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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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Seine erste Aufgabe ist es, die Kirche zu verteidigen und all diejenigen zu<br />

töten oder niederzumachen, die Arges gegen sie im Schilde führen. Und so<br />

wie die Spitze des Schwertes alles durchbohrt, worauf sie stößt, so soll der<br />

gute Ritter alle diejenigen, die dem Christentum und der Kirche schaden<br />

wollen, treffen und gnadenlos durchbohren. Kein Erbarmen soll er mit<br />

ihnen haben, sondern zustechen, wo immer er sie verwunden kann. Der<br />

Gurt des Schwertes bedeutet, daß der Ritter, der ihn um die Mitte seines<br />

Leibes schlingt, desgleichen sich mit der Keuschheit umgürten muß. Der<br />

runde Knauf des Schwertes bedeutet die Welt, weshalb der Ritter verpflichtet<br />

ist, das Gemeinwohl zu verteidigen. Der kreuzförmige Griff deutet<br />

auf das eigentliche Kreuz, an dem unser Heiland Marter und Tod bereitwillig<br />

auf sich nahm, um das Menschengeschlecht zu erlösen. Und s<strong>einem</strong> Beispiel<br />

soll jeder Ritter folgen: er soll bereit sein, den Tod auf sich zu nehmen, für<br />

die Wiederherstellung und Bewahrung all dessen, was ich vorher genannt<br />

habe; und wenn er so stirbt, wird seine Seele geradewegs ins Paradies gehen.<br />

Das Pferd bedeutet das Volk, dem der Ritter dazu verhelfen soll, daß es in<br />

Frieden und in wahrer Gerechtigkeit leben kann, denn so wie der Ritter,<br />

wenn er in die Schlacht ziehen will, alles in seiner Macht Stehende tut, damit<br />

sein Pferd heil bleibt und niemand ihm etwas antut, so muß er das Volk<br />

behüten, damit niemand sich an ihm vergeht. Das Herz des Ritters muß hart<br />

und stark sein gegenüber denen, die tückisch sind und wenig Mitgefühl<br />

kennen; den redlichen, treuen und friedfertigen Menschen gegenüber muß er<br />

jedoch ein weiches Herz haben, sanft und voller Erbarmen. Wenn nämlich<br />

der Ritter sich derer erbarmen würde, die den Tod verdient haben, und<br />

ihnen Gnade widerfahren ließe, wo er Gerechtigkeit üben muß, so<br />

überantwortete er damit seine Seele der Verdammnis. Die vergoldeten<br />

Sporen, die sich der Ritter anschnallt, haben vielerlei Bedeutungen. Das<br />

Gold, das so hoch geschätzt wird, heftet er sich an die Füße, weil der Ritter<br />

es nicht so sehr lieben darf, daß er um seinetwillen einen Verrat, eine<br />

Schurkerei oder sonst etwas beginge, was ihn seiner ritterlichen Ehre<br />

berauben würde. Die Sporen sind scharf, damit sie das Pferd antreiben<br />

können; und sie bedeuten, daß der Ritter das Volk anstacheln muß, um es<br />

zum rechten Handeln zu<br />

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bewegen; denn ein einziger rechter Ritter genügt, um die tugendhaften Kräfte<br />

vieler zu erwecken. Dem üblen Gesindel hingegen muß er den Stachel<br />

verpassen, um ihm Furcht beizubringen. Der Ritter, der um des Goldes oder<br />

des Silbers willen vom Weg des ehrenhaften Handelns abweicht, mißachtet<br />

das Gesetz des Ritterordens. In <strong>einem</strong> solchen Fall ist es geboten, daß alle<br />

Wappenkönige und Herolde samt deren Stellvertretern sich mit <strong>einem</strong><br />

Strafantrag an die guten Ritter wenden; und diese sind bei <strong>einem</strong> solchen<br />

Vorfall gehalten, den König aufzusuchen. Gemeinsam muß man dann so<br />

rasch und energisch wie möglich einschreiten; und falls man den Mißratenen<br />

zu fassen bekommt, soll man ihm den Harnisch anlegen und ihn vollständig<br />

bewaffnen, so sorgsam und ordentlich, als müßte er in die Schlacht ziehen<br />

oder an <strong>einem</strong> festlichen Turnier teilnehmen. In voller Montur muß man ihn<br />

auf ein hohes Schaugerüst stellen, damit alle ihn sehen können. Dreizehn<br />

Priester müssen zugegen sein und pausenlos Trauergebete psalmodieren,<br />

genau so, als ob da sein Leichnam wäre. Und bei jedem Psalm, den sie<br />

anstimmen, wird ihm ein Stück der Rüstung abgenommen, und zwar als<br />

erstes die Sturmhaube, weil sie den wichtigsten Teil des Ritters deckt, den<br />

Kopf, der es zuließ, daß die Augen nicht widerstehen konnten und er dadurch<br />

gegen den Geist des Ritterordens verstieß. Da<strong>nach</strong> muß man ihm den<br />

Eisenhandschuh der Rechten abnehmen, weil sie es ist, die angreift und<br />

zupackt; wenn er also dem Gold zuliebe die Regeln ritterlichen Anstands<br />

mißachtet hat, so geschah das, weil er mit dieser Hand es berührt, ergriffen<br />

und an sich gebracht hat. Als nächstes nimmt man ihm den linken<br />

Eisenhandschuh ab, den Schutz der Verteidigungshand, weil diese dem Frevel<br />

der Rechten nicht wehrte und sich so zu deren Komplizen machte. Her<strong>nach</strong><br />

muß ihm alles übrige genommen werden, sämtliche Harnischteile, die er noch<br />

anhat, und jede Waffe. Einzeln wird jedes Stück von der Höhe des<br />

Schaugerüsts herabgeworfen auf den Erdboden, wobei ein jedes Teil eigens<br />

ausgerufen wird, zunächst von allen Wappenkönigen, dann von den Herolden<br />

und schließlich auch noch von deren Stellvertretern. Lauthals verkünden sie<br />

die Reihenfolge der schmählichen Entkleidung.«

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