22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Da ich sah, wie ihr meine Frage zu Herzen ging, drang ich nicht weiter in sie.«<br />

»Sagt«, sprach der Einsiedler, »Ihr habt mir so viel von jenem Konnetabel<br />

erzählt – aber wer ist es eigentlich gewesen, der dann den<br />

Lorbeer und die Siegesprämie des besten Kämpen der Turniere gewonnen<br />

hat?«<br />

»Nun ja, Herr«, sagte Tirant, »ein Urteil über die einzelnen Leistungen bei<br />

derartigen Wettkämpfen läßt sich nicht so ohne weiteres fällen; denn viele<br />

große Herren haben daran teilgenommen, und die meisten haben sich sehr<br />

ehrenhaft geschlagen. Aber es ist ja bekannt, wie wichtig es den großen<br />

Herren ist, sich im Turnier hervorzutun; und deshalb wird die Siegerehre eher<br />

<strong>einem</strong> Fürsten zugesprochen, auch wenn der seine Sache nicht ganz ohne<br />

Fehl und<br />

Tadel gemacht hat, als <strong>einem</strong> hergelaufenen armen Edelmann, der das<br />

Waffenhandwerk weit besser beherrscht.«<br />

»Das mag schon sein«, sagte der Einsiedler; »aber hierzuland ist es ja üblich,<br />

daß am Ende solcher festlichen Turniere und Tjosten, wenn alle Kämpfe<br />

ausgetragen sind, die Wappenkönige und Herolde mit Pauken und Posaunen<br />

den Namen des Besten aller Sieger verkünden. Und da es sich diesmal um<br />

hochfeierliche, wahrhaft herrscherliche Schaukämpfe gehandelt hat, zu denen<br />

alle Welt zusammengetrommelt worden ist und bei denen es gestattet sein<br />

sollte, wahrhaftig auf<br />

Leben und Tod zu kämpfen, würde ich gerne wissen, wer den Ruhm erlangt<br />

hat, als derjenige zu gelten, der allen überlegen ist.«<br />

Tirant schwieg und wollte nichts mehr sagen. Reglos stand er da, mit<br />

gesenktem Kopf, starr zu Boden blickend.<br />

»Tirant, mein Sohn«, sagte der Einsiedler, »warum antwortet Ihr nicht auf<br />

meine Frage?«<br />

Da erhob sich ein Ritter, der Diafebus hieß, und sagte:<br />

»Herr, es gibt Fragen, auf die einer keine Antwort geben kann. Doch, Herr,<br />

ich schwöre Euch, beim heiligen Orden der Ritterschaft, in den ich,<br />

unwürdig wie ich bin, am Tag der Himmelfahrt Unserer Lieben Frau<br />

aufgenommen worden bin, daß ich Euch wahrheitsgemäß Auskunft geben<br />

werde über all das, was Euer Gnaden zu wissen begehren. Nichts als die<br />

Wahrheit sollt Ihr hören, ohne jede Ausschmükkung oder Übertreibung.<br />

Herr, Euer Hochwürden soll es nicht ver-<br />

174<br />

schwiegen werden, daß der Beste aller siegreichen Kämpen, der den Großen<br />

Ehrenpreis gewonnen hat, laut Urteil des Königs und der Kampfrichter<br />

sowie sämtlicher Wappenkönige und Herolde, in Übereinstimmung mit der<br />

Meinung all der großen Herren der Christenheit, welche zugegen waren und<br />

als Zeugen dies mit eigener Hand und mit ihrem Wappensiegel bestätigten,<br />

auf einer Urkunde, die von fünfundzwanzig Notaren entgegengenommen<br />

wurde, welche alle die königliche Bestallung und Vollmacht besaßen,<br />

derartige Dokumente öffentlich zu prüfen, wobei ein jeder der besagten Notare<br />

seinen Schnörkel auf das Schriftstück setzte, das ich Euer Gnaden<br />

zeigen kann ...«<br />

»Oh, welche Freude wäre es für mich«, rief der Einsiedler, »wenn ich diese<br />

einzigartige Urkunde zu Gesicht bekäme!«<br />

Tirant aber erhob sich, denn er hielt es nicht länger aus, dies im Sitzen mit<br />

anzuhören. Er befahl den Knechten, sämtlichen Tragtieren die Lasten<br />

abzunehmen und diese auf der Wiese zu lagern. Er ließ die Zelte<br />

aufschlagen, gab Anweisung, rings um die Quelle ein paar Tische<br />

aufzustellen und ein Abendessen zu bereiten.<br />

Diafebus ließ sich derweil ein Ledertäschchen reichen, in dem die Urkunde<br />

steckte, und schickte sich an, deren Wortlaut vorzulesen.<br />

KAPITEL LVIII<br />

Wie Diafebus dem Einsiedler die Urkunde vorlas, welche der<br />

König für Tirant hatte ausstellen lassen <strong>zur</strong> Bestätigung seiner<br />

Wahl zum Besten aller Ritter<br />

ir, Heinrich, König von Gottes Gnaden in England und<br />

Herr über Großbritannien sowie über die Fürstentümer<br />

Wales, Cornwall und Irland, Hauptbannerträger der Heiligen<br />

Kirche und des Heiligen Vaters zu Rom, tun kund<br />

und zu wissen all denen, die geneigt sind, solches mit Gefallen zu<br />

vernehmen, wie auch sonsten männiglich, den Kaisern, Königen,<br />

Herzögen, Grafen, Markgrafen, Prinzen, Edelleuten, Rittern und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!