22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eigenmächtig eine Attacke zu unternehmen. Doch er schlug all ihre Argumente<br />

in den Wind und führte das gesamte Heer zu jenem Fluß, wo er sämtlichen<br />

Leuten befahl, die Strömung zu durchqueren, sei’s zu Fuß oder zu Pferde. Das<br />

Wasser ging den Pferden bis an den Bauchgurt, und es gab Stellen, wo Mann<br />

und Roß nur schwimmend hinüberkommen konnten.<br />

Auf der anderen Seite, wo die Feinde sich befanden, war das Ufer so steil, daß<br />

die Pferde es nur höchst mühsam erklimmen konnten; und kaum drüben<br />

angelangt, wurden sie von den feindlichen Lanzen empfangen. Geriet der in<br />

Eisen gehüllte Krieger oder sein Roß dabei auch nur für einen Moment aus<br />

dem Gleichgewicht, so stürzten beide jählings ins Wasser; ohne je wieder Fuß<br />

fassen zu können, wurden all die Gestürzten flußabwärts getrieben. Hätte der<br />

Herzog eine Meile weiter oben den Übergang versucht, so wäre es durchaus<br />

möglich gewesen, fast das gesamte Heer trockenen Fußes hinüberzubringen.<br />

Die Feinde ließen die Abwehr ein wenig abflauen, um die Angreifer<br />

herüberkommen zu lassen; und sie erweckten den Anschein, als wollten sie<br />

sich auf einen naheliegenden Hügel <strong>zur</strong>ückziehen, während der Herzog alles<br />

daransetzte, sie einzuholen. Die griechischen Kämpen von altem Adel, die sich<br />

bei vielen Treffen schon wacker geschlagen hatten, stürmten im Vertrauen auf<br />

die eigenen Kräfte und eingedenk der Treue, die sie als Vasallen ihrem<br />

Lehnsherrn schulden, mutig drauflos. Als rechte Ritter fochten sie mit<br />

entschlossener Tapferkeit, um ihrem Kaiser die Krone zu bewahren. Als nun<br />

die Sarazenen, die im Hinterhalt lagen, gewahrten, mit welcher Wucht die<br />

Griechen angriffen, verließen sie ihre Deckung und warfen sich mit wilder<br />

Wut auf die Christen, durchbrachen deren Reihen und richteten ein<br />

furchtbares Blutbad an. Der Herzog aber, dem das erbitterte Gemetzel allzu<br />

grausig wurde, machte sich heimlich aus dem Staub und flüchtete <strong>zur</strong>ück zu<br />

dem Ausgangspunkt seines unheilvollen Unterfangens, ohne den Feinden<br />

einen großen Tort angetan zu haben. Und alle, denen es gelang, ihre Haut zu<br />

retten, folgten ihm <strong>nach</strong>.<br />

Die Sarazenen begnügten sich nicht mit diesem Sieg, sondern setzten<br />

sogleich <strong>zur</strong> Verfolgung des Herzogs an und umzingelten seine<br />

468<br />

Stadt. Der Großtürke persönlich erschien vor den belagerten Mauern,<br />

ebenso der Sultan sowie sämtliche Könige, die ihnen Hilfe leisten; auch all<br />

die Herzöge, Grafen und Markgrafen stießen hinzu, die aus Italien und der<br />

Lombardei herbeigereist sind, um im Sold der Heiden uns zu bekriegen.<br />

Sobald der Sultan diese Verstärkung seiner Streitmacht erfuhr, ernannte er<br />

sich selbst zum Kaiser des Griechischen Reiches und verkündete, daß er die<br />

Belagerung nicht aufgeben werde, ehe er den Herzog mitsamt all seinen<br />

Leuten gefangengenommen habe; und da<strong>nach</strong> werde er hierher ziehen, um<br />

diese Stadt zu belagern. Und ich kann Euch versichern, Herr, die Vorräte,<br />

über die der Herzog verfügt, reichen nur für einen Monat, allerhöchstens für<br />

anderthalb Monate. Bedenkt also, Herr, was da zu tun ist und welche<br />

Maßnahmen Eure Majestät angesichts dieser Lage für ratsam halten mag.«<br />

Tirant fragte:<br />

»Sagt mir, Ritter, auf Ehr und Gewissen – wieviel Verluste hat es bei dieser<br />

Schlacht gegeben?«<br />

Der Ritter antwortete:<br />

»Herr Generalkapitan, <strong>nach</strong> Zählung der diversen Schwadronen steht fest,<br />

daß uns elftausendsiebenhundertzweiundzwanzig Mann fehlen, die teils<br />

gefallen oder ertrunken, teils in Gefangenschaft geraten sind.«<br />

Der Kaiser ergriff das Wort und sagte:<br />

»Generalkapitan, ich bitte Euch herzlich, aus Ehrfurcht vor Gott und Liebe<br />

zu mir, <strong>nach</strong> Kräften dafür zu sorgen, daß Ihr in fünfzehn oder zwanzig<br />

Tagen mit dem gesamten Kriegsvolk auf dem Marsch seid, um den armen<br />

Bedrängten dort zu Hilfe zu kommen, mit Proviant und mit Leuten.«<br />

»O Herr«, antwortete Tirant, »wie kann Eure Majestät davon reden, daß wir<br />

eine so lange Zeit, wie es zwanzig Tage sind, mit dem Ausmarsch zögern?<br />

Unterdessen könnten die Feinde zum Sturmangriff auf die Stadt antreten. Ja,<br />

sie könnten, da sie in der Übermacht sind, derweil schon eingedrungen sein.«<br />

Von dem Sendboten wollte er dann wissen, wie groß wohl die Truppenstärke<br />

der Feinde sei. Der Befragte antwortete:<br />

»Meiner Treu, die Türken sind in gewaltigen Massen angerückt, und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!