »Admiral, hiermit befehle ich Euch, an Bord zu<br />

gehen, und ich bitte Euch, alles sorgfältig auszuführen, womit ich Euch<br />

beauftragt habe. Sobald die Königin sich eingeschifft hat, laßt die Segel<br />

setzen und seht zu, daß Ihr rasch ans Ziel Eurer Reise kommt.«<br />

Der Admiral antwortete, alles sei fahrtbereit; er verabschiedete sich von<br />

Tirant und begab sich zum Ankerplatz. Her<strong>nach</strong>, am nächsten Morgen,<br />

machte sich die Königin mit all ihren Zofen auf den Weg dorthin, und bis<br />

zum Meeresufer gaben ihr der König von Sizilien und Tirant das Geleit,<br />

samt einer Ehrenwache von fünfhundert Gewappneten. Als die Königin das<br />

Deck eines Seglers erklommen hatte, winkten sie ihr zum Abschied zu und<br />

kehrten <strong>zur</strong>ück zum Feldlager. Der Admiral aber ließ auf allen Schiffen die<br />

Segel setzen und fuhr los, gen Konstantinopel.<br />

KAPITEL CDXXV<br />

Wie die Gesandten des Sultans und des Großtürken in das Feldlager Tirants gelangten<br />

ls die Gesandten des Sultans vor der Steinbrücke auf- tauchten,<br />

hinter der Tirant sein Feldlager hatte, da schickte der Bretone<br />

ihnen einen Hauptmann mit fünfhundert Gewappneten<br />

entgegen, die alle herrlich funkelnde Harnische trugen und auf<br />

besonders hohen, schimmernd drapierten Sizilianerpferden<br />

ritten. Sie bereiteten den fremden Herren einen höchst<br />

316<br />

ehrenvollen Empfang und geleiteten diese bis zum Zelt Tirants. Der hatte sich<br />

da ein Zelt errichten lassen, das ganz aus karmesinrotem Brokat bestand. Es<br />

war in Paris angefertigt worden und stellte gewiß das Kostbarste und<br />

Prächtigste dar, was es an Zeltmacherkunst zu jener Zeit auf dem Erdenrund<br />

gab.<br />

Als die Gesandten vom Pferd gestiegen waren, betraten sie dieses Zelt und<br />

trafen dort den König von Sizilien, den König von Fez und Tirant, sowie viele<br />

andere Fürsten, Edelleute und Ritter. Und sie wurden von Tirant und den<br />

anderen sehr huldvoll begrüßt, und man erwies ihnen alle Ehre, weil es ja hohe<br />

Herren waren. Tirant wollte nicht, daß sie sogleich ihre Botschaft darlegten,<br />

sondern ließ sie zunächst einmal vorzüglich unterbringen, in schönen Zelten,<br />

die er eigens für sie hatte aufschlagen lassen; und er ließ sie bewirten mit einer<br />

Vielfalt von Speisen, mit allerlei Geflügel und Weinen verschiedener Art.<br />

Wie die Gesandten jene fünfhundert Gewappneten auf solch hohen Rossen<br />

erblickt hatten, gepanzert und mit Federbüschen italienischen Stils auf ihren<br />

Helmen, da waren sie nicht wenig erstaunt. Zu gleicher Zeit bemerkten sie,<br />

daß viertausend weitere Rosse, am ganzen Körper gepanzert, ständig das Lager<br />

umkreisten, gelenkt von Reitern, die so gerüstet waren, als hätten sie jeden<br />

Augenblick eine Schlacht zu schlagen; und als sie überdies gewahrten, welch<br />

großes Ritterheer im Lager Tirants versammelt war, da raunten sie sich<br />

gegenseitig zu, daß die gesamte Macht aller Maurenschaft der Welt nicht<br />

ausreiche, um sich der Christenheit zu widersetzen, die über eine so<br />

wohlgeordnete Streitmacht und eine so stattliche Ritterschaft verfüge. Und die<br />

muslimischen Emissäre waren deshalb von Anfang an davon überzeugt, daß<br />

sie vergebens hergekommen seien; denn niemals, dachten sie, werde Tirant<br />

ihnen einen Waffenstillstand oder gar Frieden gewähren; niemals werde er sich<br />

auf ein Abkommen einlassen, das ihnen erlauben würde, mit dem Leben<br />

davonzukommen. Murmelnd erörterten sie untereinander die Lage und kamen<br />

einhellig zu dem Schluß, daß es, <strong>nach</strong>dem Tirant es vermocht hatte, sein<br />

Heerlager an diesem Ort zu errichten, ein Ding der Unmöglichkeit sei, daß<br />

irgendein sterblicher Leib da noch ausbrechen könne, ohne getötet oder<br />

gefangengenommen zu werden. Ihre Überlegungen ergaben auch, daß ein<br />

gewaltsames Vorgehen gegen das Lager Tirants keinerlei Aussicht auf Erfolg<br />

hätte; daß

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