22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fülle er noch reichlich mehren wird, solange ihm das Leben erhalten bleibt.<br />

Trotz meiner Unzulänglichkeit kann ich jedoch nicht umhin, auf die großen<br />

Vorzüge hinzuweisen, welche die Tugendstärke seiner Erhabenheit in ganz<br />

besonderer Weise hervortreten lassen – es ist ja auch eine Lust, die<br />

Hochherzigkeit jener großmütigen Fürsten zu rühmen, welche die Ehre und<br />

den Stand ihrer Vasallen, Knechte und Diener erhöhen, wie das im Fall dieses<br />

berühmten und tapferen ausländischen Ritters, der aus dem französischen<br />

Königreich stammt, geschehen ist, <strong>nach</strong>dem er unserem griechischen<br />

Vaterland treu gedient hat; denn nunmehr hat unser hoher Herrscher mit<br />

seiner freundlichen Hand voller Güte und Freigebigkeit dem wackeren<br />

Diafebus, Graf von Santo Angiolo und Großkonnetabel des Griechischen Reiches,<br />

eine sehr nahe Verwandte namens Stephania <strong>zur</strong> Frau gegeben, die<br />

legitime und leibliche Tochter des verstorbenen Vetters Seiner Majestät,<br />

allwelcher einst den Titel des Herzogs von Makedonien getragen hatte. Und<br />

besagtes Herzogtum samt der Herzogstochter Stephania, seiner Nichte,<br />

schenkt er dem obgenannten Konnetabel, indem er ihm zugleich alle Güter,<br />

Juwelen und Gewänder übereignet, die der vormalige Herzog als Erbe<br />

hinterlassen hatte. Und aus s<strong>einem</strong> eigenen Vermögen stiftet der<br />

durchlauchtigste Kaiser gnädig der eben erwähnten Stephania hunderttausend<br />

Dukaten, über die sie gänzlich <strong>nach</strong> eigenem Wunsch und Willen verfügen<br />

kann.<br />

Ein solcher Herr, der all seine Diener so zu belohnen, zu lieben und zu ehren<br />

weiß wie der unsrige, bewirkt, daß man ihm gern und mit Hingabe dient.<br />

Diesem Herrn geht es um die Ehre, und er hält sich stets an sie, läßt sie<br />

niemals außer acht, da Ehre der Großmut des Herzens entstammt und alle<br />

Tugenden sie umkränzen. Denn aus Großmut kommt Freigebigkeit, die unter<br />

allen Spielarten tugendhaften Handelns, welche zu Recht als verehrenswert<br />

gelten, die schönste, alles überragende ist. Und darum sagt Seneca, daß einer,<br />

der großmütig ist, immer und überall tugendhaft handelt. Und so gehört es<br />

zum Wesen großmütiger und freigebiger Fürsten, daß sie weise, mutige und<br />

treue Liebhaber der Ehre sind.<br />

Drei Dinge sind es, deren Bedeutung alles übertrifft, was es an Werten in<br />

diesem Leben gibt. Das erste ist die Geringachtung irdischer, zeitlicher oder<br />

dem Zufall verdankter Ehre. Das zweite ist das Seh-<br />

140<br />

nen <strong>nach</strong> der ewigen Seligkeit. Das dritte ist Erleuchtung des Verstandes und<br />

des Willens.<br />

Und ich will Euch sagen, ihr Rittersleute, was die Ursache ist, wenn Euch im<br />

Waffenhandwerk alles mißrät. Fünf Sünden sind daran schuld. Die schlimmste<br />

von allen ist, wenn man ohne echten, gerechten Grund jemanden angreift oder<br />

gar einen Krieg vom Zaun bricht. Die zweite ist, wenn man eigenmächtig, aus<br />

selbstsüchtigen Beweggründen einen anderen Menschen tötet oder in<br />

verbrecherischer Absicht einen anderen täuscht. Die dritte ist, wenn man mit<br />

einer Nonne oder sonst einer Frau, die ihr Leben Gott geweiht hat, ein<br />

fleischliches Verhältnis eingeht. Die vierte ist, wenn man Geistliche böswillig<br />

verfolgt und ihnen ihre Güter wegnimmt. Die fünfte ist, wenn man eine<br />

schlimme Verunglimpfung Gottes und seiner Heiligen begeht.<br />

Und ich will Euch nicht vorenthalten, was die guten Sitten sind, die von den<br />

Söhnen der Ritter gewahrt werden sollten. Die erste ist, täglich <strong>zur</strong> Messe zu<br />

gehen und ein kurzes Gebet zu sprechen. Die zweite ist, das Lesen und<br />

Schreiben gut zu erlernen und sich überdies mit der Grammatik und sonstiger<br />

Wissenschaft vertraut zu machen, damit sie eine möglichst vielfältige Bildung<br />

erlangen. Die dritte ist, daß sie nicht fluchen und den Namen Gottes nicht mißbrauchen.<br />

Die vierte ist, daß sie sich hüten vor dem Hochmut, sehr bescheiden<br />

auftreten und Freundlichkeit üben gegenüber jedermann. Die fünfte ist, Scham<br />

zu empfinden beim bloßen Gedanken, man könnte irgendeine Gemeinheit<br />

begehen. Die sechste ist, Ehrfurcht vor Gott zu haben und folgsam den<br />

Weisungen seiner heiligen Mutter Kirche zu gehorchen. Die siebte ist, sich<br />

ehrerbietig zu zeigen und willig zu grüßen. Die achte ist, stets in Gesellschaft<br />

von Rittern und guten Leuten zu leben. Die neunte ist, nicht allzu redselig zu<br />

sein und nicht mit frechem Vorwitz zu lästern. Die zehnte ist, sich weder als<br />

Richter noch als Spötter aufzuspielen. Die elfte ist, keine Lügen und keine<br />

Verleumdungen zu verbreiten. Die zwölfte ist, sich im Dienen zu üben, die<br />

Reitkunst recht zu erlernen und Gastfreundlichkeit zu pflegen. Die dreizehnte<br />

ist, beim Essen und Trinken auf die rechte Ernährung zu achten. Die<br />

vierzehnte ist, immer treu und anständig zu bleiben. Die fünfzehnte ist, darauf<br />

zu achten, daß man

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!