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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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»Laßt uns den Kaiser besuchen!«<br />

Bei ihm vergnügte man sich mit allerlei erholsamem Zeitvertreib. Nach <strong>einem</strong><br />

Weilchen jedoch erhob sich die Kaiserin, beunruhigt von der neuen Liebe, die<br />

ihr Herz erfaßt hatte, und sagte zu Karmesin:<br />

»Bleib du hier bei diesen jungen Damen und leiste d<strong>einem</strong> Vater Gesellschaft.«<br />

Die Prinzessin war gern dazu bereit.<br />

Die Kaiserin begab sich in ihr Gemach und sagte zu ihren Zofen, sie sollten<br />

veranlassen, daß die Kammerdiener kommen, denn sie wolle die<br />

Bettvorhänge wechseln lassen, statt der Atlasbahnen wünsche sie<br />

Seidentücher mit reicher, bunter Stickerei. Zur Erklärung fügte sie hinzu:<br />

»Der Kaiser hat mir gesagt, er wolle heute <strong>nach</strong>t hierherkommen, und ich<br />

möchte ihn ein bißchen festlich empfangen, da er ja schon seit langem nicht<br />

mehr hier gewesen ist.«<br />

Im Nu wurde das ganze Zimmer umgekrempelt. Nach Anweisung der<br />

Herrscherin wurde es ringsum mit Brokat- und Seidenstoffen geschmückt.<br />

Anschließend ließ sie den gesamten Raum und das Bett mit kostbaren<br />

Duftessenzen parfümieren.<br />

Als man zu Abend gegessen hatte, zog sich die Kaiserin sogleich <strong>zur</strong>ück,<br />

indem sie erklärte, sie habe Kopfschmerzen; und eine der Zofen, die Eliseu<br />

hieß, sagte in Gegenwart aller anderen zu ihr: »Herrin, wünscht Eure Hoheit,<br />

daß ich die Ärzte kommen lasse, damit sie Euch ein Heilmittel geben?«<br />

»Tu, was du willst«, sagte die Kaiserin, »aber sorge dafür, daß der Kaiser<br />

nichts davon erfährt. Ich möchte nicht, daß er dies als Grund nimmt, sich zu<br />

entschuldigen und auf seinen Besuch heute <strong>nach</strong>t zu verzichten.«<br />

Rasch kamen die Ärzte herbei, fühlten ihr den Puls und stellten fest, daß<br />

derselbe sehr beschleunigt war – eine natürliche Folge der Erregung, in<br />

welche die Dame bei der Vorstellung geriet, was ihr bevorstand: daß sie in<br />

die Schranken des Turnierplatzes zu reiten hätte, zum Zweikampf mit <strong>einem</strong><br />

jungen Ritter; und es war ihr doch etwas bange vor diesem gefährlichen<br />

Treffen. Die Ärzte sagten:<br />

»Es wäre gut, Herrin, wenn Eure Majestät ein paar kandierte Hanfsa-<br />

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men mit <strong>einem</strong> Schluck Malvasier einnehmen würde. Das wird Euer<br />

Kopfweh lindern und Euch zum Schlaf verhelfen.«<br />

Die Kaiserin antwortete:<br />

»Mir scheint, daß ich recht wenig zum Schlafen kommen werde, so<br />

zermartert, wie ich mich fühle; und von Ruhe kann erst recht nicht die Rede<br />

sein; denn bei der Verfassung, in der ich mich befinde, vermute ich, daß ich<br />

mich ständig von einer Kante des Bettes <strong>zur</strong> anderen wälzen werde.«<br />

»Herrin«, sagten die Ärzte, »wenn dies der Fall sein sollte, gemäß der<br />

Mutmaßung Eurer Majestät, so laßt uns unverzüglich rufen. Oder wenn es<br />

Euch beliebt, daß wir Nachtwache halten, sei’s vor der Tür Eures Gemachs,<br />

sei’s hier drinnen, hätten wir die Möglichkeit, stündlich Euch ins Gesicht zu<br />

schauen, die ganze Nacht hindurch.«<br />

»Solche Aufmerksamkeit«, sagte die Kaiserin, »kann ich derzeit nicht<br />

annehmen. Ich muß auf das freundliche Anerbieten verzichten. Denn ich<br />

möchte das ganze Bett für mich haben und möchte nicht, daß irgendeiner<br />

von euch mir ins Gesicht starrt, um zu prüfen, ob bei mir etwas nicht in<br />

Ordnung ist, ein böser Taumel mich erfaßt hat; denn das Übel, das an mir<br />

reißt, verträgt keinen Blick, keinerlei Starren irgendwelcher Augen. Ihr könnt<br />

also gehen, denn ich möchte mich jetzt ins Bett legen.«<br />

Die Ärzte entfernten sich. Als sie schon an der Türe waren, mahnten sie<br />

noch, Majestät möge nicht vergessen, die verzuckerten Hanfpillen gut zu<br />

tränken mit Malvasierwein, denn dann könnten diese im Magen ihre<br />

wohltuende Wirkung am besten entfalten. Und die Kaiserin befolgte<br />

gehorsam die ärztliche Anweisung; sie futterte eine große Schachtel<br />

Hanfsamenpillen, die sie her<strong>nach</strong> ausgiebig begoß. Dann befahl sie, den<br />

Alkoven aufs lieblichste zu beräuchern; die Laken und die Kissen ließ sie mit<br />

Moschusmalvenöl benetzen. Als dies getan war und sie sich selbst reichlich<br />

parfümiert hatte, befahl sie ihren Zofen schlafen zu gehen und die Tür des<br />

Gemaches zu verschließen.<br />

Das Schlafzimmer der Kaiserin hatte jedoch eine Hinterkammer, in der sie<br />

sich zu frisieren pflegte, und in diesem Toilettenkabinett gab es eine Tür,<br />

durch die man auf eine Dachterrasse gelangte, wo Hippolyt bereits wartete.<br />

Und als nun die Kaiserin sich anschickte, wieder aufzustehen, hörte Eliseu<br />

dies, sprang ihrerseits auf, weil sie

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