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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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Umständen, daß du oder irgend sonstwer nunmehr behaupten kann, wegen<br />

deines Vergehens habe sich die große Liebe, die ich für dich hege, verringert.<br />

Keine Spur! Im Gegenteil! Ich werde durch Taten beweisen, daß meine Liebe<br />

zu dir noch wächst, und dies in solchem Maße, daß es für dich und für alle,<br />

denen an d<strong>einem</strong> Wohl und an deiner Ehre gelegen ist, eine Freude sein wird.<br />

Deshalb, nimm Verstand an, öffne die Augen deiner Vernunft und komm zu<br />

dir; gib der Überlegung Raum, zügle die Begier, dich in ferne Lande zu<br />

verziehen, und verwende deine Lebenszeit lieber für ritterliche Taten, die<br />

deinen Stand, deine Ehre und deinen Ruhm erhöhen. Es ist für dich weder<br />

nützlich noch ehrenhaft, wenn du dich jetzt <strong>zur</strong> Abreise rüstest; selbst dann<br />

nicht, wenn du die Gewißheit hättest, daß eine große Erbschaft dich erwartet.<br />

Du mußt dich solcher Gedanken entschlagen, wenn du dem treu bleiben<br />

willst, was wahre Freundschaft erfordert. Tust du das Gegenteil, garantiere<br />

ich dir, daß du damit in dein Verderben rennst.« Da mischten sich der König<br />

und die Königin ein. Sie baten Tirant und den Herrn von Agramunt, sich zu<br />

versöhnen und Frieden zu schließen, auf daß zwischen ihnen wieder eitel<br />

Liebe und Eintracht herrsche. Und so geschah es denn auch; und gemeinsam<br />

begaben sich alle zu der Estrade, auf der, triumphal erhöht,<br />

Wonnemeineslebens saß. An sie wandte sich der Herr von Agramunt<br />

sogleich mit den folgenden Worten.<br />

KAPITEL CCCLXIX<br />

Wie der Herr von Agramunt Wonnemeineslebens um Verzeihung bat<br />

enn der allmächtige Gott mit Augen der Gerechtigkeit das Tun<br />

und Treiben der Menschen verfolgt, ist es undenkbar, daß eine<br />

Schandtat unbestraft, ein gutes Werk unbelohnt bleibt. Auch<br />

wenn es sich hinziehen mag, bis endlich die Übeltäter von der<br />

Zuchtrute eingeholt werden, ist doch Verlaß darauf, daß sie den<br />

Heimsuchungen nicht entgehen, die sie verdient<br />

190<br />

haben. Dennoch muß ich sagen: Wenn die feindselige Fortuna mich so in Wut<br />

brachte, daß ich den Verstand verlor und gänzlich außerstand war, Euer Liebden<br />

wiederzuerkennen, so besteht ein triftiger Grund, einen Großteil meines üblen<br />

Verhaltens für entschuldbar zu erachten, insofern als ich eben nicht<br />

wahrgenommen habe, wer Ihr seid. Und wenn Eure Ehrbarkeit mir nicht<br />

verzeihen möchte – was ich nicht glauben kann –, werde ich als Landstreicher<br />

durch die Welt ziehen, unablässig <strong>nach</strong> Gnade schreiend, auf die Gefahr hin, daß<br />

ein Unmaß an Liebe mir äußerstes Leid oder baldigen Tod einbringt. Aber Ihr<br />

dürft mir glauben, daß es mir keinen Spaß macht, wenn Ihr wegen mir, dem Ihr<br />

niemals etwas angetan habt, Mörderin genannt würdet. Und wenn Ihr, der<br />

geringen Verdienste wegen, die ich mir bisher um Euch erworben habe, der<br />

Meinung seid, meine ehrlichen Worte seien nicht glaubwürdig und ich keiner<br />

Vergebung wert, so ist es unausweichlich, daß es mit mir rasch zu Ende geht, was<br />

Euch zu verspäteter Reue nötigt, als Zeugin der Wahrheit meiner Rede.<br />

Und wenn es der Fortuna beliebt hat, mich daran zu hindern, daß ich Euch<br />

wiedererkenne, meine ich doch, daß ich, meine Reue vorausgesetzt, es durchaus<br />

verdiene, daß man mir verzeiht. Und ich verdiene es nicht nur dank Euch, die<br />

Ihr eine Dame von so hohem Wert seid, sondern auch in Anbetracht der<br />

Besserung dessen, der Euch in Zukunft noch mehr zu dienen hofft – und dies<br />

ungeachtet der Tatsache, daß Ihr, wenn Euch der Sinn und Zweck meiner<br />

Handlungsweise klar wäre, mich ohnehin freisprechen würdet von jeglicher<br />

Schuld. Auch wenn ich, als vermeintlicher Feind, Euch etwas antun wollte, war<br />

es nicht mein absichtlich gewähltes Ziel, Euch noch mehr zu verdrießen; eigentlich<br />

hätte ich Euch gern einen Gefallen getan; aber den grausamen<br />

Gesetzen des Kriegsgottes gehorchend, habe ich Leib und Leben in blutigen<br />

Schlachten aufs Spiel gesetzt, habe <strong>zur</strong> Mehrung der Wertschätzung meiner<br />

Ehre ritterlich die grünen Fluren Afrikas mit m<strong>einem</strong> Blut gefärbt, wie es<br />

Brauch ist unter Kriegern. Nie war ich darauf bedacht, hinterlistig irgend<br />

jemanden hereinzulegen, wie das die Bewohner dieser Stadt taten, womit sie all<br />

ihre Hoffnungen selbst zunichte gemacht haben. Und wenn Ihr trotz triftigen<br />

Entschuldigungsgründen noch immer kein Mitgefühl mit mir habt, dann tut<br />

wenigstens so, als ob Ihr es hättet, da Euch doch soviel daran gelegen ist, diese<br />

Stadt zu

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