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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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mal ein bißchen dieses reizende Gestöhne hören lassen? Es ist eine große Lust,<br />

solch ein Ach aus Jungfrauenmund zu hören. Daß du keinen Mucks mehr<br />

machst, ist ein Zeichen, daß du den Pfirsichstein schon verschluckt hast.<br />

Schlecht für dich, wenn er nicht wieder hochkommt. Hier ist der Kaiser und<br />

horcht, ob du schreist; denn er ist besorgt, man könnte dir ein Leid antun.«<br />

Der Kaiser flüsterte ihr jedoch zu, sie solle schweigen und nichts davon<br />

verlauten lassen, daß er hier sei.<br />

Wonnemeineslebens aber erwiderte: »Das werde ich gewiß nicht tun. Im<br />

Gegenteil, ich will, daß die beiden wissen, daß Ihr da seid.« Da begann die<br />

Braut zu stöhnen und sagte, er tue ihr weh, er solle innehalten.<br />

Wonnemeineslebens meinte:<br />

»Herr, alles, was die Braut da von sich gibt, ist unecht; ihre Worte kommen<br />

nicht von Herzen. Mir scheint, sie tut nur so, als ob ... Das macht mir keinen<br />

Spaß.«<br />

Der Kaiser konnte es sich nicht mehr verkneifen, laut zu lachen über die<br />

drolligen Kommentare von Wonnemeineslebens. Da rief die Braut, als sie das<br />

Prusten von draußen hörte:<br />

»Wer hat dieses Katzenpack da auf den Sims gesetzt? Ich bitte dich, bring sie<br />

anderswo unter; denn die lassen mich kein Auge zutun.« Wonnemeineslebens<br />

entgegnete:<br />

»Das werde ich keineswegs tun, so wahr mir Gott helfe! Kennst du nicht<br />

meinen Dickkopf? Weißt du nicht, daß ich imstand bin, noch aus der toten<br />

Katze lebendige Kätzchen ans Licht zu holen?« »Potzblitz, da ist was dran!«<br />

sagte der Kaiser. »Das Mädchen ist nicht auf den Kopf gefallen! Was die<br />

daherplappert, ermuntert meinen Kopf aufs köstlichste. Wahrlich, Kind, ich<br />

schwöre dir beim Allerhöchsten: Wenn ich nicht schon eine hätte – keine<br />

andere wollte ich <strong>zur</strong> Frau haben als dich.«<br />

Inzwischen war die Kaiserin zum Gemach des Kaisers gegangen und hatte die<br />

Tür verschlossen gefunden. Sie traf niemanden an, nur einen Pagen, der ihr<br />

sagte, daß der Kaiser sich hinüberbegeben habe <strong>zur</strong> Tür des Brautgemachs.<br />

Dorthin eilte sie und entdeckte den Gesuchten in Gesellschaft von vier jungen<br />

Hofdamen. Sobald Wonnemeineslebens gewahrte, daß die Kaiserin sich<br />

näherte, sagte sie, ehe sonstwer ein Wort sagen konnte:<br />

138<br />

»Sterbt schnell, Herrin! Denkt, was der Herr Kaiser zu mir gesagt hat: Wenn er<br />

nicht schon eine Frau hätte, wollte er keine andere als mich nehmen. Ihr begreift,<br />

daß es unverzeihlich ist, welche Chance Ihr mir verderbt. Also sterbt, aber schnell,<br />

auf der Stelle!«<br />

»O du Tochter eines mißratenen Vaters!« sagte die Kaiserin. »Du wagst es, mir so<br />

etwas ins Gesicht zu sagen?« Und sich dem Kaiser zuwendend, fragte sie: »Und<br />

Ihr, heilige Einfalt, wozu wollt Ihr eine andere Frau? Um ihr statt Degenstößen<br />

schlappe Kläpschen mit der flachen Klinge zu verpassen? Nehmt Euch in acht,<br />

denn noch keine Frau oder Jungfrau ist je am Getätschel gestorben.«<br />

Derart scherzend, ging man höchlich vergnügt <strong>zur</strong>ück zum Gemach des Kaisers,<br />

und seine Gemahlin zog sich mit ihren Zofen in die eigenen Räume <strong>zur</strong>ück.<br />

Am nächsten Morgen herrschte allgemeine Fröhlichkeit, und jedermann erwies<br />

dem Konnetabel und der Neuvermählten vielfältige Ehre. Man brachte die<br />

beiden <strong>zur</strong> Hauptkirche, wo in aller Herrlichkeit das Hochamt zelebriert wurde.<br />

Nach der Lesung des Evangelientextes bestieg der Prediger die Kanzel und<br />

erläuterte in feierlicher Rede, was Laster und was Tugend ist. Und da<strong>nach</strong>, im<br />

Anschluß an die Predigt, richtete er auf Anweisung des Kaisers noch folgende<br />

Ansprache an die Hörer, um all denen Hoffnung zu schenken, die mit redlichem<br />

Herzen der kaiserlichen Sache dienten.<br />

KAPITEL CCXXI<br />

Die Ansprache, die der Ordensbruder seiner Predigt folgen ließ<br />

eine ungeschulte Zunge vermag es nicht, all die tugend- haften und<br />

überaus denkwürdigen Unternehmungen unseres durchlauchtigen,<br />

huldreichen und mächtigen Herrschers, des Herrn Kaiser,<br />

vorzutragen, all die Gunst- beweise, mit denen er seine Knechte,<br />

Diener und Vasallen gefördert, beschenkt und zu hohen Würden<br />

erhoben hat – Wohltaten, deren

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