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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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gut daran, alle Zweifel zu vergessen, die eine Beleidigung seiner Person<br />

bedeuten oder das Gefühl einer Kränkung verursachen könnten. Denn wenn<br />

er, getrennt von Euch, darüber ins Grübeln geriete – die Folgen wären<br />

verheerend, er hielte das nicht aus; falls Ihr, überaus klug, wie Ihr seid, nicht<br />

rechtzeitig bedenkt, welch unermeßliches Unheil und wieviel Trostlosigkeit<br />

daraus erwachsen würden, die Eure Durchlaucht höchstselbst schmerzlich zu<br />

spüren bekäme, so gering sie Euch jetzt auch scheinen mögen, denn Ihr wäret<br />

schuld am Untergang des Allerbesten unter den besten Rittern und müßtet<br />

dafür in dieser und in der anderen Welt gebührend büßen. Wenn er sich freut<br />

über Eure Hoheit, dann heilen seine Wunden aufs schönste, und wenn er das<br />

Gegenteil empfindet, verursacht Ihr damit furchtbares Leid, sowohl für Euch<br />

selbst wie für alle, die zum Stamme des Hauses Britannien gehören. Und<br />

wenn er Euch verlorengeht, so verliert Ihr mit ihm mehr als zehntausend<br />

Kämpen, die Euch sehr fehlen werden, wenn es darum geht, die<br />

Rückeroberung des Reiches zu vollenden. Denkt an den König von Sizilien<br />

und macht Euch klar, wieviel Kriegsvolk er in den Dienst Eurer Hoheit<br />

gestellt hat; denkt an den Großmeister von Rhodos, den Vicomte de<br />

Branches, an all die Mannen, die er mitgebracht hat. Denn wenn Tirant nicht<br />

wäre –keiner von ihnen würde hierbleiben. Dann könnt Ihr Euch ja an die<br />

Muntere Witwe wenden. Mal sehen, ob sie für Euren Vater oder für Euch die<br />

Schlachten schlägt. Eure Majestät ist ein Arzt ohne Arznei; ein guter Arzt ist,<br />

wer dem Körper und der Seele <strong>zur</strong> Gesundheit verhilft. Aber ich sehe, daß<br />

jener Unglückliche weder Gesundheit noch Freude erlangen kann, wo so viel<br />

Unwillen herrscht.«<br />

Wonnemeineslebens, die Hippolyt unterstützen wollte in s<strong>einem</strong> Bemühen<br />

zugunsten von Tirant, mischte sich ein mit den folgenden Worten.<br />

230<br />

KAPITEL CCLIII<br />

Was Wonnemeineslebens der Prinzessin vorhielt<br />

ch würde mich glücklich schätzen, wenn ich niemals et- was<br />

davon gehört hätte, welch liebenswürdige Person Ihr seid; denn<br />

dann wäre ich nie in die Lage gekommen, mit soviel Widerstreben<br />

Eurem Willen dienstbar sein zu müssen; es widerstrebt mir mit<br />

ansehen zu müssen, wie träge Euer Mitgefühl ist, wie lange Ihr<br />

braucht, um Mitleid mit dem zu haben, der im Umgang mit den Waffen soviel<br />

Glück wie kein anderer erlangt hat und in der Liebe der ärmste Pechvogel ist.<br />

Darum bereue ich es, daß ich Euretwegen den wichtigsten Teil meines Lebens<br />

vergeudet habe. Und Eure Hoheit ist daran schuld, wenn ich mein weiteres<br />

Leben in Kummer verbringe. Da ich sehe, daß Gott Euch als ein mit viel-<br />

fachen Tugenden begabtes Mädchen geschaffen hat, ist es für mich<br />

unbegreiflich, daß es Euch an der größten Gnadengabe mangeln soll, welche<br />

die Natur verleihen kann; ich meine: daß es Euch an der Fähigkeit <strong>zur</strong> Liebe<br />

fehlt; ihr liebt ihn nicht so, wie Ihr ihn lieben müßt, ihn, der es verdient, den<br />

Mann, der Eurer Majestät mit solcher Treue gedient hat. Wie kann ich selbst<br />

Euch treuherzig weiterhin dienen, wenn ich sehe, wie undankbar Ihr sein<br />

könnt? Wenn ich vermuten dürfte, daß diese Betrübnis nur etwas<br />

Vorübergehendes ist, wie viele andere Kümmernisse, die ich schon erlebt<br />

habe, und daß Euer Durchlaucht doch noch dahin kommt, jene Glückseligkeit<br />

zu empfinden, die andere Jungfrauen gefühlt haben; wenn Gott mir bloß diese<br />

eine Gnade gewähren wollte, daß ich Euch beibringe, die irdische<br />

Glückseligkeit der Liebenden zu erkennen, zu sehen, zu erfahren, und die Lust,<br />

welche die Liebe mit sich bringt – ich bin ganz sicher, wenn Eure Hoheit das<br />

erkennt, wovon ich rede, seid Ihr würdig, zu den Seligen gezählt zu werden,<br />

die recht geliebt haben und darob schon zu Lebzeiten ewiglich gerühmt und<br />

gepriesen werden. Aber Eurer Hoheit ergeht es wie dem Mann, der alleweil<br />

den Duft der Speise witterte, ohne sie je zu kosten. Wenn Eure Majestät es<br />

probieren und die Süße schmecken würde, samt allem, was sie birgt – dann<br />

würdet Ihr, hinsterbend, glorreich zu neuem Ruhmesleben auferstehen. Aber,<br />

Herrin, da ich sehe, daß Ihr meinen Herrn Tirant nicht liebt, besteht

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