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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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»Grämt euch nur ja nie zu Tode wegen eines Sohnes! Ich dachte, der Wille<br />

meines Sohnes entspräche meinen Wünschen; ich meinte, er wolle sich<br />

fernhalten von euch, würde sich in irgend<strong>einem</strong> Winkel verstecken, um den<br />

Gefahren der Feldschlacht zu entrinnen, weil er noch so jung ist. Und nun<br />

sehe ich, daß er genau das Gegenteil tut. Es stimmt offensichtlich, was das<br />

Sprichwort behauptet: Der angeborene Trieb ist’s, was den Hund zum Jagen<br />

treibt.«<br />

Sobald sie ans Stadttor gelangten, verabschiedeten sich die Ritter, um<br />

zum Feldlager <strong>zur</strong>ückzukehren. Der Sohn kniete auf dem harten Erdboden<br />

nieder, küßte die Füße, die Hände und den Mund der Mutter und bat sie<br />

um ihren Segen. Und die Gräfin schlug über ihm das Kreuz und sagte:<br />

»Mein Sohn, unser Herrgott möge dein Schutz und Schirm sein und dich vor<br />

allem Übel bewahren.«<br />

Viele Küsse gab sie ihm zum Abschied. Schließlich sagte sie:<br />

»So traurig ist diese Trennung für mich, daß nichts weiter nötig ist, um<br />

mich todunglücklich zu machen.«<br />

Als der Sohn von dannen geritten war, begab sich die Gräfin in die Stadt, laut<br />

weinend und klagend, und viele ehrbare Frauen aus der Stadt, die ihr das<br />

Geleit gaben, trösteten sie, so gut sie konnten.<br />

KAPITEL XXIII<br />

Wie die Ritter, welche die Gräfin begleitet hatten,<br />

mit deren Sohn zum Feldlager <strong>zur</strong>ückkamen<br />

und dem König die Klageworte der Gräfin berichteten<br />

ie beiden Ritter kehrten mit dem Sohn der Gräfin zum<br />

Lager <strong>zur</strong>ück und gaben dem König einen genauen Be-<br />

richt über all das, was die Gräfin zu ihrem Sohn gesagt<br />

hatte, und der König freute sich sehr über die kluge<br />

Selbständigkeit des Sohnes. Und in selbiger Nacht ließ der König<br />

das Lager sorgsam bewachen; k<strong>einem</strong> erlaubte er, die Rüstung abzulegen.<br />

Und am Morgen, als die Sonne aufgegangen war, ließ er die<br />

gesamte Umgebung seines Lagers durch Späher überprüfen, die erkunden<br />

sollten, ob da irgendwer sich aufhielt. Da<strong>nach</strong> ließ er die Trompeten blasen<br />

und befahl, das Lager in die Nähe der Mauren zu verlegen, an einen Platz,<br />

der etwa eine halbe Meile von dem Ort entfernt war, an dem diese sich<br />

befanden. Auf einer weiten Ebene, die sich dort erstreckte, errichtete man<br />

die Zelte, und als alle aufgeschlagen waren, ließ er dem gesamten Heer eine<br />

Stärkung reichen. Dies geschah, als der Mittag bereits vorüber war.<br />

Die Mauren, welche erfuhren, daß die Christen aus der Stadt ausgerückt<br />

waren, staunten sehr darüber und fragten sich verwundert, aus welchem<br />

Grund sie dies wohl getan hatten; denn es war ja noch nicht lange her,<br />

daß die Engländer es sich nicht getrauten, auch nur einen Schritt vor die<br />

Stadtmauer zu treten – dieselben Engländer, die jetzt ihnen <strong>nach</strong>stellten.<br />

Einige der maurischen Hauptleute sagten, daran sei die Ruchlosigkeit ihres<br />

Königs Salah-ben-Salah schuld, der das gegebene Wort gebrochen und die<br />

christlichen Gesandten auf grausame Weise habe umbringen lassen. Auch<br />

waren sie der Meinung, die Engländer hätten für Verstärkung gesorgt und<br />

Truppen aus Spanien oder Frankreich herbeigeholt.<br />

»Deshalb also rücken sie jetzt gegen uns heran, und ihr könnt sicher sein,<br />

daß sie einen jeden von uns, den sie zu fassen kriegen, zu Häcksel<br />

machen.«<br />

Einer der maurischen Emissäre, die einen Brief <strong>zur</strong> Stadt gebracht hatten, als<br />

es um die Vereinbarung für den Zweikampf ging, meldete sich zu Wort und<br />

sagte:<br />

»Sie haben uns viel Ehre erwiesen, und als wir drinnen in der Stadt waren,<br />

sahen wir unzählige Leute auf den Türmen und Plätzen, an den Fenstern<br />

und auf den Söllern. Wir konnten es nicht fassen, wie es da wimmelte von<br />

Massen gewappneter Mannen. Denn, bei Mohammed, ich schätzte, daß das<br />

an die zweihunderttausend Kämpen sein mußten. Und dieser niederträchtige<br />

König ließ ihre Gesandten einfach enthaupten, obwohl sie völlig schuldlos<br />

waren.«<br />

Als all die maurischen Hauptleute hörten, was dieser Emissär sagte, befragten<br />

sie die anderen Mauren, die mit ihm in die Stadt gelangt waren; und da sie<br />

dessen Schilderung bestätigt fanden, töteten sie den König Salah-ben-<br />

Salah und erhoben einen anderen Mann zum<br />

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