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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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KAPITEL CDLXXXV<br />

Wie der Kaiser die Leichname Tirants und der Prinzessin in die Bretagne bringen ließ<br />

ach der Abreise Philipps wandte sich der Kaiser an den König<br />

von Fez und den Vicomte de Branches und bat sie herzlich um<br />

die Bereitschaft, die Leichname Tirants und der Prinzessin in die<br />

Bretagne zu bringen. Und die beiden sagten, aus Liebe zu Seiner<br />

Majestät und zu Tirant seien sie gern bereit, dies zu tun. Da<br />

befahl Hippolyt dem Admiral, dafür zu sorgen, daß vierzig Galeeren zum<br />

Auslaufen gerüstet würden, um den Toten auf ihrer letzten Fahrt das<br />

Ehrengeleit zu geben.<br />

Zuvor schon hatte der Kaiser einen sehr schönen hölzernen Schrein<br />

anfertigen lassen, ganz mit Goldplatten verkleidet, auf denen so erlesene, mit<br />

solch f<strong>einem</strong> Kunstverstand geschaffene Emailbilder zu sehen waren, daß<br />

man wahrlich den Eindruck hatte, so müsse das letzte Ruhelager eines<br />

großen Herrn beschaffen sein. Und in diesen Schrein ließ Hippolyt die toten<br />

Leiber Tirants und der Prinzessin legen, ganz in Brokat gehüllt, der aus<br />

Goldfäden gewoben war, damit er nie vermodern könne. Nur die Gesichter<br />

blieben unbedeckt, Mienen zweier Menschen, die zu schlafen schienen.<br />

Und er ließ den Schrein an Bord einer Galeere hieven, ließ auch alle Waffen<br />

Tirants hinaufschaffen, all seine Feldzeichen und was er an Gewandung über<br />

der Rüstung getragen hatte; denn diese Dinge sollten über der Gruft<br />

angebracht werden, in der Tirant einmal liegen würde, zum ewigen<br />

Gedenken an ihn. Und dem König von Fez übergab der Kaiser<br />

zweihunderttausend Dukaten mit dem Auftrag, in der Bretagne für ein<br />

Begräbnis zu sorgen, das dem überragenden Rang Tirants und der Prinzessin<br />

entspräche.<br />

Als alle Vorbereitungen getroffen waren, sagten der König und die Königin<br />

von Fez dem Kaiser und der Kaiserin Lebewohl, verabschiedeten sich vom<br />

Herzog von Makedonien und von dessen Herzogin, riefen dem ganzen Hof<br />

noch ein Ade zu und gingen gemeinsam mit dem Vicomte de Branches an<br />

Bord. Man hißte die Segel und machte sich bei so gutem Wetter auf die<br />

Seefahrt, daß sie binnen weniger Tage ungefährdet bis <strong>zur</strong> Bretagne<br />

gelangten.<br />

464<br />

In einer Stadt namens Nantes gingen der König von Fez, die Königin und<br />

der Vicomte de Branches samt vielen Edelleuten und Rittern an Land, wo sie<br />

vom Herzog der Bretagne, von der Herzogin und von der ganzen<br />

Britanniersippe herzlich begrüßt und gebührend gefeiert wurden.<br />

Der Schrein Tirants und der Prinzessin wurde in einer großen Prozession, an<br />

der viele Priester, Mönche und Ordensbrüder teilnahmen, <strong>zur</strong> Hauptkirche<br />

der Stadt gebracht und dort in <strong>einem</strong> Sarkophag versenkt, den vier große<br />

Löwen trugen und der aus strahlend hellem Alabaster gemeißelt war.<br />

Ringsum an s<strong>einem</strong> oberen Rand waren griechische Lettern zu lesen. Die<br />

eingetieften und mit Blattgold ausgelegten Schriftzeichen besagten:<br />

Der Ritter, der im Kampf als Phönix glänzte,<br />

und sie, die schöner war als alle Schönen,<br />

liegen hier tot in diesem engen Grab,<br />

zwei, deren Ruhm lebendig weltweit widerhallt:<br />

Tirant lo Blanc und seine Karmesina.<br />

Die Löwen und die Reliefs am Sarkophag waren mit großer Kunst und<br />

Sensibilität in verschiedenen Farben gestaltet: Gold, A<strong>zur</strong> und mancherlei<br />

andere Emailtöne. Zur Rechten des Sarkophags zeigten sich zwei Engel,<br />

zwei weitere <strong>zur</strong> Linken, und jedes dieser Engelspaare hielt zu zweit einen<br />

Schild: der eine war mit den Wappen Tirants bemalt, der andere mit den<br />

Wappen der Prinzessin. Dieser von Löwen getragene Sarkophag stand unter<br />

dem Gewölbe einer Kapelle, dessen Bögen aus Porphyr waren und auf vier<br />

Pfeilern aus Jaspis ruhten. Der Schlußstein des Kreuzgewölbes aber war aus<br />

massivem Gold geformt und mit vielen Edelsteinen verziert. Schwebend ließ<br />

sich dort in der Höhe ein anderer Engel sehen, der das Schwert Tirants in<br />

Händen hielt, eine blanke Klinge, befleckt mit dem Blut vieler Schlachten.<br />

Die Platten des Bodenbelags dieser Kapelle waren aus Marmor, die Wände<br />

mit karmesinrotem Brokat drapiert. Nur das Grabmal selbst blieb unbedeckt.<br />

Außerhalb der Kapelle waren in langer Reihe die Wappenschilde der<br />

verschiedenen Ritter aufgehängt, die Tirant im Zweikampf auf<br />

umschranktem Platz besiegt hatte, und über dem Tri-

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