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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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das Kommen unseres Heilands einst in den Tiefen der Unterwelt erregte, als<br />

der Erlöser unseren Vorvordern erschien, die da als Gefangene im<br />

Purgatorium schmachteten. Unsere schmerzerfüllten Stimmen haben so<br />

lange geschrien, bis ihr Jammer schließlich an Euer Ohr gedrungen ist. Seid<br />

von Herzen willkommen, lieber Vetter, mein teurer Herr, frischer,<br />

freudenreicher Morgenschein für unsere tränenmatten Augen! Ihr seid der<br />

Stützpfeiler, der den heiligen Glauben erhöht; Ihr seid der Ruhm und die<br />

Wiederherstellung des Christentums; Ihr seid unser Leben, das Lösegeld, das<br />

unseren Freikauf bewirkt hat. Ihr habt unsere finsteren Kerker geöffnet, habt<br />

die engen und ehernen Ketten zerbrochen, mit denen wir gefesselt waren.<br />

Die Drangsale und Plagen, die wir hinter uns haben, sind nichts im Vergleich<br />

zu soviel Erquickung und Trost, wie Ihr uns jetzt verschafft habt. Wenn wir<br />

künftig wieder einmal um Euretwillen, Herr, irgendwelche Mühsal zu<br />

erleiden haben, wird es undenkbar sein, daß wir sie nicht mit Lust erdulden,<br />

weil wir bedenken, daß es in Eurem Dienst geschieht, Euch zulieb, der Ihr<br />

für uns die Richtschnur der Glückseligkeit seid.«<br />

Nach diesen Worten öffnete der Herzog den Brief seiner Frau und las, was<br />

darin geschrieben stand.<br />

KAPITEL CDLXI<br />

Wortlaut des Briefes, den Stephania, die Herzogin von Makedonien, an Herzog Diafebus,<br />

ihren Ehemann, geschickt hatte<br />

reude und Trauer sind in wildem Wechsel so heftig auf mich<br />

eingestürmt, daß es ein Wunder ist, wenn Eure Stephania noch<br />

lebt. Mein blasses Gesicht wird es Euch bezeugen, wenn wir uns<br />

wiedersehen und Euer Anblick m<strong>einem</strong> verängstigten Herzen<br />

die verlorene Lebensfreude <strong>zur</strong>ückgibt. Euch jetzt all die Verdrießlichkeiten,<br />

Mühsale und Sorgen zu schildern, die mich ständig begleitet haben, seitdem<br />

ich Euch entbehren muß, ist mir nicht möglich, weil die Übermacht, mit der<br />

diese<br />

400<br />

Übel mich bedrängten, mein Gehirn derart zermartert, meinen Verstand<br />

derart verstört hat, daß ich kaum mehr weiß, was ich sage. Deshalb bitte ich,<br />

auf den Knien zu Euren Füßen liegend und die Ketten küssend, die Euch<br />

und mich gleichermaßen fesseln: Seid so gut, daß Ihr, sobald Ihr Eure<br />

Freiheit wiedererlangt habt, so schnell wie möglich kommt, um mein<br />

gefährdetes Leben zu befreien; denn schon ein bloßes Säumen könnte<br />

bewirken, daß Ihr mich dem sicheren Tod überantwortet. Für Euch bedeutet<br />

die Gegenwart des neuen Cäsars Befreiung und Leben, für mich jedoch – das<br />

steht unzweifelhaft fest, Herr – ist allein Euer Anblick das Mittel, welches<br />

kraft seiner eigenartigen Wirkungsmacht es vermag, mich zu befreien; und<br />

beim Klang Eurer Stimme wird mein neues, vom Tode erwecktes Leben<br />

strahlend aus dem trübseligen Kerker ans Licht kommen.<br />

Ich erwähne die Dinge, mit denen ich mich abgequält habe, nicht zu dem<br />

Zweck, daß Ihr sie mir als Liebesdienste gutschreibt; denn ich bin und war<br />

jederzeit gern bereit, noch Schlimmeres zu erleiden, wenn es darum ginge,<br />

damit Eure Leiden zu lindern, die schrecklichen Qualen, die Ihr erleben<br />

mußtet; diese Martern, die allein es wert sind, daß man sie bejammert und<br />

schildernd aufzählt in Anbetracht dessen, wieviel Glück und Wohlleben Ihr,<br />

als ein so guter Mensch, ein so tüchtiger, tugendreicher Mann, eigentlich<br />

verdient hättet. Und welche Augen könnten trocken bleiben, wenn sie<br />

gewahren, daß ein solch hochedler Herzog und Landesherr zum Sklaven von<br />

Ungläubigen geworden ist, unters Joch gezwungen von <strong>einem</strong> so niedrigen<br />

Volk? Welches Herz, so stark und hart es auch sein mag, würde nicht<br />

brechen, zerdrückt vom Unmaß des Kummers, wenn es merkt, daß Ihr,<br />

Herr, mißhandelt werdet, achtlos traktiert und ständiger Widerwärtigkeit<br />

ausgesetzt, immerwährendem Elend? Und wie, Herr, kommt Ihr auf den<br />

Gedanken, die Augen meines unzulänglichen Verstandes seien nicht fähig,<br />

Euch an jenem Ort zu sehen, wo Eure großmütige Durchlaucht in Haft ist?<br />

Ich sehe Euch, Herr, mit den langen, wirren Haaren, dem Bart, der den<br />

größten Teil Eures schönen Gesichts überwuchert und lang wallend über die<br />

Brust fällt, an der Eure Herzogin schon so manches Mal geruht hat. Und ich<br />

betrachte in Gedanken, Herr, Eure eingesunkenen Augen, die schlimme<br />

Schwachheit Eures Leibes, die Blässe Eurer Haut; doch es entgeht

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